60 Jahre Volkslauf

Faszination von Volksläufen – auch nach so vielen Jahren

Nach der Premierenveranstaltung 1963 nahe Augsburg hat sich das Laufen als gemeinsamer Breitensport in allen Altersklassen ausgebreitet. Mit Blick auf das Jubiläum des ersten deutschen Volkslaufes haben wir mit Läufern aus der Region gesprochen.

Von 
Nicolai Lehnort und Michael Wiegand
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25. Hockenheimringlauf der ASG Tria im November 2022. © Dorothea Lenhardt

Region. Als am 13. Oktober 1963 in Bobingen der erste Volkslauf der Bundesrepublik stattfand, absolvierten mehr als 1600 Teilnehmer aus allen Altersgruppen im Augsburger Naturpark hügelige Strecken zwischen 800 Metern und zwölf Kilometern. Das Initiatorenduo Otto Hosse und Herwig Leiter gilt mittlerweile als Vorreiter der Laufbewegung, stieß es doch eine Bewegung an, die bis heute ungebrochen ist.

Im Verbreitungsgebiet dieser Zeitung gehört das Laufen sicherlich zu den beliebtesten sportlichen Betätigungen – vom Leistungssport bis zum Breitensport. Neben Sprintern wie 400-Meter-Expertin Hannah Mergenthaler und Triathleten wie Ironman-Veteran Christian Ryll haben sich viele Läufer weit über die regionalen und deutschen Grenzen hinaus einen Namen gemacht.

Mit Blick auf das Jubiläum des ersten deutschen Volkslaufes geben unter anderem Birgit Schillinger, die die Laufkultur in der Region entscheidend mitgeprägt hat, Hawaii-Finisher Dirk Oswald oder auch Hockenheims „Marathon-Marathon-Mann“ Dr. Thomas Soballa einen Einblick in ihre Laufleidenschaft.

Bernd Kowalzik © privat

Wie und wann haben Sie zum Laufsport gefunden und wie hat sich Ihre Verbindung zum Laufsport über die Jahre entwickelt?

Bernd Kowalzik: Ich war schon in der Jugend als 16-Jähriger gut in den Laufdisziplinen von mehr als 1000 Metern. Leider hat sich die Laufleidenschaft dann mit Anfang 20 verflüchtigt und zum Rennrad und Aikido hin verlagert. Das lag auch daran, dass man sich als junger Mann Distanzen über zehn Kilometer nur schwer vorstellen konnte und ich es als langweilig ansah, länger zu laufen. Ferner habe ich auch unheimliche Angst vor freilaufenden Vierbeinern und hatte schon das eine oder andere Erlebnis mit ihnen. 2014 hatte meine Frau an einem Laufkurs in Schwetzingen bei Margareta Liebert teilgenommen. Da meine Frau sehr begeistert und mein Rennradkumpel sogar auch im Lauftreff von Margareta war, wurde auch ich Teil des Lauftreffs Hasenpfad.

Gabi und Alfred Kief: Unseren ersten Marathon liefen wir 2000 in Berlin. Inzwischen sind wir bei 51 beziehungsweise 61 Läufen. 2005 gründeten wir den Verein Marathon-Team Ketsch.

Alfred und Gabi Kief. © privat

Birgit Schillinger: Ich bin nun in meinem 48. Wettkampfjahr ohne Pause. Ich habe als Jugendliche mit Leichtathletik begonnen und bin dann über die Mittel- zur Langstrecke gekommen. Seit über 30 Jahren starte ich 15- bis 20-mal im Jahr bei Volksläufen und bei einigen Triathlons.

Christian Ryll: Ich kam im Frühjahr 1983 zur Eröffnung des „Trimm Trab ins Grüne“ zum Lauftreff Hockenheim. Als ehemaliger Fußballer wollte ich einfach etwas für die Kondition tun, um fit zu bleiben. Am Anfang fünf Kilometer mit Gehpausen. Einige Wochen später schon acht Kilometer. Im September 1983 hatten mich dann meine „entdeckten“ Lauftrainer Hans-Dieter Fischer und Gertfred Sprotte motiviert, in Rot beim Golfparklauf zehn Kilometer unter 40 Minuten zu laufen, was mir auch gelang.

