Eishockey

Adler-Cheftrainer Dallas Eakins: „Wir versuchen, die Lücke zu den Eisbären zu schließen“

Adler-Cheftrainer und Sportmanager Dallas Eakins geht bei den Mannheimern in seine zweite volle Saison. Vor dem offiziellen Trainingsauftakt zieht der US-Amerikaner ein Fazit über den Ist-Zustand.

Von 
Philipp Koehl
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Mannheims Cheftrainer und Sportmanager Dallas Eakins sieht beim Thema Torerfolg in der Mannschaft jetzt „mehrere Optionen“. © PIX-Sportfotos

Mannheim. Die Adler Mannheim gehen bei der Vorbereitung auf die anstehende Saison den nächsten Schritt. Nach der traditionellen „The boys are back in town“-Party sowie dem Eagles Cup steht der Club aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) seit dieser Woche nun auch wieder vollständig als Mannschaft auf dem Eis. Vor dem ersten offiziellen Training am Freitag zeigte sich Adler-Cheftrainer und Sportmanager Dallas Eakins im Gespräch mit dieser Redaktion zufrieden über den Ist-Zustand. Zudem gab der US-Amerikaner Einblicke darüber, wie er mit einzelnen Akteuren plant und welche neue Denkweise er – zusammen mit seinem Trainerteam – der Mannschaft vermitteln möchte.

Dallas, wenn Sie sich Ihren aktuellen Kader ansehen, wie würden Sie ihn beschreiben?

Dallas Eakins: Sehr ausgewogen. Ich denke, wir haben die Fähigkeit, vier Reihen aufzustellen, die wirklich gleichwertig sind. Alle haben das Verständnis, zuerst zu verteidigen, aber auch Tore zu erzielen. In unserer Verteidigung haben wir bereits eine große Tiefe mit sieben Spielern, die mehr als qualifiziert sind, jeden Abend zu spielen. Zudem haben wir nach Arnos (Ex-Adler-Torwart Arno Tiefensee, Anm. d. Red.) Wechsel nach Nordamerika und Felix‘ Wechsel (Ex-Adler-Torwart Felix Brückmann, Anm. d. Red.) nach Köln zwei sehr, sehr gute Torhüter verpflichtet. Natürlich ist jedes Team in unserer Liga derzeit sehr optimistisch. Alle lieben, was sie haben. Denn noch hat niemand seine Schwächen aufgezeigt bekommen. Aber ja, ich mag unsere Mannschaft. Sie ist eine enge Gruppe, hat einen tollen Charakter, einen hohen Wettbewerbsgeist und ist – wie gesagt – sehr ausgewogen.

Sie sind seit gut anderthalb Jahren in Deutschland und kennen die DEL mittlerweile. Wie beurteilen Sie die Liga und welche Saison erwarten Sie?

Eakins: Nun, ich denke nach wie vor, dass Berlin über allem schwebt. Sie haben die Gruppe dort größtenteils zusammengehalten. Ihr Sportlicher Leiter Stéphane Richer hat einen großartigen Job gemacht. Genau das ist es, was jedes Team in unserer Liga anstrebt. Wir versuchen, die Lücke zu den Eisbären zu schließen. Wir haben letztes Jahr mit unserem Spiel, unserem Torverhältnis und unserer Platzierung in der Tabelle bereits etwas aufschließen können. Zudem haben wir eine zusätzliche Playoff-Runde gespielt. Nun wollen wir einfach wieder den nächsten Schritt nach vorne gehen. Wir wollen, wie ich immer sage, und das wird sich nicht ändern, ein prozessorientiertes Team sein. Wir wollen darüber sprechen, wie wir Dinge tun werden, anstatt was wir tun werden.

Durch die vierwöchige Olympia-Pause im Februar ist der DEL-Spielplan in der anstehenden Saison sehr kompakt. Es werden viele Partien in kurzer Zeit ausgetragen. Was wird wichtig sein, um diesen Spielplan bestmöglich zu meistern?

