Baden-Württemberg

DWD warnt vor akuter Glatteisgefahr in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen

Der Deutsche Wetterdienst schlägt Alarm: Für die Region wird am Mittwoch gefährlicher Glatteisregen erwartet. Experten rechnen mit einer Entspannung nicht vor Donnerstag. Auch der öffentliche Nahverkehr ist betroffen

Von 
Jessica Blödorn und Bernhard Zinke
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Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Glatteis in Mannheim, Ludwigshafen und der Region. (Symbolbild) © Armin Weigel

Rhein-Neckar. Frost, gefrierender Regen und Schnee: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor hoher Gefahr durch Glatteisregen im Norden Baden-Württembergs. „Besonders Mittwochvormittag ist Vorsicht geboten“, sagt Marco Puckert von der Regionalen Wetterberatung des Deutschen Wetterdienstes in Stuttgart. Eine aktuelle Warnmeldung des Bundesdienstes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe am Dienstagmittag appellierte zudem an die Bevölkerung, das Fahren mit dem Auto zu vermeiden. 

Unwetterwarnung der höchsten Stufe für Mannheim und die Region

Für den nördlichen Rand Baden-Württembergs besteht eine Unwetterwarnung der höchsten Stufe 4 vor extremem Glatteis. Sie gilt von Mittwoch, 6.00 Uhr bis Donnerstag, 4.00 Uhr. Betroffen sind Mannheim, Heidelberg, Teile des Rhein-Neckar-Kreises, des Neckar-Odenwald-Kreises und des Main-Tauber-Kreises. Dort rechnet der DWD mit starker Eispanzerbildung und erheblichen Problemen in Verkehr und Infrastruktur. Verbreitet kann es zu Eisbruch kommen. Aufenthalte im Freien sollen unbedingt vermieden werden. Auch Ausfälle von Strom- und Mobilfunknetz sind laut DWD möglich.

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Dass ein Streifen von Saarbrücken bis Miltenberg von der Alarmstufe 4 betroffen ist, liegt an der geografischen Lage, sagt der DWD-Experte Puckert. „Der Unterschied zwischen Stufe 3 und 4 liegt in der Menge des zu erwartenden Niederschlags. Im Norden Baden-Württembergs fällt voraussichtlich ein bisschen mehr Regen, ausreichend, um die Schwelle zur Stufe 4 zu übertreten. Das bedeutet aber keineswegs eine Entwarnung für die anderen Gebiete.“ 

Weiter nördlich in Richtung Hessen sei zunächst mit fünf bis zehn Zentimetern Neuschnee zu rechnen. „Danach wird aber auch der Schnee schnell zu Glatteisregen“, sagt Puckert.  

Weitere Informationen zur Wetterwarnung

Das rät der DWD in seiner Unwetterwarnung mit Blick auf mögliche Gefahren: 

  • Aufenthalt im Freien und Fahrten unbedingt vermeiden
  • auf erhebliche Beeinträchtigungen auf allen Verkehrswegen bis hin zu Sperrungen/Schließungen einstellen
  • notfalls Fahrweise anpassen
  • möglichst volltanken, Decken und warme Getränke mitführen
  • Weitere Hinweise finden sich hier

Glatteiswarnung im Rhein-Neckar-Gebiet voraussichtlich bis Donnerstag 

Während sich die Lage im Süden des Landes bereits zum Mittwochnachmittag entspannen könnte, werde es um Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg herum länger dauern, womöglich bis in die Nacht auf Donnerstag. „Dieser Raum ist am längsten von Glatteisregen betroffen. Die Luft im oberen Viertel Baden-Württembergs wärmt langsamer auf als im Süden des Landes. Während wir am Mittwochabend in Freiburg und Stuttgart schon wieder mit bis zu 6 Grad Celsius plus rechnen können, dauert es in der Metropolregion Rhein-Neckar länger, bis der Gefrierpunkt überwunden ist.“ Hier könne man am Abend aber gebietsweise mit bis zu zwei Grad plus rechnen. 

