Altlußheim. Schönes Geschenk zum 18. Geburtstag für Lana Eberle (Bild). Die Altlußheimer Radsportlerin hat einen Einjahresvertrag beim deutschen Frauenprofiteam Ceratizit WNT Pro Cycling unterschrieben und somit ein weiteres Ziel in ihrer Karriere erreicht. Sie wird deshalb in der Saison 2022 nicht mehr für den RSV Edelweiß Oberhausen fahren.
16 Fahrerinnen aus neun Nationen treten im kommenden Jahr für Ceratizit in die Pedale, Lana Eberle ist die jüngste. Doch das Umfeld in der Mannschaft, deren Teamsitz in Kempten im Allgäu ist, passt für die Altlußheimerin perfekt, um sich weiterzuentwickeln und bei den Aktiven Fuß zu fassen, schließlich gehören einige ihrer zukünftigen Teamkolleginnen zur absoluten Weltspitze im Bahnradsport. Katie Archibald, die britische Olympiasiegerin im Madison, Lisa Brennauer und Franziska Brausse, beide Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen mit dem deutschen Quartett in der Mannschaftsverfolgung und auch Scratch-Weltmeisterin Martina Fidanza aus Italien tragen dasselbe Trikot wie Eberle, die den Radsport in Oberhausen von klein auf gelernt hat.
Einen ersten Kontakt mit den neuen Mannschaftskameradinnen hat es auch schon gegeben, Lana Eberle ist nämlich momentan mit dem Team noch bis zum 18. Dezember im Trainingslager in der Toskana. Unsere Zeitung sprach mit ihr.
Herzlichen Glückwunsch. Sie werden ab 1. Januar 2022 für das Profiteam Ceratizit WNT Pro Cycling starten. Warum haben Sie sich für dieses Team entschieden?
Lana Eberle: Ich habe mich für das Team entschieden, weil es für mich am sinnvollsten ist, dadurch dass ich sehr viel Bahn fahre und auch weiterhin fahren möchte. Aber gleichzeitig ist auch auf der Straße das Team wohl das Beste, was mir hat passieren können, weil die anderen Frauenteams fast nur auf Straße spezialisiert sind. Die Hälfte von uns fährt aktiv und gut auf der Bahn. Dadurch kann ich auch ziemlich viel von allen lernen.
In einer Mannschaft mit den deutschen Vierer-Olympiasiegerinnen Lisa Brennauer und Franziska Brausse zu sein muss doch eine sehr große Motivation sein, oder?
Eberle: Ja, das ist es auf jeden Fall. Lisa Brennauer ist ja auf Straße und Bahn erfolgreich. Deswegen ist sie schon ein großes Vorbild. Franzi ist ja mehr auf der Bahn aktiv als auf der Straße. Aber auch mit Franzi verstehe ich mich gut. Und alle geben einem Ratschläge und Antworten auf jede Frage. Das ist schon eine ziemlich große Motivation.
In diesem Jahr haben Sie bei den Juniorinnen vier Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften geholt. War Ihrer Meinung noch mehr drin gewesen oder war das die maximale Ausbeute?
Eberle: Bei der EM wäre bei Weitem noch mehr drin gewesen. Perfekt kann ein Rennen nie laufen. Es gibt immer etwas, was man verbessern kann. Bei der EM war ich von den Medaillen her super zufrieden und bei der WM genauso. Aber auch bei der EM bin ich beim Ausscheidungsfahren zum Beispiel immer weit oben gefahren, wodurch ich viel Kraft vergeudet habe, die ich am Schluss hätte umsetzen können, um dann Zweite zu werden oder zu gewinnen. Deswegen kann man immer besser sein. Bei der WM hätte ich im Ausscheidungsfahren auch was besser machen können und an einer Stelle Kraft sparen können. Schlussendlich hätte es aber nicht gereicht, dass ich Weltmeisterin geworden wäre. Hätten wir unseren Sturz bei der WM im Vierer nicht gehabt, wäre auf jeden Fall auch noch eine Medaille drin gewesen genauso beim Madison.