Annette Hillenbrand: Mein Vater war begeisterter Läufer und hat mich, als ich 13 Jahre war, immer mal wieder in den Wald mitgenommen. Aus gelegentlich wurde regelmäßig und so entstand eine Laufliebe, die bis heute geblieben ist. Mein Bruder Jürgen, ebenfalls leidenschaftlicher Läufer, nahm mich dann irgendwann mal auf einen Volkslauf mit, seitdem nehme ich auch des Öfteren an Volksläufen und Wettkämpfen teil.

Erwin Hube: Anlass für die Beschäftigung mit dem Laufsport war 2001 meine Versetzung in den Ruhestand wegen Dienstunfähigkeit. Körperlich fühlte ich mich noch nicht reif, mich in den Sessel zurückzuziehen. Zunächst machte ich zusammen mit meiner Frau einen Walkingkurs bei Stefanie Ansorge und walkte regelmäßig. Irgendwann merkte ich, dass noch mehr drin ist. Da entdeckte ich 2002 das Angebot von Birgit Schillinger für einen Laufkurs. In diesem Kurs merkte ich, wie schön das Laufen ist und ich bin bis heute dabeigeblieben.

Erwin Hube © privat

Dirk Oswald: Bis vor fünf Jahren bin ich immer nur gelaufen, wenn ich Gewicht verlieren wollte, so richtig Spaß hatte ich daran bis dato nie. Als ich dann mit dem Triathlon begann, sich dadurch meine Leistung weiter verbesserte und mir das Laufen auch leichter fiel, gewann ich mehr und mehr Spaß daran.

Dr. Thomas Soballa: Ich habe erst mit 15 Jahren angefangen. Zunächst bei meinen Eltern auf dem Feld über 1,5 Kilometer, später wurden es dann schon drei Kilometer, als ich angefangen habe zu studieren, bin ich weiter gelaufen und habe mich langsam in Richtung zehn Kilometer entwickelt.

Wie erinnern Sie sich an Ihren ersten (Halb-)Marathon oder den ersten Lauf mit großer Distanz zurück?

Kowalzik: Nach einigen Zehn-Kilometer-Läufen suchte ich nach einer neuen Herausforderung und habe mich für 2016 für einen Halbmarathon in Heidelberg angemeldet. Ich war nach 1:58,49 Stunden körperlich und mental am Ende. Ich wollte damals nie wieder einen Halbmarathon laufen, war aber auch stolz darauf, es geschafft zu haben. Den ersten Marathon lief ich in Kandel 2018 mit entsprechender Vorbereitung in 3:48,17 Stunden.

Christian Ryll © privat

Schillinger: Der erste Marathon war 2003 in Frankfurt mit einer großen Gruppe des Schwetzinger Lauftreffs. Es war ein lustiges Gemeinschaftserlebnis, aber ich habe festgestellt, dass Marathon nicht meine Strecke ist.

Ryll: 1984 lief ich in München meinen ersten Marathon in 3:08 Stunden. Ein Jahr später wieder in München bereits 2:57. Bei meinem ersten 100-Kilometer-Lauf mit über 1300 Höhenmetern in Biel (Schweiz) war ich im Juni 2002 als Neunter im Gesamtklassement in 8:20 Stunden bester Deutscher.

Hillenbrand: Mein erster langer Lauf fand 2006 beim Golfpark-Straßenlauf in St. Leon-Rot statt, bei dem ich ohne große Vorbereitung knapp über zwei Stunden lief. Die wollte ich so natürlich nicht stehen lassen und so ging es los, immer eine neue Bestzeit zu erreichen. 2017 lief ich dann den ersten Marathon in Frankfurt, dieses Jahr in Berlin war es bereits mein achter und schnellster Marathon in 3:46,18 Stunden.

Hube: Mein erster Lauf unter Wettbewerbsbedingungen war im Juni 2002 der Sternallee-Lauf über 6000 Meter in Schwetzingen. In den nächsten Monaten trainierte ich auch immer längere Strecken. Da wurde bekannt, dass 2004 der erste Mannheimer Marathon stattfinden sollte. In einer Laufgruppe fand ich viele, die daran teilnehmen wollten, und wir trainierten regelmäßig. Bei einem Halbmarathon im April in Haßloch testete ich meine Kondition. 2:02,46 Stunden. Ein Monat später dann der Start beim Marathon in Mannheim in 4:50,49 Stunden. Mit dem Ergebnis war ich nicht ganz zufrieden, weil es schon eine Zeit unter 4:30 Stunden sein sollte. Ein Jahr später schaffte ich 4:28,18 Stunden. Damit war das Thema Marathon für mich erledigt.

