Auch die Saison in der Frauen-Bezirksoberliga im Handball ist wegen Corona früher als geplant zu Ende gegangen. Nach 19 von 22 Spieltagen war zwangsweise Schluss. Der Hessische Handball-Verband (HHV) hat die Spielzeit mit dem 13. März beendet. Der seitherige Stand ist gleichzeitig die Abschlusstabelle. Für den TSV Pfungstadt , der gegenden TV Siedelsbrunn zum Abschluss einen 33:19-Erfolg feierte, steht der fünfte Rang zu Buche. Seit knapp vier Wochen ist handballfrei – gezwungenermaßen.
Auch für Karin Euler. Sie trainiert die Pfungstädterinnen, brachte sie seit der Wiederübernahme am 8. Dezember letzten Jahres zurück in die Erfolgsspur. Mit dem 23:23 gegen den SV Erbach kehrte der Erfolg nach fünf Niederlagen in Folge wieder ein. „Seit meiner Übernahme haben wir nicht mehr verloren“, resümiert die 64-Jährige nicht ohne Stolz den Rundenverlauf mit vier Unentschieden und sechs Siegen. Bereits ab der Saison 2015/2016 hatte die Diplom-Sportlehrerin den TSV, damals noch in der Bezirksliga A Darmstadt, übernommen. Es folgten bis zum Ende der Saison 2018/2019 unter ihrer Führung zwei Aufstiege bis in die Landesliga und ein Abstieg in die Bezirks-Oberliga.
Bis Dezember letzten Jahres war es für Euler eine handballfreie Zeit, ehe sie in Pfungstadt als Feuerwehrfrau erneut in die Bresche sprang. „Ich habe fünf Minuten zur Halle und muss nicht mehr jedes Wochenende durch ganz Deutschland fahren“, beschriebt Euler die Annehmlichkeiten als Trainerin der Hessinnen.
Seit fünf Jahrzehnten am Ball
Ohne Handball kann sich die A-Lizenzinhaberin ihr Leben allerdings nicht vorstellen, denn Karin Euler lebt Handball. Und das seit fünf Jahrzehnten. Als Spielerin hießen ihre Stationen TV 07 Watzenborn-Steinberg (1969 bis 1972), VfB Gießen (Regionalliga Frauen, damals höchste deutsche Spielklasse, 972 bis 1975) sowie TSV Rot-Weiß Auerbach. Dort war sie von 1975 bis 1984 in der 1. Bundesliga selbst aktiv und wurde dreimal deutsche Vizemeisterin, ehe sie anschließend als Co-Trainerin und Trainerin für neun Jahre auf die Trainerbank der Hessinnen Platz nahm.
14 Jahre lang war sie dann beim Erst- und Zweitligisten TSG Ketsch eine Institution, setzte Meilenstein und war Erfolgsgarant. Von 1994 bis 2008 stieg sie mit den Bären 1994, 1999 und 2005 dreimal in die 1. Bundesliga auf und brachte unter anderem mit Svenja Huber, Meike Brückmann, Friederike Gubernatis, Nathalie Augsburg sowie Franziska und Elli Garcia Almendaris und Marlene Zapf mehrere Nationalspielerinnen hervor.
In der Saison 2007/2008 wurde dann die Problematik, Beruf, Handball auf Spitzenniveau und die Betreuung der pflegebedürftigen Eltern unter einen Hut zu bringen, unlösbar. Die Zeit in Ketsch ging deshalb für Euler als Hauptverantwortliche auf der Bank im Januar 2008 zu Ende. Es folgte eine Trainingspause, die mit dem Engagement beim Zweit- und Drittligisten FSV Mainz von der Runde 2010/2011 bis 2013/2014 beendet wurde. 2011 und 2013 feierte Euler dann mit den 05erinnen ebenfalls Aufstiege, als es von der 3. in die 2. Liga hoch ging. Mit Theresa Köhler und Julia Löbich trugen während Eulers Mainzer Zeit auch zwei Ex-Bären das FSV-Trikot.
Die Verbindungen nach Ketsch sind nach wie vor gut. So füllten beim Erstliga-Derby der TSG Ketsch gegen die HSG Bensheim/Auerbach Anfang Februar (30:33) viele Ex-Bären eine Tribünenreihe – Karin Euler inklusive. „Wir treffen uns regelmäßig. Und wir kochen auch zusammen“, berichtet Euler von „Bären“-Veranstaltungen beim damaligen Sponsor Möbel Keilbach und vom Zusammenhalt der Truppe, der auch nach vielen Jahren noch Bestand hat, obwohl die aktiven Zeiten lange vorbei sind.
Freude aufs nächste Wiedersehen
Freuen wird sich Euler auch auf das nächste Treffen mit den Ex-Bären. Gerade zu Beginn der Corona-Zeit gab sich sich Euler, die an der privaten kirchlichen Hildegardisschule in Bingen Sport unterrichtet und derzeit ihre Schülerinnen mit eigens dafür ausgearbeiteten Fitnessprogrammen für zuhause während der Schulschließung versorgt, im Gespräch über die Situation nachdenklich.
Ablenkung und Bewegung während der Zwangsschulpause erfährt sie derzeit bei ihren Spaziergängen mit und ohne Hund. Auf den Fernsehsport, den sie leidenschaftlich und in allen Varianten konsumiert, muss sie derzeit ebenfalls verzichten. Auch deshalb steigt die Vorfreude auf den Tag, an dem Karin Euler wieder zu ihren Mädels in die Trainingshalle darf. Einmal Handball, immer Handball.
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