3. Fußball-Liga

Beim SV Sandhausen greifen jetzt die Automatismen

Auf die Frage, weshalb es unter Trainer Jens Keller beim Fußball-Drittligisten SV Sandhausen besser läuft als unter dessen Vorgänger Danny Galm hat Tim Knipping eine ausschweifende Antwort parat.

Von 
Frederik Schneider
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Das 0:4 beim FC Ingolstadt war die erste Niederlage für Jens Keller – hier gegen den SV Waldhof Mannheim – als Trainer des SV Sandhausen in der 3. Liga. © Michael Ruffler

Auf die Frage, weshalb es unter Trainer Jens Keller beim Fußball-Drittligisten SV Sandhausen besser läuft als unter dessen Vorgänger Danny Galm, hat Tim Knipping eine ausschweifende Antwort parat. „Er gibt uns klare Sachen vor, eine ganz klare Struktur, wie wir verteidigen und durchschieben sollen. Er hat uns auch gezeigt, welche Räume wir mit dem Ball bespielen sollen, und so ist das eben im Fußball: Es braucht Zeit, bis sich eine Mannschaft findet – wir haben das von Anfang an gesagt“, erklärte der Abwehrspieler, der beim 3:0-Derbysieg gegen den SV Waldhof Mannheim (wir berichteten) zum ersten Mal nach einer Verletzungspause unter dem neuen Coach in der Startelf stand.

Hat sich unter Keller aber dramatisch etwas verändert oder greift mittlerweile einfach nur ein Rädchen ins andere nach dem großen Umbruch, der nach dem Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga eingeleitet wurde? Ein Analyse-Ansatz.

Personal und Taktik: Galm startete in seine Mission am Hardtwald mit der Formation 3-4-1-2. Erst mit der Verpflichtung von Jonas Weik eröffnete sich dem Coach, der mit einem mehrjährigen Vertrag ausgestattet worden war, eine neue taktische Möglichkeit. Er wechselte zeitweise zu einem klassischen 4-4-2 mit einer Doppel-Sechs, ehe er auf ein 4-2-3-1 umschwang. Daran hielt auch Keller fest. Auch am Personal änderte Keller im Vergleich kaum etwas. Knipping fehlte zeitweise verletzt, einer der Gewinner des Trainerwechsels ist Livan Burcu. Das 19 Jahre alte Talent startete zuletzt viermal nacheinander in der 3. Liga.

Stimmung: Nach der Verpflichtung von Galm und Sportdirektor Matthias Imhof entstand am Hardtwald eine echte Euphorie. „Wir haben eine coole Mannschaft“, berichtete der aktuell verletzt fehlende Kapitän Dennis Diekmeier, der auch hervorhob, noch nie in einer Truppe mit so einem guten Teamgeist gespielt zu haben. Auch in der Phase, in der es sportlich nicht lief, beharrte Diekmeier auf seinem Standpunkt. Ein schlechtes Wort verlor über Galm niemand, Imhof verabschiedete ihn wehmütig: „Wir hatten bis zuletzt an ein erfolgreiches Abschneiden unter Danny geglaubt. Aufgrund des ausbleibenden sportlichen Erfolges ist die Erreichung unseres Ziels mittlerweile stark gefährdet.“ Mit Keller kam der Erfolg zurück, Mentalität und Moral sind nach Yassin Ben Ballas Ansicht auch weiterhin „hervorragend“. Auch der defensive Mittelfeldspieler ist ein wichtiger Faktor in puncto Stabilität.

Statistiken: Unter Galm erzielte Sandhausen in zwölf Drittliga-Spielen 16 Tore und kassierte ebenso viele Gegentreffer. Hinzu kommen die deutlichen Erfolge im badischen Landespokal gegen Viktoria Bammental (8:0) und die SpVgg Wallstadt (6:0) sowie das Weiterkommen im DFB-Pokal gegen Hannover 96 (7:5 nach Elfmeterschießen). Mit Keller an der Seitenlinie gelangen zehn Treffer in fünf Drittliga-Spielen, jedoch musste Torhüter Nikolai Rehnen, der sich wieder stabilisiert hat, nur fünf Mal hinter sich greifen. Sandhausen tritt deutlich effektiver unter Keller auf und verteidigt konsequenter. Zuvor wurden oftmals komplizierte Lösungen gesucht.

Fazit: „Ich glaube, dass wir immer besser werden mit und gegen den Ball, denn die Automatismen greifen“, sagte Knipping. „Wir müssen so weitermachen.“ Die positive Entwicklung hat man Galm, der gegen Ende seiner kurzen Amtszeit schon sichtlich genervt auftrat, nicht zugetraut. Vieles, was die Schwarz-Weißen aber derzeit abrufen, geht noch auf das Wirken des erst 37-Jährigen zurück. Gleichwohl hat es der erfahrene Keller aber geschafft, gemeinsam mit seiner Mannschaft das Glück mit einem pragmatischen Ansatz zu erzwingen. Der Lohn: Sandhausen ist seit Mitte Oktober um sieben Ränge nach oben geklettert und liegt punktgleich mit dem SC Verl, der auf dem Aufstiegsrelegationsplatz rangiert, auf der vierten Position in Lauerstellung. Das ist in der Summe wohl der Verdienst beider Trainer, jener von Sportchef Imhof und jener der Mannschaft, die die 3. Liga nach anfänglichen Problemen angenommen hat. fred

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