Da strahlte Cécile Pieper mit ihren Teamkameradinnen um die Wette, als im Hockey-Park zu Mönchengladbach die deutsche Nationalhymne erklang. Lauthals sangen alle mit, euphorisiert von der ungewohnt hohen Kulisse. „Eine EM vor eigenem Publikum ist einfach so cool“, sagte die Oftersheimerin schon nach dem ersten EM-Auftritt gegen Schottland (4:0).
Und die Stimmung blieb gut, denn mit jeweils 5:0 gegen England und Irland wurden die deutschen Hockey-Damen Gruppensieger und gingen dem Favoriten Niederlande aus dem Weg. Doch mit Belgien wartete im Halbfinale ein unangenehmer Gegner, der sich mit starker Defensivleistung und ein frühes Tor mit 1:0 durchsetzte. Die Enttäuschung war groß.
„In der ersten Halbzeit haben wir nicht unser Hockey gespielt und waren nervös“, erzählte Cécile Pieper. „Belgien hat sich dann hinten reingestellt und sehr gut verteidigt.“ Nach einer taktischen Umstellung und entsprechendem Mutmachen durch Bundestrainer Valentin Altenburg lief es in der zweiten Halbzeit spielerisch besser. Dennoch gab es zu viele Fehlpässe und die Offensivaktionen waren nicht zwingend genug. Die Belgierinnen machten zudem den Schusskreis dicht. „Das war ja förmlich ein Powerplay“, so Pieper. Und Pech kam auch noch dazu. Schon in der ersten Halbzeit hatte Charlotte Stapenhorst eine 1000-prozentige Chance vor dem leeren Tor vergeben, als ihr der Ball direkt vor der Torlinie unter dem Schläger durchrutschte. Und dann traf sie auch noch den Pfosten. Selbst das Herausnehmen der deutschen Torfrau, um Überzahl herzustellen, half den „Danas“, wie die deutschen Hockeyspielerinnen sich nennen, nichts mehr. Mit 0:1 wurde das Finale verpasst. Das erste Gegentor des Turniers führte gleich zum Aus. „Die Enttäuschung saß tief“, gab die Oftersheimerin zu. Zwar war das Medaillenziel nicht offensiv formuliert worden, doch der Deutsche Hockey-Bund selbst hatte das Ziel Finale für beide Teams ausgegeben. Die Herren erwischte es noch schlimmer, denn sie verloren im Spiel um Platz drei gegen Belgien 0:2.
Die Damen trafen in der Partie um Bronze noch einmal auf England. Ein Selbstläufer? Mitnichten. „Unterschätzt haben wir sie nicht, schließlich waren sie bei den letzten beiden Olympischen Spielen (Anmerkung der Redaktion: bei Olympia tritt ein Team von Großbritannien an) Medaillengewinnerinnen“, so Pieper. Die Engländerinnen zeigten ihr bestes Turnierspiel, aber wiederum war auf die deutsche Defensive Verlass. Zum vierten Mal blieb sie ohne Gegentor. Und so freuten sich die „Danas“ wenigstens über die Bronzemedaille. „Es ist ein schöner Abschluss, auch wenn wir nicht komplett von Glück erfüllt sind“, meinte Cécile Pieper. Europameister wurde wiederum Holland mit 3:0 gegen Belgien.
Jetzt ist Urlaub auf Malle angesagt
Nur als Europameister wäre Deutschland direkt für Olympia 2024 in Paris qualifiziert gewesen. Nun folgt ein Quali-Turnier im Januar in Spanien oder China. Erst, wenn alle Kontinentalmeister ausgespielt sind, werden Orte und Gegner bekannt sein. Für Cécile Pieper geht es nächstes Jahr um ihre dritten Olympischen Spiele.
Nach der in beide Richtungen emotionalen EM ist aber erstmal Urlaub angesagt. Nach einem Abstecher ins heimische Oftersheim am Sonntagabend stieg sie am Montag in den Flieger nach Mallorca.
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