Der Sommer 2006: das „Sommermärchen“ ohne Happy End. Millionen Deutsche – ob Fußballfans oder nicht – fieberten bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land mit der Nationalmannschaft mit, die nach 1954, 1974 und 1990 zum vierten Mal den Titel holen wollte. Am Ende jubelte Italien über den vierten Stern . . .
Mehr als 3,35 Millionen Zuschauer verfolgten die 64 Spiele damals in den Stadien, unzählige Millionen bei Public Viewings – alleine geschätzte 900 000 bis 1,2 Millionen auf der Berliner Fanmeile wie beim Last-Minute-1:0 gegen Polen.
Wie ist die Stimmung dieses Jahr, drei Tage vor dem Anstoß zur EM? Wir haben nachgefragt.
Robin Laier, Trainer RKG Reilingen/Hockenheim: Ja, ich werde die EM anschauen, allerdings bei ein paar Spielen auch arbeiten müssen. Wo ich schaue, ist noch nicht geplant, vermutlich in Bars, zu Hause oder bei Freunden. Außer EM und WM schaue ich tatsächlich eigentlich kein Fußball. Der Sport wird sehr gut vermarktet, es sollte aber auch anderen Sportarten mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Lennart Krayer, Mountainbiker aus Schwetzingen: Ich schaue die deutschen Spiele mit meiner Freundin, wahrscheinlich zu Hause oder auch mal in einer Bar. Ich schaffe es zeitlich nicht, alles anzuschauen und habe auch kein großes Interesse daran. Ich finde Fußball aber als Sportart schön und es macht auch Spaß, ihn anzuschauen. Generell ist es gut, dass Sport – egal welcher – Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Birgit Schillinger, Leichtathletin aus Hockenheim: Reizvoll am Fußball finde ich die Psychologie: Wie reagiert eine Mannschaft, wenn sie ein paar gute Torchancen verschenkt hat, wie baut sie sich nach einem unverdienten Rückstand wieder auf? Wie groß ist die Angst des Tormanns beim Elfmeter – und die des Stürmers? Ich werde mir zu Hause ein paar Spiele anschauen. Aber mehr als Fußball interessieren mich „meine“ Sportarten Leichtathletik – da gibt es ja zur Zeit auch eine spannende EM – und Triathlon. Und noch lieber als Zuschauen mache ich meinen eigenen Sport.
Peter Knapp, Präsident Badischer Handball-Verband aus Oftersheim: Von allen Sportarten hat der Fußball in Deutschland die meisten Aktiven und Fans. Für sie ist eine EM im eigenen Land natürlich ein „Ereignis“. Ich wünsche Deutschland ein weiteres Sommermärchen, mit allen positiven Nebeneffekten! Gleichzeitig hoffe ich, dass die ausgearbeiteten Sicherheitskonzepte sowie die damit verbundenen Kosten in den Schubladen verbleiben können, so wie wir es gerade bei der Handball-EM erlebt haben. Ich selbst finde ein Fußballspiel nicht so spannend und bin eher weniger interessiert.
Hannah Mergenthaler, Leichtathletin aus Oftersheim: Ich werde mir sicherlich das eine oder andere Spiel mit Freunden ansehen. Genauere Pläne gibt es allerdings noch nicht. Außerdem ist es nur möglich, wenn ich selbst kein Training habe. Ich schaue nur internationale Turniere. Grundsätzlich freue ich mich, wenn internationale Großereignisse in Deutschland stattfinden. Es zeigt, dass wir uns für Sport begeistern und eine EM im eigenen Land ist auch für Kinder etwas Besonderes und kann diese möglicherweise motivieren, selbst im Sportverein aktiv zu sein. Noch schöner wäre es natürlich, wenn auch andere Sportarten eine ähnliche Aufmerksamkeit erfahren würden, aber mit den Olympischen Spielen in Paris werden wir dieses Jahr noch viele andere Sportarten auf der großen Bühne erleben.
Johanna Wiethoff, Torhüterin Ketscher Bären: Die EM werde ich auf jeden Fall schauen, da mich jeglicher Sport interessiert. Falls wir nicht parallel Training haben, wird sicherlich das eine oder andere Public Viewing mit Mannschaftskolleginnen stattfinden. Generell schaue ich weniger Fußball, bin aber eigentlich ganz gut informiert, was so passiert, sei es Bundesliga oder internationalen Wettbewerben. Die Aufmerksamkeit für den Fußball empfinde ich dieses Mal als sehr positiv, da die jüngsten Turniere durch den sportlichen Misserfolg der Nationalelf eher untergingen. Durch die Heim-EM spürt man diesmal aber eher eine Aufbruchsstimmung.
Lore Eichhorn, Tischtennisspielerin des TV Schwetzingen: Natürlich schaue ich mir die Spiele, vor allem wenn Deutschland dabei ist, mit meinem Mann Walter an. Da er Fußballer beim SV 98 Schwetzingen war, habe ich mich immer für den Sport interessiert. Wir drücken Deutschland die Daumen, dass die Mannschaft gute Spiele zeigt und gewinnt.
