Bei der Leichtathletin Anne Braun von der LG Kurpfalz läuft es aktuell. Bereits im April erzielte die 23-jährige bei der Bahneröffnung in Walldorf persönliche Bestzeiten über 100 Meter Hürden (14,86 Sekunden) und über 300 Meter Hürden (43,00 Sekunden) erzielen. Besonders beeindruckend war ihre Leistung über 300 Meter Hürden, bei der sie sogar den Stadionrekord im Walldorfer Waldstadion verbesserte. Mitte Mai startete sie bei den Hochschulmeisterschaften in Darmstadt über ihre Paradedisziplin, die 400 Meter Hürden in die Freiluftsaison und erzielte auch hier eine neue persönliche Bestleistung (60,30 Sekunden.
Wir haben mit der Hürdenspezialistin, die beim TSV Oftersheim trainiert, über ihre bemerkenswerte Entwicklung und ihre weiteren Ziele für diese Saison gesprochen.
Vor knapp zwei Wochen sind Sie bei den Hochschulmeisterschaften in Darmstadt über die 400 Meter Hürden in die Saison gestartet. Dort haben Sie Ihre bisherige Bestzeit um fast 1,5 Sekunden auf 60,30 Sekunden verbessert. Wie hat sich dieser Lauf angefühlt?
Anne Braun: Der Lauf hat sich für mich sehr, sehr gut angefühlt. Ich bin gut aus dem Startblock herausgekommen und auf den ersten 200 Metern habe ich dann schon gemerkt, dass ich deutlich schneller angegangen bin als noch im letzten Jahr. Im Vergleich zu meinem Saisoneinstieg in Walldorf über die 300 Meter Hürden, habe ich dann allerdings auch gemerkt, dass ich nach den ersten 200 Metern schon etwas kaputt war. Im Lauf habe ich dann aber gedacht, dass ich trotzdem weiter Tempo machen muss. Auf den letzten 100 Metern musste ich für das hohe Anfangstempo etwas büßen, da ich keine Kraft mehr hatte. Es war wirklich ein Kampf, überhaupt noch über die letzten Hürden zu kommen. Aber genau das ist dann die Sprintausdauer, die wir in den nächsten Wochen noch intensiver trainieren werden. Dann sollte ich in der Lage sein, genauso schnell anzugehen und dennoch auf den letzten 100 Metern noch einmal richtig Gas zu geben.
Wie sehr hat Sie diese Leistungsexplosion überrascht?
Braun: Meine Leistungsexplosion hat mich im Winter ein bisschen überrascht. Da konnte man bereits in den Trainingszeiten sehen, dass ich deutlich stärker bin als die letzten Jahre. Deshalb hat es mich im Wettkampf direkt nicht mehr so überrascht. Vor dem Trainingslager Anfang April hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich jetzt schon so nah an die 60 Sekunden herankomme und hoffentlich bald darunter laufen kann. Nach dem Trainingslager war es jedoch ziemlich klar, dass meine alte Bestzeit nicht mehr repräsentativ dafür ist, was ich gerade kann.
In dieser Saison haben Sie bereits drei persönliche Bestleistungen erzielt. Das passiert nicht alltäglich in der Leichtathletik. Gab es spezifische Veränderungen im Training oder der Herangehensweise, die zu einer solchen Leistungssteigerung geführt haben?
Braun: Was mit Sicherheit auch ausschlaggebend für meine Leistungssteigerung und dadurch auch die Bestzeiten war, war dass ich über den letzten Sommer und Winter einiges an Gewicht verloren habe. Das merkt man dann doch deutlich beim Langsprint oder bei Läufen, vor allem weil die Kraftwerte gleichgeblieben sind. Und dann haben da vor allem das kontinuierliche Training und in jeder Trainingseinheit Alles zu geben einen großen Einfluss. Ein wichtiger Punkt war mit Sicherheit auch, dass mein Trainer Lucas bei den Intervallen im Training immer mitgelaufen ist und mich da immer über meine Grenzen gebracht hat, weil man doch nochmal schneller laufen kann, wenn jemand mit einem mitläuft.
60,3 Sekunden, das ist die Norm über die 400 Meter Hürden für die deutschen Meisterschaften der Aktiven in Kassel. Bereits im vergangenen Jahr haben Sie es zu den deutschen Meisterschaften in Berlin geschafft. Wie wichtig war es Ihnen, sich in diesem Jahr wieder zu qualifizieren?
Braun: Für mich war es sehr wichtig, dass ich mich auch in diesem Jahr wieder für die deutschen Meisterschaften qualifiziere, weil das doch immer, auch schon die letzten Jahre, mein Saisonziel war. In den vergangenen Jahren konnte ich sonst noch bei den deutschen Jugendmeisterschaften starten, aber da ich dafür mittlerweile zu alt bin, sind es jetzt eben die Meisterschaften der Aktiven. Außerdem war es schon immer mein „Lebensziel“ in meiner sportlichen Karriere, einmal unter 60 Sekunden zu laufen. Was letztes Jahr immer noch ganz weit weg gewesen ist, scheint in diesem Jahr möglich zu sein. Da ich die Norm jetzt abgehakt habe, geht es nun daran, dieses Ziel zu erreichen.
Bei den deutschen Meisterschaften im Berliner Olympiastadion im vergangenen Jahr konnten Sie zum ersten Mal Erfahrungen auf der großen nationalen Bühne sammeln. Was haben Sie sich nun für Kassel vorgenommen?
Braun: Als ich letztes Jahr in Berlin gelaufen bin, habe ich mich als Letzte qualifiziert. Deswegen war es für mich da einfach nur cool, dabei zu sein. In diesem Jahr habe ich die Norm ja nun schon früher abgehakt. Das heißt, ich kann mich spezieller auf die deutschen Meisterschaften vorbereiten und bin durch die deutlich bessere Zeit nun auch in einer völlig anderen Ausgangslage. Deswegen geht es jetzt nicht mehr nur darum, einfach nur dabei zu sein, sondern wirklich mitzulaufen – zwar nicht ganz vorne, aber zumindest mittendrin.
Bis zum Start in Kassel am 8. Juli sind es noch einige Wochen. Wie werden Sie sich die nächsten Wochen auf den Saisonhöhepunkt in Kassel vorbereiten? Stehen weitere Wettkämpfe an?
Braun: Ich werde mich auf jeden Fall nochmal darauf vorbereiten. Letztes Wochenende stand erst einmal ein Siebenkampf an. Jetzt habe ich zwei Wochen ohne Wettkampf, das heißt, da wird das Training nochmal intensiver. Ich werde wahrscheinlich noch einen kleinen Trainingslager-Block einbauen, um so eben vor allem noch meine Sprintausdauer weiter zu verbessern. Und dann bin ich gespannt, was diese Saison noch geht.
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