Hamburg/Kiew. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich dagegen ausgesprochen, die Ukraine zu Verhandlungen über ein Ende des von Russland begonnenen Krieges zu drängen. Steinmeier sagte am Sonntag im ZDF-„Sommerinterview: „Die Ukraine muss ihre Souveränität, muss ihre territoriale Integrität, muss ihre Unabhängigkeit wiedergewinnen.“ Offen sei die Frage, wie dieser Krieg und das Blutvergießen beendet werden können. Derzeit sehe es so aus, dass die Entscheidung auf dem Schlachtfeld gesucht werde. Die Erfahrung zeige aber, dass jeder Krieg am Ende am Verhandlungstisch beendet werde. Die Schlussfolgerung daraus sei: „Wir müssen die Ukraine in eine Lage versetzen, in der sie etwas zu verhandeln hat, indem wir sie stark machen, bevor Verhandlungen beginnen.“ Steinmeier fügte hinzu: „Wir werden die Ukraine nicht drängen. Es bleibt und ist eine Entscheidung der Ukraine, wann sie diesen Weg geht.“ Solange werde man die Ukraine unterstützen.
Widersprüche um Luhansk
Im Osten der Ukraine sind die russischen Truppen nach mehr als vier Monaten Krieg derweil weiter auf dem Vormarsch. Verteidigungsminister Sergej Schoigu meldete Kremlchef Wladimir Putin, dass nun auch die einstige Großstadt Lyssytschansk eingenommen worden sei. Damit hätte Russland die letzte ukrainische Bastion im Gebiet Luhansk erobert. Kiew bestritt, dass Lyssytschansk gefallen sei, gab aber Schwierigkeiten zu. Von unabhängiger Seite lassen sich Berichte aus den Kampfgebieten kaum überprüfen.
Russland holte unterdessen 70 Diplomaten und andere Beschäftigte seiner Vertretungen in Bulgarien zurück, die aus dem EU-Land ausgewiesen wurden. Sie waren am Dienstag vom bulgarischen Außenministerium zu „unerwünschten Personen“ erklärt worden.
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