Christian Ryll, Triathlet aus Hockenheim: Ja, selbstverständlich schaue ich mir die EM mit Freunden und einem „elitären Kreis an Fußballexperten“ im „Reilinger Sportstudio“ an. Eigentlich schaue ich mir nicht nur internationale Turniere an – Ich interessiere mich generell für Fußball. Von der Bundesliga über die 3. Liga bis zur Kreisliga. Manchmal schaue ich mir sogar die Derbys in der A-Klasse an. Der Fußball hat natürlich nach wie vor den höchsten Stellenwert in der Medienlandschaft, was ich generell schade finde, da es einige andere interessante Sportarten auch verdient hätten, in den Medien mehr Beachtung zu finden.
Janine Breyer, Vorsitzende TC Schwetzingen: Mein Mann wird sich die EM anschauen und da werde ich wohl hin und wieder mal ein paar Minuten von den Spielen sehen. Allerdings eher im Vorbeigehen, ich werde mir sicherlich kein ganzes Spiel anschauen, außer Deutschland erreicht das Finale. Ich bin kein Fußballfan und schaue mir keine Spiele an. Ich verfolge lediglich die Ergebnisse. Ausnahme sind die Partien meiner Töchter, die beide aktiv Fußball spielen. Diese Spiele schaue ich mir sehr gerne an. Ich denke, die große Präsenz hat seine Berechtigung. Der DFB ist der größte Sportverband in Deutschland und viele Menschen interessieren sich für Fußball. Ein Sommermärchen wäre sicherlich schön.
Joachim Fichtner, Sportvorstand TG Mannheim aus Ketsch: Selbstverständlich schaue ich nicht nur die Spiele unsere Nationalmannschaft an, sondern möglichst viele andere Partien – insbesondere die der Topnationen. Ebenso interessiert mich die Bundesliga und wenn wir an Karten kommen, fahren wir auch mal zu einem Spiel des FC Bayern. Zu der medialen Präsenz müsste ich etwas mehr ausholen: Spitzensport wird heute zunehmend nur noch mit finanziellen Ideologien verbunden. Aber trotz Talent gibt es keinen Erfolg ohne jahrelange harte Arbeit, unzählige Trainings, viel Schweiß, Durchhaltevermögen und vor allem Verzicht auf viele Freizeitaktivitäten, bereits in sehr jungen Jahren. Dazu gehören Höhen, aber auch Niederlagen. Nur wenige Sportler schaffen es an die national oder gar internationale Spitze. Aber diejenigen, die ganz oben ankommen und erfolgreich sind, begeistern Menschen – häufig ganze Nationen. Sport verbindet, bewegt und vereint. Unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Glaube oder Reichtum. Wir sollten diesen Hochleistungssportlern und Athleten dankbar sein, denn sie können Auslöser der Begeisterung eines ganzen Landes sein. Eine Fußball-EM im eigenen Land hat da natürlich eine ganz besondere Strahlkraft und die Medien sorgen dafür, dass die breite Bevölkerung daran teilhaben kann.
Siegfried Kahl, Vorstand DJK Hockenheim: Logo, schaue ich die EM an, nach dem Motto „Brot und Spiele.“ Das erste Spiel schaue ich in Seebach auf der „Hoggema Hütt“ des Skiclubs an. Die ehemaligen DJK-Volleyballer sind übers Wochenende dort. Zusammen haben wir schon die eine oder andere EM und WM verfolgt, gelitten und gejubelt. Internationale Turniere schaue ich gerne an, verfolge, sofern ich Zeit habe, aber auch die Bundesliga. Allgemein finde ich die mediale Aufmerksamkeit zu hoch, es gibt noch so viele spannende und attraktive Sportarten, aber Fußball bewegt auch die Massen, sollte die positive Vorbildfunktion aber auch leben.
Sarah Haberbosch, Cheerleaderin und Trainerin aus Hockenheim: Ja, ich schaue die EM zusammen mit meinen Freunden – entweder zu Hause oder auf dem Schlossplatz in Schwetzingen. Ich interessiere ich generell für Fußball und gehe auch ab und zu ins Stadion, um live mit dabei zu sein. Die mediale Aufmerksamkeit finde ich allerdings übertrieben, dennoch bringe es viele Menschen zusammen und stärkt das Wir-Gefühl.
Özkan Bas, Vorsitzender KSV Ketsch: Selbstverständlich schaue ich mir die EM an. Meistens sogar gemeinsam mit Freunden und Familie beispielsweise in Lokalen oder auch mal ganz gemütlich daheim. Die EM ist eine tolle Gelegenheit, sich als Gemeinschaft zu treffen und mitzufiebern, weshalb wir auch ganz sicher die Spiele zusammen mit der Mannschaft verfolgen werden. Ich bin ein begeisterter Fan und habe auch selbst in der Jugend des SV 98 Schwetzingen gespielt. Daher verfolge ich diesen Sport intensiv. Fußball genießt international eine sehr hohe Aufmerksamkeit und Anerkennung, was auch durch internationale Turniere wie die EM oder WM besonders verstärkt wird. Für mich ist die große Begeisterung völlig einleuchtend. Ich wünsche mir aber, dass andere Sportarten wie Ringen ebenfalls eine größere mediale Aufmerksamkeit gewinnen, da diese ebenfalls viel zu bieten haben und Unterstützung verdienen.
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