Bundesliga-Serie, Teil 1

Bundesliga-Serie: Werder Bremen keine große Nummer mehr

Der erste Teil der Bundesliga-Serie beschäftigt sich mit Werder Bremen. Die Norddeutschen schafften zwar den umjubelten direkten Wiederaufstieg, stehen nun jedoch vor einigen Problemen und Widrigkeiten.

Von 
Lars Brockbalz
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Werders Sturmduo Niclas Füllkrug (re.) und Marvin Ducksch begeisterte in der 2. Liga die Bremer Fans. © Carmen Jaspersen/dpa

Bremerhaven. Als Werder Bremen vor einem Jahr aus der Bundesliga abgestiegen war, gab es große Sorgen bei den Fans, dass dem Verein ein ähnliches Schicksal droht wie anderen einstigen Bundesliga-Größen: etwa dem Hamburger SV oder schlimmer noch dem 1. FC Kaiserslautern. Doch die Bremer berappelten sich und stiegen sofort wieder auf. Das Ziel kann nun nur sein, sich wieder in der Bundesliga zu etablieren und nicht gleich gegen den Abstieg zu kämpfen. Aber wie?

Kann Werder weiter mutigen Offensivfußball spielen?

Trainer Ole Werner sagt: ja. Jedenfalls in seinen Hauptsätzen. Da klingt das so: „Auch wenn wir auf stärkere Gegner treffen, wollen wir mutig sein.“ In den Nebensätzen allerdings ist etwas anderes zu hören. Da betont Werner, dass seine Mannschaft weniger Spielkontrolle haben werde als in der 2. Liga und läuferisch und kämpferisch mehr gefordert werden wird. Heißt: Werder wird dem Gegner mehr hinterherlaufen müssen – und damit eben nicht so spielen können wie in der vergangenen Saison. Mit Niklas Stark und Amos Pieper kamen die prominentesten Neuzugänge für den Abwehrverbund. Das zeigt, wo die Prioritäten liegen.

Ist das Sturmduo Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch gut genug?

Die Tore von Ducksch (20 Treffer) und Füllkrug (19) waren maßgeblich für den Aufstieg. Die Frage ist: Können sich die beiden auch gegen schnellere, stärkere und cleverere Bundesligaverteidiger in Szene setzen? Füllkrug hat bisher erst 98 Bundesligaspiele (28 Tore) absolviert, Ducksch sogar nur 31 (2 Tore). Aber sie sind mit Ende 20 im besten Alter und können noch zulegen. Werder hat zudem gar keine andere Wahl, als auf die beiden zu setzen. Als Alternativen stehen lediglich die Jungspunde Eren Dinkci und Nick Woltemade sowie Neuzugang Oliver Burke zur Verfügung. Der hat in der vergangenen Saison in der zweiten englischen Liga nur zwei Tore erzielt.

Wer wird nach Ömer Toprak neuer Abwehrchef?

Toprak zu ersetzen, scheint auf den ersten Blick schwierig: Der 32-Jährige war einer der besten zentralen Verteidiger der 2. Liga und Werders Kapitän. Doch er fehlte auch häufig verletzungsbedingt oder spielte angeschlagen – und damit nicht in Topform. Werder wird aber Innenverteidiger in ihrer besten Verfassung brauchen, um in der Bundesliga bestehen zu können. Das Kommando in der Abwehr dürfte Milos Veljkovic bekommen, der seine Klasse schon bewiesen hat. Niklas Stark (kam von Hertha BSC) könnte diese Rolle auch einnehmen. Er dürfte auf lange Sicht aber als defensiver Mittelfeldmann eingeplant sein.

Kommt der Trainer auch mit graueren Zeiten klar?

Werner und Werder – das passte vom ersten Tag an. Ganze zwei Niederlagen gab es unter dem beliebten Trainer und die Krisenstimmung nach dem Impfpass-Skandal um Vorgänger Markus Anfang war schnell vergessen. Doch bei aller Euphorie: Werner hat noch nie ein Bundesligateam trainiert. Und bei seiner letzten Station in Kiel hat er es nicht geschafft, den Abwärtstrend zu stoppen. Mit dem Druck im Abstiegskampf zu leben und trotzdem die Mannschaft zu verbessern, ist eine Aufgabe, die jeden noch so motivierten und eloquenten Trainer zermürben kann.

Kann Werder sich wirtschaftlich stabilisieren?

Vor einem Jahr stand ein Punktabzug im Raum, weil Werder so große finanzielle Sorgen hatte. Erst durch die Verkäufe ihrer Topspieler sowie die Aufnahme neuer Schulden bekamen die Bremer die Kurve. Die größte finanzielle Not ist beseitigt. Spielraum für Toptransfers gibt es trotzdem nicht. Nicht nur sportlich, auch wirtschaftlich ist Werder in Deutschland keine große Nummer mehr.

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