Der Hessische Fußball-Verband hatte es schon frühzeitig beschlossen, die Kollegen aus dem Südwesten (Rheinland-Pfalz/Saarland) zogen ebenfalls noch vor Ostern nach und setzten einen Schlussstrich unter die seit Ende Oktober unterbrochene Saison. Am vergangenen Freitag pfiff dann auch der Badische Fußballverband (BFV) die Spielzeit 2020/21 ab – ohne Wertung.
Die im Herbst ausgetragenen acht Spieltage sind somit bedeutungslos geworden, Teams in aussichtsreicher Tabellensituation sind ihrer Chance auf einen möglichen Aufstieg beraubt. Dazu zählt auch der SV Rohrhof, der in der Kreisklasse A1 punktgleich hinter dem FV Brühl II auf Rang zwei lag, sein Jubiläumsjahr jetzt aber nicht mit dem Aufstieg krönen kann. Dennoch zeigt der scheidende SV-Trainer Daniel Katsch Verständnis für die Entscheidung: „Das Zeitfenster, in dem die Saison hätte zu Ende gespielt werden müssen, wurde immer kleiner. Und wenn man das dann mit englischen Wochen und nur drei Wochen Vorbereitung hätte bestreiten sollen, wäre das Risiko von Verletzungen bei den Kadergrößen in den Amateurligen zu groß gewesen. Somit sehe ich den Abbruch als sinnvoll an.“
Abschied anders vorgestellt
Neben dem verpassten Sprung in die Kreisliga und der Krönung einer stark gestarteten Saison fällt für Katsch nun aber zudem nach viereinhalb Jahren seine Abschiedstour beim SV Rohrhof aus. „Ich hatte mir meinen Abschied ganz anders vorgestellt und ich hätte gerne dem Verein sportlich das eine oder andere zurückgegeben, nachdem mir die Verantwortlichen hier in den letzten Jahren das Vertrauen geschenkt haben“, so Katsch.
In den BFV-Spielklassen der Herren, Frauen und Jugend von der Verbandsliga abwärts gibt es per Verbandsbeschluss also keine Auf- und Absteiger. Von einem Saisonabbruch ohne Wertung profitiert indessen der FV 08 Hockenheim in der Kreisliga. In der jetzt beendeten Spielrunde war der Club als Schlusslicht akut abstiegsgefährdet. FV-Trainer Kay Gerwig beeinflusst diese Tatsache aber nicht hinsichtlich seiner Einschätzung. Wer ihn kennt, weiß, dass er auch als Tabellenführer einen Saisonabbruch mitgetragen hätte. „Natürlich hätten wir den Kampf angenommen und das gerne sportlich geregelt, da wir den Fußball alle lieben und einfach gerne wieder kicken wollen“, so Gerwig. „Aber unter den aktuellen Umständen war das nicht mehr möglich. Die Gesundheit geht immer vor.“
Nur die wenigsten Vereinsvertreter hadern trotz der Tabellenstände mit dem Verbandsentscheid. Gerwig hätte sich allerdings diesen Beschluss schon viel früher gewünscht. „Die Entscheidung hätte der Verband viel früher treffen sollen – wie andere Landesverbänden auch. Dieses ,Rumgeeiere’ kann ich nicht nachvollziehen.“
Neustart wohl Ende August
Die Sehnsucht bei den Vereinen und beim Verband richtet sich nach den letzten beiden verkorksten Runden auf einen geregelten Spielbetrieb mit dem Beginn der nächsten Saison. Gemäß eines Rahmenterminplan-Entwurfs, der sich an den Vorjahren orientiert, starten die Spielklassen voraussichtlich Ende August mit den identischen Mannschaftsbesetzungen – vorbehaltlich neuer oder abgemeldeter Teams. In der Landesliga trifft dies auf den TSV Neckarbischofsheim zu, der sich für die kommende Runde in die Kreisliga Heidelberg zurückziehen will.
Eine Diskussion über alternative Spielmodelle wie einer Staffelteilung oder einer Vorrunde mit anschließender Auf- und Abstiegsrunde, stellt Kreisvorsitzender Harald Schäfer für die kommende Runde erst einmal zurück. Einer, der sich tabellarisch jenseits von Auf- oder Abstiegsthemen aufhielt, war der B-Ligist SC Olympia Neulußheim II. Deren Co-Trainer Sascha Dörrmann sagt: „Ich finde es schade, aber es war nicht anders zu erwarten. Trotz teilweise hervorragender Hygienekonzepte und wissenschaftlicher Studien, dass Fußball eben keine Übertragungsgefahr birgt, kam man nicht um den Schritt herum. Es sind die Vereine, die leiden, speziell die Jugendlichen.“
Von der Saison 2020/21 wird in späteren Nachschlagewerken letztlich also nur noch ein Wettbewerb zeugen. Die Pokalrunden, die inzwischen schon weit fortgeschritten sind, sollen fortgesetzt werden. Für den Mannheimer Kreispokal könnte sich Schäfer eine Lösung wie in der Vorsaison vorstellen, als die Schlussrunden in die nächste Saisonvorbereitung integriert wurden. „Das ist natürlich eine schöne Geschichte, dass wir da noch mit drin sind. Allerdings weiß man noch gar nicht, ob und wie im Herbst gespielt werden kann“, hegt Carsten Abbe, Sportlicher Leiter der sich im Halbfinale befindenden SG Oftersheim, Zweifel an einem geregelten Spielbetrieb im Sommer.
Hintergrund
Im badischen Pokal stehen noch die Halbfinalspiele 1. FC Mühlhausen gegen SV Waldhof und ATSV Mutschelbach gegen FC Astoria Walldorf aus.
Im Mannheimer Kreispokal steht der FV Brühl II im Halbfinale gegen die SG Hohensachsen.
Die SG Oftersheim wartet noch auf ihren Gegner. Dieser ermittelt sich aus dem Spiel MFC 08 Lindenhof II/ Amicitia Viernheim gegen TSG Rheinau.
Termine für die Pokalspiele gibt es noch nicht. wy
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