Sandhausen. Naturgemäß besitzt die Tabelle nach zwei Spieltagen eine überschaubare Aussagekraft. Dennoch finden sich auf den ersten vier Plätzen keine Namen, die den aufmerksamen Beobachter der 3. Fußball-Liga überraschen.
Alle vier Mannschaften sind ehemalige, teilweise langjährige Zweitligisten. Dass Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue nach Rang vier beziehungsweise sechs in der vergangenen Saison nun in die Vollen gehen, war zu erwarten. Auch Arminia Bielefeld stellt nach der verkorksten Vorsaison höhere Ansprüche. Die drei Traditionsvereine weisen gemeinsam mit dem SV Sandhausen nach zwei Partien die Maximalausbeute von sechs Punkten auf. Der SVS schraubte das Punktekonto durch den 1:0 (0:0)-Auswärtssieg beim 1. FC Saarbrücken am Sonntagabend in die Höhe.
Was den SVS von der Konkurrenz abhebt: Als einziges Team haben die Kurpfälzer ligaweit noch keinen Gegentreffer kassiert. Trainer Sreto Ristic hat offensichtlich an den richtigen Stellschrauben gedreht.
Saarbrücken beginnt gegen SV Sandhausen spielbestimmend
Nach dem dominanten Auftakt der Saarländer – Patrick Schmidt (10., 30.) und Simon Stehle (18.) hatten die Führung mehrfach auf dem Fuß – reagierte Ristic auf die Spielanlage des FCS und stellte in der letzten Reihe auf eine Dreierkette um. Wie schon im Heimspiel gegen Osnabrück (1:0) ließ sich Marco Schikora fallen. „Nachdem wir umgestellt haben, haben wir es weitgehend im Griff gehabt“, bilanzierte der SVS-Coach, dessen größte Baustelle am Hardtwald eben jene Defensive ist. Mehr als die 57 Gegentore aus der vorangegangenen Spielzeit wies keine andere der ersten zwölf Mannschaften aus. Entsprechend sollen in der gerade begonnenen Saison weniger Gegentore gefangen werden.
Besonders über den flinken Emmanuel Iwe – nach dem Siegtor in der Vorwoche mit einem Startelfmandat belohnt – versprühten die Gäste nach der Umstellung Torgefahr, ob als Vollstrecker (28.) oder Vorbereiter für Stürmer Dominic Baumann (38.). Mit dem aberkannten Führungstreffer von Schikora belohnten sich die Gäste noch vor dem Pausenpfiff für ihre Bemühungen (44.).
Merklich vorsichtig äußerte sich Sportdirektor Matthias Imhof in der Halbzeitpause zur Szene. „Unsere Spieler greifen nicht ein“, stellte er beim Videostudium des Eckballs am Mikrofon von „Magenta Sport“ fest, wollte den Unparteiischen aber keine Fehlentscheidung attestieren. „Ich glaube, man sollte warten, bis die Aktion beendet ist, bevor man die Fahne hebt.“ Lautstark am Reklamieren war neben dem Sportdirektor am Spielfeldrand auch der neue Co-Trainer. Dennis Diekmeier störte sich jedoch mehr an der mangelnden Effizienz seiner ehemaligen Mannschaftskameraden: „Wir hatten viele Möglichkeiten für ein Auswärtsspiel. Es ist ärgerlich, dass wir die Chancen nicht machen“, sagte der Ex-Profi.
Im zweiten Durchgang sollten es die Schwarz-Weißen aber besser machen. Der „verdiente Auswärtssieg gegen einen richtig guten Gegner“ (Ristic) ließ im Ludwigsparkstadion schon Zweifel aufkommen, welches Team hier als Aufstiegsfavorit gehandelt wird. Während Sebastian Stolze noch am stark parierenden Philip Menzel scheiterte (60.), war der Saarbrücker Schlussmann vier Minuten später machtlos: Stürmer Baumann setzte sich wuchtig gegen Calogero Rizzuto durch und erzielte per Kopf das Tor des Abends (64.). Im Stile einer Spitzenmannschaft brachten die Sandhäuser die drei Punkte im Schlussabschnitt mit einer geschlossenen Defensivleistung über die Ziellinie. Lediglich als Kai Brünker in der Nachspielzeit den Ball per Kopf hauchzart am Tor vorbei setzte, stockte den Gästen noch einmal der Atem (90.+3).
Sandhausen-Matchwinner Baumann lobt Defensivarbeit
Dass hinten gegen ein Topteam der Liga zum zweiten Mal in Folge die Null steht, weiß auch der Matchwinner zu schätzen: „Wichtig ist, dass wir defensiv gut stehen. Das haben wir zweimal gut hinbekommen. Das ist unsere Devise“, sagte Stürmer Baumann.
FCS-Coach Rüdiger Ziehl hingegen bemängelte, dass es seinem Team nicht gelang, die weiße Weste der Sandhäuser zu beschmutzen. „Da müssen wir in Führung gehen“, sagte er über die starke Anfangsphase. Ziehl zufolge wäre ein Unentschieden aufgrund der vielen Einschussmöglichkeiten seiner Elf das gerechte Resultat gewesen.
Tritt der SVS in der ersten Runde im DFB-Pokal am Sonntag (15.30 Uhr) mit seiner neu formierten Defensive – aus der Vorsaison steht aktuell nur Jonas Weik auf dem Platz – erneut derart kompakt auf, darf sich der Drittligist berechtigte Hoffnungen auf die Überraschung machen. Im Gegensatz zum Sechs-Punkte-Start der Sandhäuser steht der 1. FC Köln nach dem Bundesliga-Abstieg schließlich mit nur einem Zähler aus den ersten beiden Partien da. Das Momentum haben die Hausherren im Stadion am Hardtwald jedenfalls auf ihrer Seite.
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