Ried. Eine Kolumne über die Kreisliga: Das hat im Ried gerade noch gefehlt. Aber wie sonst sollen all die schönen und nicht so schönen Themen, die den Amateurfußball ausmachen, angemessen zur Sprache kommen? Allein der Rückblick auf die Sommervorbereitung in Lampertheim hält genug Gesprächsstoff bereit.
Ausgetrocknete Sportplätze, krachend gescheiterte Spielerverhandlungen, Urlaub nach Lust und Laune: Was viele Vereinsvorstände in höheren Ligen zum sofortigen Rücktritt bewegen würde, gehört für die Clubs im städtischen Adam-Günderoth-Stadion zum Alltag. Wie viele Mannschaften teilen sich da noch mal wie viele Plätze? Man weiß es nicht genau. „Der Kunstrasenplatz ist hinüber. Auf dem Rasen spielen wir vielleicht zehnmal, weil er ständig gesperrt ist. Der Vierer-Platz wird gar nicht mehr genutzt. Das ist ein Biotop, der sackt ab“, zählt Patrick Andres, der Sportausschussvorsitzende von C-Ligist FC Olympia Lampertheim, auf.
„Der ‚Vierer‘ ist eine Kuhwiese“, bestätigt Martin Göring, Trainer beim Ligarivalen VfB Lampertheim: „Es wäre schön, wenn der Rasen länger zu bespielen wäre. Der Kunstrasen ist in die Jahre gekommen, ich sehe dort aber auch Leute mit dem Fahrrad darauf herumfahren. Der Platzwart ist kein Security-Service.“
Giuseppe Mililli war jedenfalls kein ungestörter Urlaub vergönnt. Drei Wochen war der Platzwart verreist. Sein Telefon stand nicht still. „In der heißen Phase war der Rasenplatz total verbrannt“, sagt Andres. Mililli traf indes keine Schuld. Mehrere Rasensprenger hatten ihren Zweck nicht erfüllt. „Erst durch den Regen hat sich der Platz erholt“, erklärt Andres. Der Rückzug der AS Azzurri aus der A-Klasse hat deshalb auch etwas Gutes. Aktuell sind „nur“ der FC Olympia, der VfB und die SG Waldesruh/Waldhorn im Stadion zu Gange. Wobei die Azzurri das Training bald wieder aufnehmen wollen.
Doch nicht nur mit ihren Plätzen hatten Lampertheims Fußballer zu kämpfen. Dass die Vorbereitung mit den Sommerferien kollidiert, ist ein bekannter Geburtsfehler im Amateurfußball. Bei den Urlaubszeiten stellten sich trotzdem laufend „neue Trends“ ein, hält Andres fest: „In diesem Jahr fahren Spieler sogar zweimal weg.“
Dabei ist der Olympia-Sportchef froh über jeden Spieler, der für die neue Runde zugesagt hat. Denn auch die Gespräche mit potenziellen Zugängen hatten es in sich. „Mit manchen Spielern unterhältst du dich zwei Stunden gut. Dann verlangen sie astronomische Summen – und die Zeit vorher ist für die Füße“, berichtet Andres. Einem Spieler habe er sogar klarmachen müssen, dass „wir immer noch in der Kreisliga C sind“, erläutert Andres: „Dem habe ich gesagt: Ich gebe dir das Geld oder investiere es in den TÜV, damit du dir vorher die Füße geradebiegen lässt.“ Nur mit einem Augenzwinkern will Andres die Lage im Stadion übrigens nicht betrachten. „Eine 30 000-Einwohnerstadt wie Lampertheim stellt zurzeit keine A-Jugend. In Bürstadt eröffnet bald der Sportcampus. Die Leute sind schneller weg, als man denken mag“, befürchtet er.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/fussball_artikel,-fussball-die-kuhwiese-muss-zum-tuev-die-fuesse-auch-_arid,2113630.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/themen-schwerpunkte_dossier,-olympische-spiele-2021-in-tokio-_dossierid,246.html