Eakins: Zuerst möchte ich sagen, dass unser Sportwissenschaftsteam, das wir letzten Sommer zusammengestellt haben, einen hervorragenden Job gemacht hat. Unsere Verletzungen sind letztes Jahr stark zurückgegangen. Wir sind ein extrem fittes Team. Unsere Jungs sind dieses Jahr auch wieder sehr, sehr fit aus der Sommerpause zurückgekommen. Dass wir fitte Jungs und Tiefe im Kader haben, ist ein großes Plus. Das Wichtigste ist jetzt, dass wir unser Fitnessniveau weiter steigern. Aber wenn die Saison losgeht, wird vor allem die Regeneration entscheidend sein. Wir müssen sicherstellen, dass die Jungs auf ihre Ernährung, ihre Hydratation, aber auch auf ihren Schlaf achten. Und manchmal ist es besser, vom Eis weg zu sein, als darauf zu stehen, wenn man viele Spiele spielt. Also weniger zu trainieren. Die Pause letztlich zu managen, wird eine Herausforderung werden. Wir spielen im Grunde einen Monat lang nicht. Also werden wir unseren Jungs etwas freigeben, sind aber zuversichtlich, dass sie währenddessen aktiv bleiben und sich auf den Endspurt vorbereiten.

Wäre es da nicht hilfreich, die neunte Ausländerstelle im Kader bereits noch vor dem Saisonstart zu besetzen, um die Belastung noch besser verteilen zu können?

Eakins: Nein, ich mag es, dort Flexibilität zu haben. Wir können bis zu elf Ausländer verpflichten, aber ich fühle mich sehr wohl damit, wo wir gerade stehen. Wir haben im Grunde jeden Spieler bekommen, den wir wollten. Waren in gewisser Weise geduldig. Im Moment – es sei denn, es kommt noch ein absoluter Top-Spieler auf den Markt, den wir einfach nicht ablehnen können – sind wir mit der Kaderplanung fertig.

CREATOR: gd-jpeg v1.0 (using IJG JPEG v62), quality = 80 © PIX-Sportfotos

Lassen Sie uns über die beiden neuen Torhüter sprechen. Streben Sie eine 1A/1B-Lösung an oder soll es eine klare Nummer eins geben?

Eakins: Ich denke, wir haben zwei großartige Optionen, und das liebe ich besonders. Angesichts des diesjährigen Spielplans mit dicht aufeinanderfolgenden Spielen macht es für mich keinen Sinn, sich auf einen einzigen Torhüter zu verlassen und einen klaren Nummer-eins- und einen Backup-Torhüter zu haben. Ein weiterer Punkt ist, dass bei einer solchen Konstellation wenig Wettbewerb herrscht. Mit Maximilian Franzreb und Johan Mattsson haben wir zwei wirklich gute Jungs, die nicht nur tolle Freunde und Teamkollegen sein werden, sondern auch in Konkurrenz zueinander stehen. Wettbewerb bringt immer das Beste in einem hervor und ermöglicht es unserem Team, beide Torhüter ausgeruht und frisch zu halten.

Im Gegensatz zum Beginn der vergangenen Saison haben Sie diesmal direkt sieben etablierte Verteidiger unter Vertrag genommen. Was steckt dahinter?

Eakins: Wir werden Verletzungen haben, viele Spiele in kurzer Zeit austragen und es kann vorkommen, dass Spieler an manchen Abenden in ein Tief geraten. Ich bin mir noch nicht sicher, wie wir das handhaben werden – wahrscheinlich werden wir eine Art Rotation machen, damit alle frisch bleiben. Das ist manchmal schwierig für die Jungs, da jeder jede Partie spielen möchte. Aber wir müssen tun, was für unser Team richtig ist.

Dallas Eakins

  • Eakins übernahm im November 2023 die Doppelfunktion als Cheftrainer und Sportmanager bei den Adlern Mannheim. Zuvor war der Ex-Profi unter anderem in der NHL als Cheftrainer der Edmonton Oilers und Anaheim Ducks tätig.
  • Der 58-jährige US-Amerikaner verlängerte im Mai 2024 bei den Adlern seinen Vertrag um drei Jahre bis 2027 .

