Reilingen. Wer sich mit Pedro Leischwitz unterhält, merkt sehr schnell: Hier sitzt ein Mann, der für seinen Sport lebt. Der 66-Jährige aus Reilingen ist seit einigen Jahren pensioniert – nach 45 Jahren als Finanzbeamter im öffentlichen Dienst. Doch Ruhestand bedeutet für ihn keineswegs Stillstand. Im Gegenteil: Der Triathlon ist für Leischwitz zum Lebenselixier geworden – und das bereits seit mehreren Jahrzehnten.
Schon als Kind war Sport ein fester Bestandteil seines Lebens. „Mit sieben oder acht Jahren habe ich mit dem Turnen angefangen, später Handball gespielt und Leichtathletik gemacht“, berichtet Leischwitz. Der Mehrkampf prägte seine Jugend, die längeren Laufstrecken empfand er anfangs als „Übel“. Stattdessen lag sein Fokus auf den Sprints und Wurfdisziplinen. Zunächst war Leischwitz bei der LG Kurpfalz, später dann bei der DJK Hockenheim aktiv.
Ein Volkslauf im Jahr 1983 veränderte alles. Nach seinem ersten 10-Kilometer-Lauf wagte sich Leischwitz im selben Jahr an den Schwarzwald-Marathon – und entdeckte seine Leidenschaft für den Ausdauersport. Bald darauf kaufte er sich ein Rennrad, begann regelmäßig zu schwimmen und stieß schließlich auf den Triathlon, der sein Leben fortan prägen sollte.
Reilinger Pedro Leischitz ist Triathlonpionier und engagiert sich für Vereinsleben
1984 startete Leischwitz dann erstmals beim Viernheimer Triathlon – ein Wettkampf, der ihn bis heute begleitet: 2025 ging Leischwitz dort zum 41. Mal in Folge an den Start und war dadurch bei jeder einzelnen Neuauflage mit dabei. Selbst eine schwere Schulterverletzung nach einem Radunfall konnte ihn nicht stoppen: „Ich bin mit einem Arm in einer Art seitlichem Bruststil geschwommen, mit Rucksackverband Rad gefahren und am Ende auch bis ins Ziel gelaufen“, erzählt er stolz. Und mit einem Schmunzeln fügt er an: „Zum Glück ging die Radstrecke gerade in diesem Jahr ausnahmsweise einmal nicht den steilen Weg zur Juhöhe in den Odenwald hoch. Das hätte ich nämlich nicht geschafft.“
Leischwitz, der als Gründungsmitglied 25 Jahre lang Sportlicher Leiter der ASG Tria Hockenheim war, startet heute für den Verein Kraichgau Triathlon in Bad Schönborn. Er ist dem Sport heute nicht nur als aktiver Wettkämpfer sondern gelegentlich auch als Trainer verbunden.
Familie, Krankheit und Durchhaltevermögen begleiten Pedro Leischwitz
Sport ist bei den Leischwitz übrigens Familiensache: Ehefrau Beate (65) und die drei Kinder haben stets mitgezogen, auch beim Triathlon. Tochter Isabell (43) wurde sogar deutsche Meisterin in der B-Jugend. „Wir sind eine Triathlonfamilie“, sagt Leischwitz. Sohn André (39) ist heute besonders aktiv und fährt regelmäßig mit seinem Vater in einer gemeinsamen Radgruppe, der auch Ironman-Triathlet Dirk Oswald aus Oftersheim angehört.
Doch das Leben hat Leischwitz auch auf eine harte Probe gestellt. Zweimal musste er sich mit Krebs auseinandersetzen: 1988 wurde ihm nach Knochenkrebs ein Zeh amputiert. „Der Sport hat mir das Leben gerettet“, ist Leischwitz überzeugt. Nur durch einen Zufall, als er sich bei einem Schwimmunfall den Fußzeh brach, wurde der Tumor entdeckt. 2018 folgte die Diagnose Prostatakrebs, der auch eine Operation folgte. Nach beiden Erkrankungen kehrte er stets auf die Wettkampfstrecke zurück. „Aufhören war für mich nie eine Option“, unterstreicht er und ergänzt: „Ich habe danach aber schon gemerkt, dass die Leistungsstärke bei mir nachgelassen hat.“
Reilinger Ausnahmesportler visiert 50. Teilnahme in Viernheim an
An einen Ironman, also die Langstrecke im Triathlon, ist auch deshalb nicht mehr zu denken. „Ich konzentriere mich schon länger auf die kürzeren Distanzen“, erklärt er. 2009 in Frankfurt absolvierte Leischwitz mit einer starken Zeit von etwas über zehn Stunden seinen letzten Ironman. „Für die WM auf Hawaii hat es mit der Qualifikation damals leider knapp nicht gereicht“, erzählt er.
Besonders stolz ist Leischwitz darauf, in über 250 Wettkämpfen nie einen Triathlon oder Duathlon abgebrochen zu haben. Selbst mit einem Muskelfaserriss in der Wade schleppte er sich bereits das eine oder andere Mal über mehrere Kilometer ins Ziel.
Seine Zähigkeit zahlt sich auch heute noch aus. Im Sommer wurde Leischwitz zum wiederholten Male baden-württembergischer Meister in seiner Altersklasse (wir berichteten). Das freut ihn, auch wenn die Konkurrenz in den höheren Jahrgängen dünner wird. „Manchmal reicht es schon, einfach anzutreten und ins Ziel zu kommen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Seine Zielsetzung für die Zukunft bleibt klar: „Ich will so lange wie möglich Wettkampfsport betreiben und in Viernheim noch den 50. Start erleben.“
Triathlet Pedro Leischwitz ist mit 66 Jahren noch jeden Tag sportlich aktiv
Heute trainiert Leischwitz etwas ruhiger, angepasst an das Alter und die gesundheitlichen Einschränkungen, die nach den Operationen und Verletzungen geblieben sind. Die morgendliche Gymnastik, Radfahren mit der Familie und gelegentliche Schwimmeinheiten gehören zum Alltag. Schmerzen und Rückschläge nimmt er sportlich, er macht einfach weiter.
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Für ihn zählt heute weniger der Platz auf dem Podium als vielmehr die Teilnahme. „Beim Triathlon, vor allem im Alter, geht es darum, ins Ziel zu kommen und gesund zu bleiben“, weiß er und fügt an: „Mein Lebensmotto ist klar: Niemals aufgeben, auch wenn es mal schwierig wird.“
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