Fußball - Nigerias Nationaltrainer hat seinen Vertrag um zweieinhalb Jahre verlängert / Afrika-Cup 2021 und WM 2022 im Visier

Gernot Rohr: „Meine Begeisterung treibt mich an“

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Lothar Zuther
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Auf der Jagd nach Erfolgen: Nigerias Trainer Gernot Rohr, hier beim Afrika Cup 2019 in Kairo/Ägypten. © dpa

Lège-Cap-Ferret/Mannheim. Der in Mannheim geborene Gernot Rohr (66) bleibt weitere zweieinhalb Jahre Nationaltrainer in Nigeria. Kürzlich hat er seinen Vertrag mit dem nigerianischen Fußballverband bis zum 31. Dezember 2022 verlängert. Ziele sind der Afrika-Cup im Sommer 2021 und die Weltmeisterschaft 2022 in Katar. „Meine Begeisterungsfähigkeit treibt mich an“, erklärt er sein Engagement in einem Alter, in dem sich andere längst in Rente befinden. Im Gespräch mit dieser Redaktion beantwortet Rohr Fragen rund um die Vertragsverlängerung.

Herr Rohr, herzlichen Glückwunsch zur Vertragsverlängerung. Waren die Verhandlungen schwierig?

Gernot Rohr: Nein, aber sie verliefen ein bisschen schleppend. Präsident Pinnick und ich wollten uns im Januar treffen, aber da konnte ich nicht. Dann kamen das Corona-Virus und der Lockdown. Eigentlich waren wir uns einig, es ging nur noch um Einzelheiten. Schließlich hat sich auch noch der Sportminister eingemischt. Ich hatte Anfragen aus Kongo und Mali, die habe ich abgelehnt.

Wie lange läuft der Kontrakt?

Rohr: Bis nach der WM, also bis zum 31. Dezember 2022. Er ist geknüpft an einen erfolgreichen Afrika-Cup.

Der nigerianische Verband und das Sportministerium hätten es gerne, wenn Sie Spieler aus der nigerianischen Liga einsetzen würden. Warum tun Sie das nicht?

Rohr: Weil sie nicht gut genug sind und weil ich bessere habe. Es gibt in Europa so viele gute Spieler. Ich habe seit 2016 mehr als 20 einheimische Spieler eingeladen. Wenn sie gut sind, landen die dann über kurz oder lang alle in Europa.

Was sind die Ziele für die nächsten beiden Jahre?

Rohr: Die Qualifikation für den Afrika-Cup 2021 und die WM 2022 in Katar.

Am Ende Ihres Vertrages werden Sie immerhin 69 Jahre alt sein. In dem Alter hat ihr französischer Kollege Guy Roux noch den RC Lens betreut. Wollen Sie ihm nacheifern?

Rohr: Es gibt noch einen anderen, nämlich Claude Leroy. Er betreut die Nationalmannschaft von Togo und ist 72. So lange ich mich fit, gesund und jung genug fühle, mache ich weiter. Meine Begeisterungsfähigkeit treibt mich an.

Beim FC Bayern spielt mit Joshua Zirkzee ein vielversprechendes Talent. Er hat eine nigerianische Mutter. Wäre er ein Kandidat für Sie?

Rohr: Ein Wunschkandidat, aber so einfach ist das nicht. Wir können und werden ihn nicht abwerben, das muss von dem Spieler selbst kommen. Es gibt noch ein paar andere in der Bundesliga, auf die das zutrifft: Kevin Akpoguma in Hoffenheim, Jordan Torunarigha bei Hertha BSC und Felix Uduokhai in Augsburg. Aber wir können sie nicht so einfach holen.

Für den Afrika-Cup stehen noch Qualifikationsspiele gegen Sierra Leone, Benin und Lesotho an, die wegen Corona ausgefallen sind. Wissen Sie schon, wann es weitergeht?

Rohr: Nein, noch nicht präzise. Hoffentlich im September, aber dann ohne Zuschauer. Die Rede ist davon, den Afrika-Cup vom Jahresbeginn auf den Sommer zu verschieben. Das wäre gut.

Sie haben die letzten drei Monate zu Hause in Lège-Cap-Ferret verbracht, weil sie nicht reisen durften. Wie war das für Sie?

Rohr: Wunderbar, wir konnten die Zeit gemeinsam in der Familie genießen. Ich habe meine pädagogischen Fähigkeiten bei meinen Kindern wieder zum Tragen gebracht. Wir haben im Garten gekickt, gelernt und die Zeit gut rumgebracht. Oscar (17) hat sein Abitur mit gut abgelegt. Ich hatte Mitleid mit den Menschen, die in einer Wohnung leben und nicht rauskonnten.

Abschließend eine Frage zum FC Bayern. Wie beurteilen Sie die Arbeit von Hansi Flick, den Sie ja gut kennen?

Rohr: Es ist bewundernswert, was er geleistet und wie er den Karren in die richtige Richtung gelenkt hat. Seine Spielweise ist sehr pragmatisch, er hat die Abwehr gestärkt, Müller rehabilitiert und gibt den Jungen Chancen. Ich fühle mich ihm sehr nahe und habe ihm per SMS zur Meisterschaft gratuliert.

Zur Person: Gernot Rohr

  • Geboren wurde Gernot Rohr am 28. Juni 1953 in Mannheim. Mit dem Fußballspielen begann er 1961 in der Jugendabteilung des VfL Neckarau.
  • Als Profi spielte er für den FC Bayern, SV Waldhof, Kickers Offenbach und Girondins Bordeaux. Dort wurde der Defensivspieler dreimal französischer Meister.
  • Als Trainer betreute er mehrere Vereinsmannschaften in Frankreich, der Schweiz und in Tunesien.
  • Seit 2016 ist er Nationaltrainer von Nigeria, zuvor war er in Burkina Faso, Niger und Gabun tätig.
  • Gernot Rohr ist verheiratet und Vater von vier Kindern

Redaktion

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