Derzeit haben wir einen zusätzlichen Stürmer, was viel besser ist als die drei zusätzlichen Angreifer, die wir letztes Jahr hatten. Der einzige Grund, warum wir jetzt einen zusätzlichen Stürmer haben, ist, dass wir Eric Uba eine echte Chance geben wollen zu spielen. Letztes Jahr brauchte es zwei oder drei Ausfälle seiner Mitspieler, damit er in die Aufstellung kommt. Das ist auch ein Produkt unserer Sportwissenschaftsgruppe, die so gut arbeitet. Vor der vergangenen Saison habe ich so viele Spieler verpflichtet, weil ich mir Sorgen um Verletzungen gemacht habe – dieses Jahr tue ich das nicht. Aber wir werden sehen, wie es läuft. Sollten wir dennoch vermehrt mit Verletzungen zu tun haben, können wir jederzeit Spieler verpflichten.

Sie sagten, Sie haben nur einen zusätzlichen Stürmer. Was ist mit Samuel Soramies? Ist er noch Teil des Teams? Was ist der Plan mit ihm?

Eakins: Wir sind als Organisation voll und ganz verpflichtet, seinen Vertrag zu erfüllen. Aber er ist eishockeytechnisch nicht in unseren Plänen vorgesehen.

Sie haben das erst 16-jährige Eigengewächs Max Pankin mit einem Profivertrag ausgestattet. Wie sehen und planen Sie mit ihm? Soll er bei den Jungadlern vor allem qualitativ hochwertige Eiszeit bekommen?

Eakins: Ganz ehrlich: Dieser Junge wird mal ein richtig guter Spieler. Ich bin wirklich begeistert von ihm. Er ist noch zwei Jahre von seinem Draft-Jahr entfernt. Ich bin mir nicht sicher, ob wir ihn wegen seiner Verpflichtungen mit den U-Nationalmannschaften in ein Vorbereitungsspiel einbinden können. Aber wenn es möglich ist, werden wir es tun. Ich werde nicht zögern, ihn einzusetzen, wenn wir Verletzungsprobleme oder Ähnliches bekommen sollten.

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Apropos Saisonvorbereitung. Worauf werden sie die Schwerpunkte in den nächsten Wochen legen?

Eakins: Wir werden an unserem System nicht viel ändern. Daher wird der Lernteil einfach ausfallen, weil die meisten unserer Jungs schon hier waren. Wir wollen einen weiteren Schritt in unseren Wettbewerbsstandards machen und das Team in eine Denkweise bringen, dass es einfach rausgeht und keine Angst hat, extrem aggressiv zu sein. Das Ziel ist es sogar, ein hochgradig aggressives Team zu sein. Darauf legen wir unseren Fokus.

Nach dem Play-off-Aus in der vergangenen Saison gegen Berlin sagten Sie, dass das Team Spieler benötigt, für die das Toreschießen selbstverständlich ist. Würden Sie sagen, dass Sie diese gefunden haben?

Eakins: Für Justin Schütz ist das Toreschießen sicherlich selbstverständlich. Bei Anthony Greco ist es beispielsweise so, dass es in der American Hockey League extrem schwer ist, Tore zu erzielen. Er hatte dort aber großen Erfolg, und ich denke, er findet gerade seinen Weg auf dem größeren Eis effizienter zu werden. Da sind wir sehr zuversichtlich. Ich finde auch, dass ein Alexander Ehl in dieser Sache total unterschätzt wird. Er bringt alles mit.

Aber ich könnte einfach die gesamte Aufstellung durchgehen und auch einen Nicolas Mattinen in unserer Defensive nennen, der einen sehr guten Schuss hat. Wir haben in der nächsten Saison einfach mehr Optionen und müssen so nicht nur auf zwei oder drei Jungs schauen, die besser punkten sollten. Wir können durch alle vier Angriffsreihen, durch alle drei Verteidigungspaare gehen – jeder dort sollte ein bisschen mehr zu unseren Torerfolgen beitragen können.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkt Adler Mannheim

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