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Oswald: Meinen ersten Marathon bin ich mit 19 Jahren in Karlsruhe gelaufen. Völlig unvorbereitet und grün hinter der Ohren. Ohne Plan, ohne mich im Vorfeld darüber zu informieren und ohne wirklich zu wissen, was da genau auf mich zukommt. Entsprechend gelitten habe ich auch, während und vor allem nach dem Wettkampf. Ich war froh, dass ich zu dieser Zeit bei einem Rollstuhlhersteller gearbeitet habe und die vier Tage nach dem Marathon daher nicht laufen musste.

Soballa: Mein erster Marathon war 1994 in Karlsruhe. Da waren wir schon eine Gruppe vom Lauftreff Hockenheim. Dort bin ich auch auf Anhieb meine beste Zeit gelaufen: 3:45 Stunden.

Was begeistert Sie am Laufsport?

Kowalzik: Man kann Ausdauersport bis ins hohe Alter betreiben und dass man seine Ziele mit sich selbst ausmachen kann oder einfach nur zum Spaß läuft. Für mich ist eigentlich die gezielte Vorbereitung auf eine Langdistanz wie Marathon oder Halbmarathon der Kick. Eine Marathonvorbereitung muss sehr diszipliniert und gezielt erfolgen. Viele Läufe über drei Stunden in der Vorbereitung sind notwendig, sonst wird man die Strecke nicht schaffen. Am Wettkampftag ist es dann für mich eine Bestätigung des Trainings und ich freue mich, wenn sich die Vorbereitung gelohnt hat. Selbstverständlich klappt es nicht immer, aber auch daraus lernt man.

Schillinger: Laufen ist so einfach: Man kann es von der eigenen Haustür aus starten und braucht außer den Schuhen kaum Ausrüstung. Ich bekomme beim Laufen den Kopf frei.

Volksläufe 2024

  • Der Heini-Langlotz-Lauf in Brühl findet früh im nächsten Jahr am Sonntag, 10. März, statt. Angeboten werden Strecken über 3,3 und 10 Kilometer, eine 7,5-Kilometer-Strecke für (Nordic-)Walker und eine 800-Meter-Runde für Bambini durch den Steffi-Graf-Park.
  • Schwetzingens Spargellauf findet einen Monat später am Sonntag, 14. April, statt. Gestartet wird voraussichtlich wieder über zehn und fünf Kilometer bei den Erwachsenen sowie 1200 Meter bei Jugendlichen und 500 Meter bei Schülern.
  • Die 26. Auflage des Hockenheimringlaufs steht hingegen unmittelbar bevor: Am Mittwoch, 1. November, können Sportler auf fünf und zehn Kilometer lange Strecken gehen. Für Bambini wird ein 350-Meter-Lauf angeboten, für Schüler 1100 Meter.
  • In Oftersheim soll der neue Hardtrun in die dritte Runde gehen – voraussichtlich wohl wieder Mitte Mai und über zehn sowie fünf Kilometer und 1000 Meter für Schüler. ras/kaba/mgw

Ryll: Mich begeistert, dass man immer und überall zu jeder Tages- und Nachtzeit, direkt von der eigenen Haustür ab loslaufen kann und somit jede Menge Zeit spart.

Hillenbrand: Laufen ist für mich, Ruhe in der Bewegung zu finden.

Hube: Man trifft beim Laufen jedes Mal problemlos Gleichgesinnte. Es entstehen dabei auch schnell viele neue Freundschaften und man erlebt selbst zudem viele Glücksgefühle.

Oswald: Das Laufen durch die Natur, im Wald, über Feldwege, auf Trails und einfach jederzeit starten zu können, egal wo man sich aufhält.

Soballa: Mich begeistert die Energie, die man bekommt.

Wie sieht es mit Ihrer persönlichen Intention hinter dem Laufensport aus?

Kowalzik: Anfangs war es die Stärkung meiner Fitness und der Versuch, Gewicht abzunehmen. Heute ist es mehr dieser meditative Charakter des Laufens. Abschalten in der Natur. Der Hardtwald bietet viele Möglichkeiten, entspannt durch die Natur zu laufen. Die Gedanken sind frei von Sorgen des Alltags. Beim Lauf mit anderen genieße ich den Austausch und das gemeinsame Training mit Gleichgesinnten.

