Ketsch. Beinahe wäre diese richtungsweisende Personalentscheidung in der Vorberichterstattung zum Heimspiel der Ketscher Bären untergegangen. Denn nur in einem kurzen Absatz verkündete der Frauen-Handball-Zweitligist vor der Partie am Samstag (19 Uhr, Neurotthalle) gegen den HC Leipzig, dass die bisherige sportliche Leiterin Romina Heßler seit April nicht mehr zur Verfügung steht. Das ist eine überraschende Neuigkeit, die durchaus aufgedröselt werden muss, denn Gründe für die Trennung gibt der Club nicht an und Geschäftsführer Armin Wagner weilt noch im Urlaub. Das gibt Anlass für Spekulationen.
Erst im September übernahm Heßler ihren Posten. Damals stellte Wagner einen langfristigen Plan vor, in dem Heßler eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Sie übernahm im Zusammenspiel mit Trainerin Franziska Steil Scouting sowie Planung und Zusammenstellung des Profi- und Anschlusskaders. Ab der 2023/2024 sollte sie auch die Spieltechnik übernehmen. Dieser Plan wurde nun über Bord geworfen, Heßler legte ihr Amt nieder.
Dabei hatte die frühere Spielerin in Absprache mit Geschäftsstellenleiter Christian Lange und Wagner gute Entscheidungen im Sinne des Clubs getroffen. Sie holte unter anderem die talentierte Arwen Gorb, die jedoch von einer Operation zurückgeworfen wurde. Zudem hatte Heßler einen nicht unwesentlichen Anteil daran, dass die Kooperation mit der Sport-Union Neckarsulm zustande kam. Auch dank der Leihspielerinnen Svenja Mann, Anita Polackova und Laila Ihlefeldt befreiten sich die Bären aus dem gröbsten Abstiegsschlamassel. Doch im Hintergrund soll es auch aufgrund der zwischenzeitlich schwierigen sportlichen Lage mächtig geknirscht haben. Ihlefeldt steht seit Wochen nicht mehr zur Verfügung und soll auf eigenen Wunsch von weiteren Einsätzen absehen.
Wenig Kontinuität
Heßler hält sich bedeckt, sie sagte auf Nachfrage dieser Zeitung lediglich: „Ich hatte großen Spaß bei meiner Arbeit und bin dankbar, dass ich die Chance bekommen habe.“ Ins Detail wollte sie nicht gehen. Wagner würdigte den Einsatz mit einem kurzen Zitat in der Pressemitteilung: „Wir wünschen Romina nur das Beste für die Zukunft.“ Zudem habe sie zur positiven Entwicklung der Bären beigetragen. Fragezeichen bleiben aber. Immerhin: Heßler bleibt Vorstandsmitglied des Handball-Leistungszentrums Rhein-Neckar-Pfalz und Co-Trainerin des Oberliga-Teams. Wie die Position künftig besetzt werden soll, ist noch unklar. Das sollte aber zeitnah geklärt werden - zumal die Ligazugehörigkeit sich allmählich abzeichnet. Zahlreiche Verträge laufen aus, Neuzugänge stehen noch nicht fest und der Abgang von Kreisläuferin Nele Wenzel wurde bereits verkündet.
In den vergangenen Jahren übten Thomas Löbich, Adrian Fuladdjusch und Robert Becker sowie Dirk Schatek die Tätigkeit des sportlichen Leiters aus. Kontinuität sieht anders aus. Der Fokus der Trainerin gilt unterdessen dem Sportlichen und dem Duell mit Ex-Meister Leipzig. Lediglich auf Torhüterin Katarina Longo muss sie verzichten.
Ansonsten wird es am Samstagabend darum gehen, das Tempospiel der Sachsen zu unterbinden. Die Leipzigerinnen gelten als gut ausgebildete. Aktuell belegen sie Platz neun mit 23 Pluspunkten. Mit einem Sieg könnten die Bären mit derzeit 19 Punkten auf zwei Zähler herankommen und sich weiter befreien.
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