Ob die Infrastruktur in der Metropolregion beeinflusst wird, kann Puckert nicht sagen. Es könne jedoch passieren, dass der sogenannte Eispanzer auf Bäumen durch den Eisregen so schwer wird, dass Äste abbrechen und herunterfallen.

RNV kündigt Ausfälle bei Bussen und Bahnen am Mittwoch an

Es sei mit Ausfällen von Straßenbahnen und Bussen zu rechnen, teilte die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH am frühen Donnerstagabend mit. In der Regel seien die Straßenbahnen weniger von Glatteis betroffen, sagte ein Sprecher am Mittag. Wenn es zu Verspätungen oder Ausfällen käme, hinge das meist mit Unfällen auf der Autofahrbahn zusammen. „Unsere Oberleitungen werden den ganzen Winter über mit Frostschutzmittel besprüht, damit der Strom ungehindert fließt.“ Die Weichen werden zudem geheizt, so dass Teile nicht festfrieren. 

Dennoch könne es witterungsbedingt zu Ausfällen kommen. Fahrgäste werden gebeten, sich online und über die App über mögliche Verbindungen zu informieren. 

Schulen und Unterricht: Das sagen die Kultusministerien in Baden-Württemberg und Hessen

Das hessische Kultusministerium verweist angesichts der bevorstehenden Wetterlage darauf, dass Eltern ihre Kinder auch zuhause behalten könnten. Es liege im Ermessen der Eltern, ob der Schulweg für das Kind zumutbar sei.

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Daniel Kraft
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Das baden-württembergische Kultusministerium teilte mit, dass „ungeachtet eventueller Auswirkungen auf den Verkehr und den Schülertransport“ regulärer Unterricht stattfinde. Schülerinnen und Schüler, die wegen Ausfällen des öffentlichen Nah- oder Fernverkehrs nicht zur Schule kommen könnten oder für die ein Schulweg aufgrund der Witterungsbedingungen unmöglich sei, „dürfen dem Präsenzunterricht ausnahmsweise fernbleiben“. Einzelne Schulen bieten am Mittwoch Homeschooling an.

Flughäfen ebenfalls betroffen

Der Frankfurter Flughafen erwartet wegen des für Hessen angekündigten Schneefalls und Eisregens zahlreiche Flugausfälle. Den ganzen Mittwoch (17. Januar) und auch noch am Donnerstag könne nur ein stark eingeschränkter Flugverkehr stattfinden, teilte die Betreibergesellschaft Fraport am Dienstag mit.

Passagiere sollten sich über ihre Flüge informieren und bei Streichungen nicht zum Flughafen kommen. Für Mittwoch sind am größten deutschen Flughafen rund 1030 Flugbewegungen geplant. Die Airlines streichen bei Unwetterwarnungen schon am Vortag ihr Programm zusammen.

Eine Passagiermaschine der Lufthansa wird vor ihrem Start auf dem Flughafen in Frankfurt am Main enteist. In den kommenden Tagen rechnen Meteorologen in Teilen Deutschlands mit gefährlichem Glatteis. © Boris Roessler

Im Luftverkehr stehe die Sicherheit an erster Stelle, erläuterte Fraport. Bei massivem Schneefall und Eisregen könnten die Start- und Landebahnen trotz kontinuierlichem Winterdienst nicht schnee- und eisfrei gehalten werden. Vor der Freigabe einer Bahn müsse erst über Testfahrten ein sicherer Reibungskoeffizient nachgewiesen sein. Ein weiterer Engpass ist die Flugzeugenteisung. Das aerodynamische Profil des Flugzeugs darf durch Schnee- oder Eisbelag in keiner Weise beeinträchtigt werden.

Der Baden-Airpark Flughafen Karlsruhe Baden-Baden rechnet indessen nicht mit starken Beeinträchtigungen des Flugbetriebs wegen des vorhergesagten Glatteises. Die Frühabflüge nach Porto und London fänden nach gegenwärtigem Stand statt, teilte ein Sprecher am Dienstag mit. Den Fluggästen werde aber empfohlen, genügend Zeit für eine sichere Anreise unter diesen Wetterbedingungen einzuplanen. Der Deutsche Wetterdienst hat eine Unwetterwarnung wegen Glatteises für Baden-Württemberg herausgegeben. Sie gilt von Mittwochmorgen an.

