Im Porträt

TV-Eppelheim-Trainer Michael Seeling vermittelt Reiz der Leichtathletik

Der 52-jährige Michael Seeling trainiert den Nachwuchs des TV Eppelheim. Dabei gelingt ihm ein wichtiger Spagat.

Von 
Birgit Schillinger
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Michael Seeling trainiert den Leichtathletik-Nachwuchs des TV Eppelheim. © Marlene Seeling

Eppelheim. „Trainer sein ist eine anspruchsvolle Aufgabe“, erklärt Leichtathletik-Coach Michael Seeling vom TV Eppelheim. „Man ist auf vielen Ebenen unterwegs, nicht nur auf der fachlich-sportlichen, sondern auch auf einer pädagogischen und auf der Beziehungsebene. Neben dem Aufbau von sportlichen gilt es auch soziale Kompetenzen zu vermitteln. Ein Trainer ist aber auch Psychologe, wenn man den Athleten helfen muss, mit Niederlagen oder Verletzungen umzugehen.“

Zum TVE kam er über seinen Kontakt zu Axel Emmerich, mit dem er zusammen promoviert hat und sich mittlerweile denselben Arbeitgeber teilt. „Axel hatte mich vor vielen Jahren gefragt, ob ich nicht mitmachen und unterstützen möchte. Wir waren zu dieser Zeit gerade auf der Suche nach einem neuen Leichtathletikverein für unsere Kinder.“

Verschiedene Disziplinen beim TV Eppelheim

Michael Seeling hat als Trainer nicht nur die verschiedenen Disziplinen seiner Schützlinge im Blick. In seiner Trainingsgruppe kommen Nachwuchs-Leichtathleten aus den Altersstufen U16, U18 und U20 zusammen. Zweimal pro Woche ist der 52-jährige Plankstadter für ein allgemeines Training für zwei Stunden auf dem Sportplatz in Eppelheim. Natürlich wird die relativ große Gruppe mit 28 Jugendlichen dann in die verschiedenen Disziplinen aufgeteilt.

Um auf die Talente weiter einzugehen, wird jede Woche ein drittes spezifisches Training, zusammen mit dem Eppelheimer Trainer Axel Emmerich oder bei Stützpunkttrainern in Mannheim, angeboten. Hier sieht Seeling allerdings noch Verbesserungspotenzial: „An den Stützpunkten fehlen oftmals disziplinspezifische Trainer. Man kann von den jungen Athleten nicht erwarten, zum Beispiel zum Training nach Stuttgart zu fahren. Neben den Kosten ist dies auch zeitlich nicht darstellbar.“ So werde der Übergang in den Leistungssport erschwert und viele Talente gingen der Leichtathletik verloren.

„Ich habe natürlich in erster Linie wegen meiner eigenen Kindern angefangen und weil ich einen Hintergrund in der Sportart habe. Daneben macht es mir Spaß mit den Jugendlichen zu trainieren und wenn sie dann noch Erfolge feiern, ist das doppelt schön“, erklärt Seeling sein Engagement.

Michael Seeling: froh, nicht in die Mühlen des DDR-Sportsystems geraten zu sein

Seine eigenen Schützlinge kommen aus Eppelheim, Plankstadt und der Heidelberger Umgebung. Um die Jugendlichen über das eigene Training hinaus bei der Stange zu halten, hat der TVE ein erfolgreiches Konzept entwickelt: Die jungen Sportler übernehmen Traineraufgaben und erhalten dafür auch ein Übungsleiterentgelt als attraktives Taschengeld. So wurden bereits mehr als zehn Jugendliche in die Vereinsarbeit integriert und unterstützen die erwachsenen Trainer in der Betreuung der Gruppen von bis zu 30 Kindern. Dennoch ist der Ansturm beim TVE so groß, dass in vielen Gruppen ein Aufnahmestopp erteilt werden musste.

Als Trainer ist Seeling Autodidakt. © Marlene Seeling

Michael Seeling kommt aus dem Vogtland in Sachsen. Während der Schulzeit in der DDR wurde bei einer Sichtung sein Talent entdeckt und er erhielt die Einladung, in einem Leistungszentrum zu trainieren. Später sollte er zum Bezirksleistungszentrum wechseln und in ein Sportinternat ziehen, aber Karl-Marx-Stadt, das heutige Chemnitz, war weit weg vom Elternhaus und so lehnte Seeling ab. Zudem sollte er sich im Internat in Richtung Mittelstrecke entwickeln. „Für mich damals der Horror“, Sprint und Sprung machten ihm mehr Spaß. Er bereut seine Absage nicht: „Heute bin ich froh, nicht in die Mühlen des DDR-Sportsystems hineingeraten zu sein.“

Eppelheimer Leichtathletiktrainer Michael Seeling gibt Spaß an Sport weiter

Durch seine Promotion kam Seeling schließlich in den Heidelberger Raum. Der Geo-Wissenschaftler kümmert sich inzwischen als Manager bei der Karlsruher EnBW um gewerbliche Schutzrechte, also beispielsweise um Marken- und Patentrechte. Sein 19-jähriger Sohn Till betreibt Leichtathletik hobbymäßig und ist auch als Trainer engagiert dabei: Er trainiert seit zwei Jahren die Kindergruppe der unter Achtjährigen. Die 15-jährige Tochter Carla hat hingegen Reiten und Volleyball als Lieblingssportarten entdeckt.

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Der wohl bekannteste Nachwuchs ist jedoch die 17-jährige Marlene. Sie ist vielseitig und erfolgreich in der Leichtathletik unterwegs. Dieses Jahr krönte sie ihre bisherige Karriere mit der deutschen U18-Meisterschaft im Speerwerfen, ist aber auch im Diskuswurf in der deutschen Spitze mit dabei – In der U16 hatte sie in dieser Disziplin den deutschen Vizemeistertitel errungen. Auch sie engagiert sich als Trainerin beim TV Eppelheim und betreut einmal pro Woche die Gruppe der unter Zwölfjährigen.

Training beim TV Eppelheim soll für alle Sportler ein Gewinn sein

Mittlerweile ist der TV Eppelheim einer der erfolgreichsten Leichtathletikvereine im Landesverband Baden. Davon zeugen neben den zahlreichen Titeln in der Kinderleichtathletik auch viele badische, baden-württembergische und süddeutsche Meistertitel. Derzeit trainieren vier baden-württembergische Kaderathleten beim TVE: Nina Tewes, Marlene Seeling, Nils und Jan Emmerich. Ein Wurftalent und zukünftiger Kaderathlet ist Noah Christen, badischer U16-Meister im Kugelstoßen, der vor wenigen Wochen die baden-württembergische Kadernorm von 13,25 Metern geschafft hat. Daneben wurden vier weitere Talente im vergangenen Jahr in den Regionalkader des Rhein-Neckar-Kreises aufgenommen.

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Seeling ist als Trainer Autodidakt: „Man findet heute im Internet viele Informationen und Anregungen für neue Trainingsansätze und Übungen.“ So schafft der 52-Jährige den Spagat, leistungsmäßig orientierte Athleten ebenso zu motivieren wie diejenigen, die nicht so sehr an Wettkämpfen interessiert sind. Das Training in der Gruppe sei dann für alle ein Gewinn.

Selbst geht Seeling ab und zu mit seiner Frau joggen, fährt gelegentlich Rad und ist im Winter auf Skiern und beim Langlauf aktiv.

Freie Autorin Lehrerin für Deutsch und Mathematik am Schwetzinger Hebel-Gymnasium. Spezialgebiete:Schulthemen, Mathematik, Leichtathletik, Triathlon

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