Ketsch. Nach der 23:24-Niederlage im Duell der Handball-Bundesliga zwischen den Kurpfalz-Bären und dem VfL Oldenburg holte Ketschs Trainer Adrian Fuladdjusch erst einmal tief Luft. Augenblicke später glichen die Emotionen des 33-Jährigen eher einem Vulkanausbruch: „Das hat jetzt nichts damit zu tun, dass ich ein schlechter Verlierer bin. Ich möchte auch die Schiedsrichterleistung gar nicht bewerten, aber es gibt zwei entscheidende Situationen. Leute, ich weiß nicht, was man von uns will. Schickt doch die Entwicklungsschiedsrichter woanders hin.“ Dann richtete er die Worte direkt an das Gespann Maximilian Engeln/Felix Schmitz: „Ihr müsst doch nicht gegen uns pfeifen, wir sind doch schon abgestiegen. Wenn sie keinen Bock haben, dann sollen sie daheimbleiben. So etwas geht gar nicht.“
Was war geschehen? Zunächst einmal hatten die Bären eine starke erste Halbzeit abgeliefert, lagen zwischenzeitlich mit 13:9 in Front. Co-Trainer Chris Lange hoffte auf den Coup: „Wenn die Fehlerzahl niedrig bleibt und wir unser Level halten, dann ist etwas drin.“ Oldenburg stellte in der zweiten Halbzeit aber um und kam Treffer um Treffer näher. Nach 42 Minuten gingen die Gäste dann mit 17:16 in Führung.
Es entwickelte sich eine spannende Schlussphase. Vier Minuten vor dem Ende machte sich Rebecca Engelhardt auf die Reise. Der erste Aufreger. Bei ihrem Alleingang wurde sie im letzten Moment von ihrer Gegenspielerin bedrängt und scheiterte deswegen am Pfosten, obwohl das Tor leer gewesen war. Der Pfiff der Schiedsrichter blieb unverständlicherweise aus. Der Spielstand zu diesem Zeitpunkt: 21:23. 30 Sekunden später verkürzte die groß aufspielende Saskia Fackel auf 22:23. Bären-Schlussfrau Leonie Moormann parierte gegen Kathrin Pichlmaier, doch auf der Gegenseite war auch Oldenburgs Nele Reese gegen Engelhardt zur Stelle. Auf der Uhr waren zu diesem Zeitpunkt noch 110 Sekunden zu spielen. Selbst Pichlmaiers 24. Treffer für den VfL brachte noch nicht die Entscheidung, denn Sophia Sommerrock verkürzte im Gegenzug erneut.
27 Sekunden vor Ablauf der Uhr nahm Niels Bötel die letzte Auszeit der Mannschaft aus Niedersachsen. Zeitspiel war zu diesem Zeitpunkt nicht angezeigt und dennoch entschieden sich Engeln und Schmitz nach der Wiederaufnahme des Spiels urplötzlich dazu, den Arm zu heben. Obendrein ließen sie nur noch drei Pässe zu. „Ich dachte, ich bin ein Schlitzohr und probiere das einfach mal und weise sie darauf hin, dass man Zeitspiel anzeigen könnte“, sagte Fuladdjusch. „Was ist das denn? Da lassen sie sich von mir ein Zeitspiel aufschwätzen? Großen Respekt an meinen Trainerkollegen. Ich wäre Amok gelaufen.“ Die Bären bekamen noch einmal die Möglichkeit, zumindest einen Punkt einzufahren. Doch Reese hielt auch den letzten Versuch und so blieb es beim 23:24.
Der Bären-Coach lobte seine Mannschaft für den gezeigten Kampfgeist und den Einsatz in der Defensive. Belohnt hat sich das Schlusslicht allerdings zum wiederholten Male nicht. Die Schuld ausschließlich beim Schiedsrichtergespann zu suchen, ist nicht korrekt. Denn: Die Bären haben in der zweiten Halbzeit den Faden verloren und nachweislich nachgelassen.
Fuladdjusch fehlte bei der Pressekonferenz ebenso die Ruhe wie seiner Mannschaft und seine verbale Attacke dürfte wohl auch ein Nachspiel mit sich bringen. „Wir werden die Wut in die nächsten Spiele mitnehmen und heiße Kämpfe abliefern“, versprach Fuladdjusch, der abschließend sagte: „Ich wünsche mir, dass an der Pfeife dann wieder die Qualität ist, die wir gewohnt sind und für die auch der Verband steht. Vielleicht kriege ich jetzt eine Geldstrafe oder werde gesperrt, aber das musste raus.“
Bären: Moormann; Wiethoff; Hinzmann, Feiniler (1), Haupt, Brand, Sommerrock (3), Marmodee, Fackel (8/4), Reuthal, Möllmann, Fabritz (1), Engelhardt (4), Eckhardt (6), Herrmann. mjw
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