#MeToo

Debatte erneut entfacht

Harvey Weinstein in den USA wieder vor Gericht

Von 
Dirk Hautkapp
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Harvey Weinstein steht in Los Angeles erneut vor Gericht. © dpa/Mark Lennihan

Washington. Ex-Hollywoodmogul Harvey Weinstein, der wegen sexuellen Missbrauchs und Erpressung bereits vor zwei Jahren zu 23 Jahren Haft verurteilt wurde, sitzt seit einigen Tagen in Los Angeles wieder vor Gericht. Wieder droht im Fall eines Schuldspruchs eine jahrzehntelange Haft, die Weinstein, er ist 70 und schwer krank, wohl niemals absitzen könnte. Wieder geht es um das elende Spiel von Macht und sexueller Ausbeutung. Und wieder weist Weinstein jede Schuld von sich.

Mit ihm, dem mächtigen Produzenten oscarprämierter Werke wie „Shakespeare in Love“, hatte vor fünf Jahren alles angefangen. Im Oktober 2017 wagten sich, angeführt von der Schauspielerin Ashley Judd, Dutzende Frauen in Artikeln der „New York Times“ und des Magazins „New Yorker“ in die Öffentlichkeit. Sie entlarvten das System Hollywood in Person von Harvey Weinstein, über den es jahrelang Gerüchte über sexuellen Missbrauch gab.

Tausende Frauen demonstrierten daraufhin unter dem bereits 2006 von der US-Aktivistin Tarana Burke kreierten Hashtag #MeToo (etwa: Ich auch) und beschrieben in den sozialen Medien ihre Erfahrungen mit Übergriffen und sexueller Gewalt. Kaum ein Tag verging, an dem sich nicht Stars wie Uma Thurman oder Popstar Lady Gaga bekannten, auch Opfer geworden zu sein.

Binnen kürzester Zeit wurde das Kürzel #MeToo weltbekannt. Und zum Kainsmal für viele mächtige Männer. Bereits 2018 rechneten US-Medien vor, dass über 200 prominente Männer analog zu Weinstein ihren Arbeitsplatz verloren hatten. In rund 50 Fällen rückte eine Frau nach. Prominente Täter wie Schauspieler Bill Cosby, Pop-Sänger R. Kelly oder der Sportarzt Larry Nassar wurden verurteilt.

Im aktuellen Prozess gegen Weinstein steckt eine politische Komponente. Ex-Präsident Donald Trump wird in den nächsten Tagen unter Eid vernommen. Die Autorin E. Jean Carroll gab an, Trump habe sie in den 90er-Jahren in der Umkleidekabine eines New Yorker Kaufhauses vergewaltigt. Trump bestreitet das. Sie sei nicht sein Typ, sagte er.

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