Winterdienst am Mittwoch im Volleinsatz

Der Wirtschaftsbetrieb Ludwigshafen (WBL) hat das Streusalzverbot bei der privaten Räum- und Streupflicht für diesen Mittwoch aufgehoben. Die Mitarbeitenden der Straßenreinigung seien seit 3 Uhr im Volleinsatz, um den Berufsverkehr und den ÖPNV im Rahmen der Möglichkeiten zu gewährleisten sowie die Zufahrten von Feuerwehr, Polizei und Krankenhäusern sicher befahrbar zu halten.

Der Winterdienst in Heidelberg ist ebenfalls komplett ab 4 Uhr morgens im Einsatz. Die Straßen und Radwege sowie die Gehwege in der Verantwortung der Stadt werden vorbeugend gestreut. Der Winterdienst des Rhein-Neckar-Kreises ist ebenfalls seit 3 Uhr im Einsatz. „Wir sind kreisweit mit allen verfügbaren Kräften unterwegs“, sagte der Betriebsdienstleiter der Straßenmeistereien im Rhein-Neckar-Kreis, Matthias Knörzer, dieser Redaktion auf Nachfrage. Im Einsatz sind rund 70 Einsatzkräfte der Straßenmeistereien in der Früh- und Spätschicht, außerdem 17 private Winterdienst-Unternehmen, die der Kreis eigens für solche Fälle mit Salzsteuern und Schneepflügen ausgestattet hat. Man werde mit Blick auf das Niederschlagsradar des DWD vorbeugend streuen. „Wir müssen dann aber sehen, wie es sich weiter entwickelt“, so Knörzer.

Allerdings warnt der Betriebsdienstleiter, dass man sicher nicht alle Straßen und auch nicht alle Geh- oder Radwege werde abstreuen und räumen können. Auf den Straßen werde es für die Streu- und Räumfahrzeuge vor allem dann kritisch, wenn sich ein Auto oder Lkw querstellt. „Dann kommt dort auch kein Räumfahrzeug mehr durch“, sagt Knörzer und empfiehlt deshalb: „Wer kann, sollte zuhause bleiben.“

BASF in Ludwigshafen: Produktion läuft

Die BASF hat ihre Mitarbeitenden über die internen Nachrichtenkanäle über die drohende Wetterlage informiert, so dass sie sich frühzeitig umorganisieren können. „Wir erwarten, dass die Mitarbeitenden selbstständig umplanen und soweit möglich von zu Hause arbeiten oder andere Möglichkeiten finden, zur Arbeit zu kommen. Wir rechnen entsprechend nicht mit Einschränkungen in der Produktion“, so eine Sprecherin. Bei Schnee oder Glatteis herrsche auf dem Werksgelände Fahrverbot für Zweiräder.

Heidelberger Zoo bleibt wegen erwarteten Glatteises geschlossen

Wegen der Unwetterwarnung bleibt der Heidelberger Zoo am Mittwoch geschlossen. "Wir möchten kein Risiko eingehen, daher schließen wir den Zoo morgen für den Besucherverkehr. Die Tierpfleger kümmern sich selbstverständlich weiterhin um unsere Tiere", teilte Zoodirektor Klaus Wünnemann am Dienstag mit.

Warnung vor Glätte schon am Montag 

Bereits in der Nacht zuvor hatte der DWD vor Glätte gewarnt. Allerdings sei es auf den Straßen in Baden-Württemberg ruhig geblieben, teilten die Polizeipräsidien am Dienstagmorgen mit. Es habe wenige witterungsbedingte Unfälle gegeben. 

Während es in Heilbronn am Montagnachmittag laut Polizeisprecher noch zu rund 150 Glätteunfällen gekommen war, sank die Zahl in der Nacht auf 22. Ähnlich in Offenburg: Hier sei es am Nachmittag zu 30 Vorfällen gekommen, sagte ein Sprecher. Die Nacht blieb dann ruhig. „Da waren die Räumdienste dann durch und es ist besser geworden.“  (mit dpa) 

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