Ukraine-Krieg

Traumatisierte Schüler brauchen Hilfe

29 200 Flüchtlingskinder aus der Ukraine werden inzwischen im Land unterrichtet

Von 
Mathias Bury
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Die meisten Kinder aus der Ukraine haben in Baden-Württemberg mittlerweile eine Schule gefunden. © Robert Michael/dpa

Stuttgart. Seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine sind an den Schulen in Baden-Württemberg mehr als 29 200 Schülerinnen und Schüler aus dem Land aufgenommen worden. Rund 24 300 der geflüchteten Kinder und Jugendlichen werden an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet, etwas mehr als die Hälfte von diesen in der Primarstufe. Knapp 3200 junge Ukrainer besuchen hier eine berufliche Schule.

Die Aufnahme sei „ein Kraftakt“, der nur durch „große gemeinsame Anstrengungen“ zu bewältigen sei, erklärte der Pressesprecher im Kultusministerium, Fabian Schmidt. Trotz der großen Herausforderung sei es dank des enormen Engagements der Schulen und der dortigen Lehrkräfte, aber auch durch neue Beschäftigte, gelungen, eine so große Zahl von Schülern „beinahe geräuschlos in unser Schulsystem aufzunehmen“. Das Land habe zur Integration der Flüchtlingskinder ein breites Hilfsangebot aufgelegt, insbesondere zur Sprachförderung. Im laufenden Jahren stelle man „bis zu 59 Millionen Euro für die Beschulung aus der Ukraine Geflüchteter zur Verfügung“, so der Sprecher.

Mehr als 860 neue VKL-Klassen im Land Nach Angaben des Kultusministeriums besuchen etwa 37 Prozent der geflüchteten Schüler an allgemeinbildenden Schulen sogenannte Vorbereitungsklassen (VKL), 44 Prozent werden im Wechsel von Regelunterricht und VKL „teilintegrativ“ beschult, 19 Prozent lernen in einer Regelklasse. Von den Berufsschülern aus der Ukraine besuchen dort 96 Prozent eine Vorbereitungsklasse. Rund 1750 Schüler gehen auf eine freie Schule.

Psychische Kriegsfolgen belasten

Inzwischen gebe es im Land rund 2100 VKL-Klassen, die insbesondere dem Spracherwerb dienen, seit dem Ukraine-Krieg seien „mehr als 860 neue entstanden“, so Ministeriumssprecher Schmidt. Auf einer eigens für die Suche zusätzlicher Lehrkräfte eingerichteten Digitalplattform hätten sich bisher rund 3500 Personen gemeldet, mehr als 1100 Verträge seien daraus bisher entstanden. Unter diesen seien auch sogenannte „Nichterfüller“, die den Einstellungsanforderungen nicht entsprechen, also etwa Lehrer aus der Ukraine oder Beschäftigte aus anderen pädagogischen Bereichen.

Als Herausforderung sieht man beim Land neben der Gewinnung weiterer Lehrkräfte insbesondere den Umgang „mit den psychischen Folgen des Krieges“ bei den Schülern, so der Sprecher. Deshalb habe man die Fortbildungen für Lehrkräfte ausgebaut, es gebe Unterstützung etwa durch schulpsychologische Beratungsstellen oder die Schulsozialarbeit. Angesichts der großenteils noch immer schwierigen Wohnsituation vieler Schüler aus der Ukraine in Großunterkünften oder Hotels plädiert der Leiter der Stuttgarter Rosensteinschule, Detlef Storm, dafür, VKL-Schüler auf freiwilliger Basis in die Ganztagsschule zu integrieren. „Das wäre pädagogisch sehr förderlich und notwendig“, so Storm. Auch die Schulleiterin des Hohenheimer Paracelsus-Gymnasiums, Sabine Witzke, betont, dass Schüler aus der Ukraine „eine klare Tagesstruktur brauchen“.

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