Kief: Wir sind einfach Hobbyläufer, uns macht das Laufen Spaß, wir können abschalten, sind in der Natur, wir setzen uns Ziele, die wir laufen möchten, darunter mittlerweile auch Bergläufe. Wir motivieren uns gegenseitig und fühlen uns in unserem Verein als Vorstände mit den Teamkollegen sehr wohl.

Birgit Schillinger © privat

Schillinger: Andere führen täglich ihren Hund aus, ich treibe meinen Schweinehund vor die Tür. Das Austoben tut mir gut. Ich komme immer gut gelaunt vom Training nach Hause.

Ryll: Die Gesundheit steht natürlich im Vordergrund, aber auch der Ehrgeiz, mit gezieltem Training und Trainingsplan immer schneller zu werden.

Hillenbrand: Laufen ist einfach mehr, als die reinen Zahlen, die letztendlich dabei herauskommen. Es macht mich immer glücklich und hilft mir, ausgeglichener zu sein, gerade auch im Beruf oder als Mutter von zwei Kindern. Die Zeit beim Laufen gehört mir, hier kann ich abschalten, nachdenken, Stress abbauen und die Ruhe in der Natur genießen.

Hube: Man bleibt fit. Anlass, neue Reiseorte zu finden, indem man das Hobby mit Urlaubsgefühle verbinden kann, zum Beispiel, um auch bei Wettbewerben außerhalb der Region zu starten und sich mit Gleichaltrigen zu messen.

Annette Hillenbrand. © privat

Oswald: Die sportliche Leistung, die Freiheit, die in der Natur erlebt werden kann, und natürlich der Wettkampf. Natürlich trägt das am Ende alles automatisch zur Gesundheit bei.

Soballa: Meine Motivation zu laufen, ist recht schwierig zu erklären. Mir gibt das Laufen vor allem Energie, Konzentration und vor allem gute Laune.

Welche ist Ihre bevorzugte Distanz und warum?

Kowalzik: Der Halbmarathon, da dieser schon ein wenig ruhiger ist, als zehn Kilometer. Ferner kann man einen Halbmarathon auch noch mit ein bisschen weniger Vorbereitung anständig ins Ziel bringen. Marathon ist auch sehr schön, da man wirklich bis zur Hälfte der Distanz den Lauf genießen kann und es viel weniger hektisch zugeht als bei Kurzdistanzen. Allerdings muss man sich wirklich gezielt darauf vorbereiten, sonst wird das letzte Viertel der Strecke sehr sehr schwer.

Triathlet Dirk Oswald. © Lutz Rueffer

Kief: Wir sind unserer Marathonstrecke immer noch treu geblieben und das seit 23 Jahren.

Schillinger: Ich trainiere hauptsächlich für Triathlon, dort laufe ich dann fünf oder zehn Kilometer. Das reicht mir auch bei Volksläufen. Ich mag lieber Tempo als Distanz.

Ryll: Früher war es einfach obligatorisch, zwei Marathons im Jahr zu laufen, sowie bei einem Ironman nach 180 Kilometer Radfahren noch einen Marathon. Heute gebe ich mich mit zehn Kilometern zweimal in der Woche zufrieden, da ich es meinem Körper nach 40 Jahren Ausdauersport mit weit über 100 000 Laufkilometern nicht mehr zumuten möchte, obwohl ich von großen Verletzungen weitestgehend verschont geblieben bin.

Hillenbrand: Ich denke der Halbmarathon und Marathon. Irgendwie liegen mir die langen Distanzen mehr als die kurzen. Bei den kurzen Distanzen muss man auch immer schneller laufen, um eine gute Zeit zu bekommen.

Hube: Meine bevorzugte Distanz war bisher die Zehn-Kilometer-Strecke. 310 Mal bin ich über diese Strecke gelaufen.

Dr. Thomas Soballa. © Andreas Gieser

Oswald: Halb- und Marathon. Die kürzeren Distanzen tun mir mehr weh. Es ist eine ganz andere Belastung, sich komplett quälen zu müssen. Das muss man bei einem Marathon auch, aber auf eine andere Art. Eher mental als körperlich.

Soballa: Meine bevorzugte Distanz als berufstätiger Mensch sind zehn Kilometer, weil ich dann spätestens nach einer Stunde zurück bin. Wenn ich nicht arbeiten würde, oder Urlaub habe, dann ganz klar die 20 Kilometer.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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