Sie wollen 2023 Abitur am Purrmann-Gymnasium in Speyer machen. Bekommen Sie die Schule und das Rennradfahren eigentlich noch gut unter einen Hut oder ist es in der Zwischenzeit schwierig geworden?
Eberle: Man kann das schon noch gut unter einen Hut bringen. Meine Schule unterstützt mich jetzt zwar nicht so von den schulischen Sachen her, aber sie stellen mich immer für alles frei. Und wenn man, wie zum Beispiel jetzt, im Trainingslager in der freien Zeit nicht nur faul rumliegt, reicht das schon, um einigermaßen alles nachzuholen.
Kartenverlosung dieser Zeitung als Anstoß für Karriere
Als ihre Eltern Karten für die TIS- Sixdays-Night in Oberhausen bei einer Verlosung unserer Zeitung gewannen, kam Lana Eberle zum ersten Mal in Kontakt mit der Sportart, für die sie sofort eine riesige Begeisterung entwickelte, die bis heute erhalten geblieben ist. Zunächst fuhr sie in der Einsteigergruppe des RSV, 2012 löste sie mit neun Jahren ihre erste Lizenz. Der erste Sieg folgte 2013 in Singen, bis heute stand Eberle in den verschiedenen Nachwuchsklassen 56 weitere Male ganz oben auf dem Podest.
Sie steigerte sich kontinuierlich von Saison zu Saison und gehörte ab der Jugendklasse zur deutschen Spitze. 2018 holte Eberle zum ersten Mal Edelmetall bei deutschen Meisterschaften, insgesamt vier Silber- und fünf Bronzemedaillen auf der Straße und der Bahn lautet ihre Bilanz bis heute.
Die letzten beiden Jahre bei den Juniorinnen waren bedingt durch die Corona-Pandemie alles andere als einfach für eine Nachwuchsfahrerin, die den Traum verfolgt, Profi-Radsportlerin zu werden. Trotz weniger Startmöglichkeiten konnte Lana Eberle an zwei Europameisterschaften auf der Bahn und in diesem Jahr sowohl bei der Weltmeisterschaft auf der Bahn als auch auf der Straße mehr als erfolgreich teilnehmen. Im Ausscheidungsfahren bei den Welttitelkämpfen in Kairo wurde sie hinter der US-Amerikanerin Kaia Schmid Vizeweltmeisterin. Bei den Europameisterschaften holte sich Eberle Silber im Madison, zudem noch Bronze im Ausscheidungsfahren und in der Mannschaftsverfolgung.
Durch diese tollen Resultate wurde auch Ceratizit-Sportchef Dirk Baldinger, in den 90er-Jahren selbst erfolgreicher Straßenrad-Profi, auf Lana Eberle aufmerksam und bot ihr schließlich einen Platz in seinem Team an.
Was sind die sportlichen Ziele fürs nächste Jahr und was die Höhepunkte?
Eberle: Meine Ziele für nächstes Jahr sind so viel wie möglich Erfahrung zu sammeln und von den Großen viel zu lernen. Mit den Straßenrennen kann ich mir noch keine wirklichen Ziele setzen, denn es ist einfach ein großer Unterschied zu meinen jetzigen Straßenrennen, die ich gefahren bin. Auf der Bahn habe ich auf jeden Fall das Ziel, die U23-EM mitzufahren. Und wenn es viel besser läuft als erwartet, vielleicht auch die Elite-EM, aber mal schauen.
Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: Die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris . . .
Eberle: . . . möchte ich miterleben oder mitfahren. Das ist zur Zeit mein größter Traum. Ich bin noch sehr jung dafür, aber wenn das klappen würde, hätte ich mein größtes Ziel abgearbeitet – bis jetzt.
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