Mannheim. Weichenstellung bei den Handballern im Land: Am vergangenen Samstag wurde im Rahmen außerordentlicher Verbandstage in Baden, Württemberg und Südbaden die Verschmelzung der bislang eigenständigen Verbände zum Baden-Württembergischen Handball-Verband (BWHV) zum 1. Juli 2025 beschlossen. Bis dahin werden die Verbände weiterhin unter dem Dach des Vereins „Handball Baden-Württemberg e.V.“ zusammenarbeiten und die Verschmelzung weiter vorantreiben. Im Folgenden beleuchten wir die Gründe, Ziele und Hoffnungen die der neuen Dachorganisation zugrunde liegen.
Was war die Motivation hinter der neuen Struktur und dem BWHV?
Seit vier Jahren laufen bereits Vorarbeiten. Die Oberligen Baden-Württemberg waren seit 22 Jahren schon unter dem Dach des Vereins „Handball Baden-Württemberg“ mit den drei Landesverbänden als Mitglieder organisiert. Nun ist das Ziel, durch eine Bündelung der Kräfte weitere Synergien zu nutzen, Bürokratie abzubauen, die Arbeit der Hauptamtlichen effektiver zu gestalten und letztlich auch den finanziellen Spielraum zu erhöhen.
Hinzu kommt, dass der Deutsche Handball-Bund (DHB) perspektivisch ebenfalls eine Verschlankung der Strukturen fordert und aus den bisher 22 Landesverbänden zehn Förderregionen machen möchte. In einer digitalen Pressekonferenz sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann (Aschersleben): „Das Ergebnis ist sicherlich ein erfreuliches Signal, das auch andere Verbände in Deutschland ermutigen sollte, diesen Weg zu gehen.“ Der deutsche Handball-Chef stellte zudem als „Geschenk“ die Bildung des ersten Bundesstützpunktes im weiblichen Bereich in Stuttgart in Aussicht.
Wo steht der BWHV im Vergleich mit den anderen Verbänden?
Durch die Verschmelzung zum Baden-Württembergischen Handball-Verband ensteht der größte Landesverband des DHB. Mit 150 000 Mitgliedern stellt der BWHV ein Fünftel aller Mitglieder in Deutschland und verfügt über die meisten Stimmen im Deutschen Handball-Bund.
Wer werden die handelnden Personen im BWHV sein?
Die Verantwortlichen in den bisherigen Verbänden erstellten in den letzten Monaten ein Personaltableau, das den Vereinen präsentiert wurde. Dabei handelt es sich in erster Linie um bekannte Personen. Der Präsident des Badischen Handball-Verbands und bisherige Vorsitzende von „Handball Baden-Württemberg“, Peter Knapp (Bild), wird bis zum 1. Juli 2025 die Geschäfte leiten und ist damit auch der designierte erste Präsident des BWHV. Der 69-jährige von der HG Oftersheim/Schwetzingen wird durch seine Stellvertreter Alexander Klinkner (Südbaden) und Eberhard Gloger (Württemberg) sowie das in Fachgebiete unterteilte Präsidium unterstützt.
Hinzu kommen künftig 30 hauptamtliche Mitarbeiter unter der Regie von BWHV-Hauptgeschäftsführer Thomas Dieterich (Württemberg). „Wichtig ist uns, dass die Geschäftsstellen der drei bisherigen Landesverbände erhalten bleiben“, erklärt Peter Knapp. „Wir werden in Zukunft noch stärker auf die Hauptamtlichkeit bauen und haben zu keinem Zeitpunkt daran gedacht, hier Stellen abzubauen“, unterstreicht er. Der offizielle Sitz des BWHV mit der einheitlichen Passstelle wird in Freiburg sein.
Gab es zuletzt noch Gegenwehr?
Für die Verschmelzung war eine 75-Prozent-Mehrheit auf den außerordentlichen Verbandstagen der drei Verbände nötig. Während beim badischen (85,3 Prozent) und dem südbadischen (87,7) Verband das Quorum klar erreicht wurde, war es in Württemberg mit 79,2 Prozent (95 von 91 benötigten Ja-Stimmen) etwas enger. „In Zeiten, in denen politisch schon die einfache Mehrheit kaum erreichbar ist, sind nahezu 80 Prozent aber ein überzeugendes Votum“, ordnete Knapp das Ergebnis dennoch positiv ein.
Welche Änderungen kommen auf die badischen Handballer zu?
Das werden verhältnismäßig wenige, da bereits vor fünf Jahren eine Reform hin zu den beiden Bezirken Rhein-Neckar-Tauber und Alb-Enz-Saal durchgeführt wurde. In diesen Strukturen wird weitergearbeitet. Hier werden die anderen beiden bisherigen Landesverbände Südbaden und Württemberg mehr Arbeit haben. „Uns kommt hier zu Gute, dass dieser Teil der Reform – ohne dass man damals schon an das große Ganze gedacht hat – frühzeitig vollzogen wurde“, erklärt Knapp und verweist auf seine Vorgänger. Im nächsten Schritt ist nun angedacht, den baden-württembergischen Handball in acht Bezirke, denen jeweils 60 bis 70 Vereine angehören werden, aufzuteilen. Bisher gab es 14 Bezirke (SHV 4, BHV 2, WHV 8).
Wird man sich an neue Ligen gewöhnen müssen?
Nur geringfügig. Allerdings wurde eine klare hierarchische Pyramide erstellt, die die Spielklassen von oben nach unten abbildet. „Damit möchten wir Auf- und Abstiegsrelegationsspiele möglichst verhindern und klare sportliche Entscheidungen erreichen“, so Knapp, der hier den für die Spielplangestaltung zuständigen Mitarbeitern ein großes Lob macht: „Unsere Spieltechniker haben viel Arbeit investiert und eine sehr gute, von allen anerkannte Lösung geschaffen.“ (Bild: bhv)
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