Interview der Woche

Den Spaß am Spiel zurückgewinnen

Ketschs Trainer Marco Rocca glaubt trotz Verletzungssorgen an seine Mannschaft und ist sich des Rückhalts von Verein und Spielern gewiss

Von 
Lothar Fischer
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Die laufende Fußball-Landesligasaison hat sich Marco Rocca, Trainer der Spvgg 06 Ketsch, anders vorgestellt. Nachdem die Mannschaft im Kern zusammengeblieben ist und keine nennenswerte Abgänge zu verzeichnen waren, wollte sie den vorjährigen zehnten Rang toppen und gab als Ziel einen einstellen Tabellenplatz an. Doch nun sieht die Situation alles andere als rosig aus. Die Rocca-Truppe belegt den Abstiegsrelegationsplatz und ist nur noch zwei Zähler vom direkten Abstieg entfernt. Erschwerend kommt hinzu, dass der schärfste Konkurrent, die SG Horrenberg unter ihrem neuen Trainer Klaus Specht, fleißig punktet. Unsere Zeitung unterhielt sich vor der Heimbegegnung am Sonntag um 15 Uhr gegen Türkspor Mannheim mit Rocca.

Wie erklären Sie sich die aktuelle Situation?

Das Restprogramm

FC Türkspor Mannheim (H) FV Brühl (A), SG Horrenberg (A), Eppelheim (A), ASC Neuenheim (H), TSV Kürnbach (H), FC Bammental (A). lof

Marco Rocca: Es ist bekannt, dass man ohne Leidenschaft und der richtigen Einstellung, keine Spiele gewinnen kann. Leider sind wir in der Rückrunde mehr von Verletzungen betroffen. Hinzu kommt, dass wir uns nicht belohnen. Das macht meinen Jungs zu schaffen. In Kirchheim war es extrem bitter. Zwei individuelle Fehler ließen uns schnell in Rückstand geraten. Nach dem Anschlusstreffer kamen wir zurück, doch dann verletzte sich unser Kapitän Dane Rosenberger schwer. Es folgte ein verwandelter Elfmeter, der den Rückstand erhöhte. Das stecken unsere Spieler aktuell nicht so leicht weg. Eine umstrittene rote Karte gegen unseren Torhüter und einen weiteren Strafstoß brachte uns weiter ins Hintertreffen. Nach dieser Doppelbestrafung verletzt sich auch noch Stephan Jung. Da wir bereits viermal gewechselt haben, mussten wir mit neun Mann zu Ende spielen.

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Wie kommt Ihre Mannschaft wieder in die Gänge?

Rocca: Jede Mannschaft hat mit personellen Ausfällen zu tun. Die Ausfälle, die wir haben, bekommen wir aktuell nur schwer ersetzt. Jede Woche auf acht bis neun – größtenteils Stammspieler – verzichten zu müssen, macht die Situation nicht einfacher. Und dennoch – bis auf das vergangene Spiel in Kirchheim machen es unsere Jungs ordentlich. Unser Manko ist, dass wir zu viele klare Chancen vergeben und zu viele individuelle Fehler fabrizieren, die sofort bestraft werden. Jetzt gilt es, Ruhe zu bewahren. Wir sind uns der Situation bewusst und müssen versuchen, über kleine Aktionen an Selbstvertrauen zu gewinnen, im Training wichtige Inhalte mitzugeben und den Spaß nicht zu verlieren. Im Fußball braucht es geistige Frische und hierfür wollen wir sorgen.

Müssen Sie selbst entsprechend anders arbeiten?

Rocca: Ja klar. Wir sitzen alle im selben Boot und es wäre vermessen zu sagen, dass wir als Trainerteam alles richtig machen. Es wird selbstverständlich immer einen Matchplan zum Spiel mit sowie gegen den Ball geben. In der aktuellen Situation haben wir die taktische Komplexität heruntergeschraubt und arbeiten wieder mehr an der Basis. Klare Ordnung ohne große Positionswechsel, um wieder mehr Struktur ins Spiel zu bekommen und kompakter zu stehen. Das Ziel ist Sicherheit und Spaß am Spiel zurückzugewinnen.

Haben Sie noch die volle Rückendeckung der Verantwortlichen des Vereins und der Spieler?

Rocca: Im Sport gibt es immer mal wieder gute, aber auch negative Phasen. Da mir der Verein am Herzen liegt, habe ich das Gespräch aktiv mit den Verantwortlichen gesucht. Wir haben offen über die Situation gesprochen und gründlich analysiert. Der sportliche Leiter sowie die Vorstände stärken mir zu 100 Prozent den Rücken. Sie sind sehr nah dran, beobachten das Training, hören die Ansprachen und bekommen den Umgang in der Kabine mit. Auch wenn die sportliche Situation nicht gut aussieht, wird mein Engagement und die Vorgehensweise sehr geschätzt. Auch mit der Mannschaft wurde gesprochen und da habe ich besonders hingehört. Es gab viel Anerkennung sowie Feedback, mit dem wir alle gemeinsam gut arbeiten können. Natürlich gibt es auch unzufriedene Spieler. Wenn ein Fußballer weniger Einsatzzeiten erhält, kann das nicht zufriedenstellend sein. Da ist dann auch der Spieler in der Pflicht, durch Leistung zu überzeugen. Bis auf das Trio Kai Korpilla, Steffen Jung, der seine Karriere beendet, sowie Marcel Feßler haben alle aktuellen Spieler bereits jetzt für die kommende Saison ihre Zusage gegeben. Dies zeigt uns, dass intern alles in Ordnung ist. Jetzt müssen wir nur noch enger zusammenrücken und uns gemeinsam aus der misslichen Lage befreien.

Es stehen nur noch sieben Begegnungen aus und die kommenden Gegner haben es in sich. Am Sonntag kommt das Team von FC Türkspor Mannheim. Wie wollen Sie Paroli bieten?

Rocca: Um gegen Türkspor Mannheim bestehen zu können, müssen wir von Beginn an hellwach in das Spiel gehen und es vor allen Dingen auch an der entsprechenden Leidenschaft nicht missen lassen. Wichtig wird sein, dass wir die Räume eng machen und die Torchancen eiskalt nutzen. Im Rahmen unserer Möglichkeiten werden wir eine ordentliche Mannschaft aufs Feld schicken. Ich habe volles Vertrauen in unsere Jungs, die am Sonntag alles heraushauen werden.

Die Tabelle

In der Tabelle belegt die Spvgg 06 Ketsch mit 24 Punkten und 39:54 Toren den Abstiegsrelegationsplatz. Zwei Punkte trennen die 06er von einem direkten Abstiegsplatz, den SG Horrenberg mit zwei Punkten Abstand belegt.

FV Brühl und Ziegelhausen/Peterstal sind auf fünf Punkte enteilt. lof

Freier Autor Lothar Fischer ist ein Kenner in Sachen Fußball in der Region.

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