Bedenkzeit hat Gerhard Kleppinger am Ostermontag nicht gebraucht, als Präsident Jürgen Machmeier von Fußball-Zweitligist SV Sandhausen auf ihn zukam. Mal wieder springt der 65-jährige „Kleppo“ ein, um zu helfen. Mal wieder soll er den Club vor dem Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga bewahren. Und mal wieder scheint die Lage aussichtslos. „Ich bin auch jetzt noch davon überzeugt, dass wir das mit dem Klassenerhalt packen“, sagte Kleppinger bei seiner Rückkehr auf das Podium bei der Pressekonferenz am Donnerstag (wir berichteten) beinahe trotzig.
Seine erste Aufgabe führt den Interimstrainer, der von Oscar Corrochano unterstützt wird, an diesem Samstag zum 1. FC Magdeburg (Spielbeginn: 13 Uhr). Dort ist der frühere SVS-Sportgeschäftsführer Otmar Schork tätig. Das emotionale Wiedersehen spielte im Vorfeld aber keine Rolle am Hardtwald. Zu prekär ist die eigene Lage.
Kleppinger übernahm bereits Mitte Februar 2021 für 135 Tage als Interimstrainer. Damals schaffte er gemeinsam mit Stefan Kulovits den Klassenerhalt und zusammen wurden die beiden befördert. Doch nach gerade einmal 82 Tagen endete das Experiment. „Die Situation ist nicht vergleichbar“, meinte der Rückkehrer. „Jetzt bin ich nahezu allein verantwortlich, aber ich habe auch einen sehr guten Helfer an meiner Seite. Aber es sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.“
Kleppinger ist also wieder zurück in der ersten Reihe. „Ich bin aus meiner Wohlfühloase zurückgekommen“, gibt er offen zu. Denn in der Zwischenzeit kümmerte sich Kleppinger, bevor er Tomas Oral assistierte, um das Scouting und Kooperationen mit Schulen. „Aber ich hätte den Job nicht angenommen, wenn ich nicht daran glauben würde. Sonst wäre ich eben wieder ins Scouting gegangen“, sagte Kleppinger. „Es ist mein absolutes Bedürfnis, dem Verein zu helfen.“
Hilfe, die der Club brauchen kann. In der Kürze der Zeit wollte Machmeier keinen neuen Coach holen, der die Spieler erst einmal kennenlernen muss. Bei Kleppinger weiß der Vereinsboss, dass er sich zu 100 Prozent auf die Arbeit des Trainerroutiniers verlassen kann. Ein langfristiges Engagement auf der Cheftrainerposition ist dennoch ausgeschlossen. „Wir haben schon mit Kandidaten für die neue Saison gesprochen“, sagte Machmeier, der jedoch erst einmal den Posten des sportlichen Leiters neu besetzen möchte.
Kleppinger spielt in den Überlegungen keine Rolle. Er ist jedoch derjenige, der den SVS vielleicht in die Drittklassigkeit führt. Einen großen Anteil daran hat er freilich nicht. Fehler wurden an anderer Stelle gemacht und zu einem früheren Zeitpunkt. Kleppinger ist nun derjenige, der das Unmögliche noch möglich machen möchte. „Ich bin seit über elf Jahren hier und es war für mich keine Frage, wieder zu helfen“, sagte er. „Der Verein ist mir ans Herz gewachsen, er ist eigentlich meine Heimat geworden.“
In Magdeburg soll es mit dem ersehnten Erfolgserlebnis klappen. Seit Ende Januar hat der SVS kein Spiel mehr gewonnen. Der Rückstand ist kontinuierlich angewachsen. Die Mannschaft steht längst in der Pflicht. In erster Linie müsse die Defensive wieder besser stehen, meinte Kleppinger. „Wir brauchen mehr Stabilität. Es war jahrelang das Markenzeichen des Vereins, dass wir wenig Gegentore gefressen haben. Aber wir müssen auch schauen, dass wir wieder Spiele gewinnen.“
Es dürfte wohl zu einer Umstellung des Systems kommen. Kleppinger ließ nicht viel durchblicken. Jedoch schon, dass er auf zwei Angreifer setzen wird. Die müssen aber endlich anfangen zu treffen. Bislang war von den gelernten Mittelstürmern nur Ahmed Kutucu erfolgreich.
Schafft der SV Sandhausen die Wende unter Kleppinger nicht mehr, dürfte der Ruhe ausstrahlende Chefcoach es bereuen, sich nach eigener Aussage nur „zehn Minuten“ Zeit genommen zu haben, um Jürgen Machmeier erneut das Jawort zu geben. fred
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-kleppo-verlaesst-wohlfuehloase-_arid,2073178.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,6.html