Brüssel. Den größten Verdienst Friedrich von Heusingers würdigte Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) gleich als erster Redner: „Er hatte entscheidenden Anteil daran, dass Apfelwein, Grüne Soße und Ahle Wurst weiter unter diesem Namen verkauft werden dürfen.“
Mit großem Bahnhof wurde der 65-Jährige am Mittwochabend in Brüssel als Leiter der Vertretung Hessens bei der Europäischen Union in den Ruhestand verabschiedet. Ganze 19 Jahre lang hatte der gebürtige Nordhesse diese Funktion inne und wurde damit „zum hessischen Außenposten in Europa“, wie es Rhein formulierte.
Schließlich kommt der EU bei vielen, gerade auch für Hessen wichtigen Entscheidungen eine Schlüsselfunktion zu. Der Ministerpräsident erinnerte an die jüngste zur Ansiedlung der europäischen Behörde zur Bekämpfung der Geldwäsche und Terrorismusbekämpfung in Frankfurt am Main gegen starke Konkurrenz wie Paris, Madrid und Wien. Dass die mehr als 400 Mitarbeiter der neuen Einrichtung ihre Tätigkeit in der größten hessischen Stadt aufnehmen werden, auch daran habe von Heusinger erheblichen Anteil gehabt, hob Rhein hervor.
Fast 400 Teilnehmer auf der Gästeliste zum Empfang
Wie gut der jetzt ausgeschiedene Leiter der Landesvertretung in Brüssel vernetzt war, zeigte sich auch an der Redner- und erst recht der Gästeliste beim Abschiedsempfang für Heusinger an seiner langjährigen Wirkungsstätte in der Brüsseler Rue Montoyer. Unter den fast 400 Teilnehmern waren neben Rhein weitere Kabinettsmitglieder aus Wiesbaden wie Europaminister Manfred Pentz (CDU), Wissenschaftsminister Timon Gremmels, mehrere Staatssekretäre und Exminister. Wenn nötig hätte man dem Abend in Brüssel auch rechtsgültige Kabinettsbeschlüsse fassen können, scherzte Rhein.
Abschiedsreden hielten neben Rhein und Pentz auch der deutsche Botschafter in Brüssel, Martin Kotthaus, der Vizepräsident des Europaparlaments, Rainer Wieland (CDU), der Kabinettschef von Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis, Michael Hager, der per Video zugeschaltete Ministerpräsident der deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien, Oliver Paasch, und nicht zuletzt Alessandro Tschirkov, der Vorsitzende des Fanklubs von Eintracht Frankfurt in Brüssel.
Besonders hervorgehoben wurde dabei, dass die hessische Landesvertretung ihr Haus gemeinsam mit den europäischen Partnerregionen Nouvelle Aquitaine in Frankreich, Emilia Romagna in Italien und Wielkopolska in Polen betreibt.
Stellvertreter Claus-Peter Appel scheidet ebenfalls bald aus
„Heute geht eine Ära zu Ende“, sagte Rhein und sprach vielen Anwesenden aus dem Herzen, indem er anmerkte, die hessische Vertretung in Brüssel sei ohne Heusinger an der Spitze kaum vorstellbar. Kommissarisch wird das Haus jetzt von dessen vormaligem Stellvertreter Claus-Peter Appel geleitet, der aber auch bald ausscheidet. Einen Nachfolger wird das Landeskabinett in den nächsten Monaten benennen.
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