Vorgestellt - Dirk Oswald hatte eigentlich nur mit Laufen gegen überschüssige Pfunde ankämpfen wollen / Jetzt ist er Marathonläufer und Triathlet

Wird Traum von Hawaii Wirklichkeit?

Von 
Lothar Fischer
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Dirk Oßwald absolviert hier ein Lauftraining im Schwetzinger Stadion. © Fischer

„Vor fünf Jahren wog ich noch über 100 Kilogramm – bei einer Körpergröße von 1,77 Meter“, berichtet Dirk Oswald, der so viele überschüssige Pfunde nicht mehr mit sich herumschleppen wollte und daraufhin eine Sportart suchte, die den Abnehmprozess unterstützen sollte. Also begann er mit dem Laufen.

„Ein Arbeitskollege, den ich vorher gar nicht kannte, hatte in der Mittagspause bemerkt, dass ich regelmäßig joggen gehe und hat mich angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihm gemeinsam den Marathon in Frankfurt zu laufen. Da ich annahm, dass er das nur im Spaß meinte, habe ich spontan, wie ich nun mal bin, ja gesagt“, berichtet Oswald. Doch der Arbeitskollege meinte es ernst und legte ihm einen Trainingsplan vor, der zehn Wochen intensives Training beinhaltete.

Nachdem der damals 30-Jährige durch hartes und intensives Training die Zielzeit von 3:30 Stunden unterboten hatte, absolvierte er im Oktober 2016 seinen ersten Marathon in Frankfurt in der Zeit von 3:28,27 Stunden. Doch der Oftersheimer bekam danach Lust auf mehr und befasste sich mit dem Gedanken, einen Triathlon zu absolvieren. Auch hierzu überredete ihn wieder sein Kollege.

Selbst angeeignet

„Als die Sache immer konkreter wurde, habe ich mir dann das erste Rennrad in meinem Leben gekauft und intensiv mit dem Radfahren und Schwimmen begonnen. Es war gar nicht so einfach, mir den Kraulstil selbst anzueignen“, erinnert sich der Extremsportler, der von sich behauptet, dass er schnell lerne und dabei viel Disziplin aufbringt. Der Erfolg in der kurzen Zeit von drei Jahren, seit er den Triathlonsport ausübt, bestätigt dies.

„Ich arbeitete die ganze Zeit über ohne Trainer und habe mir quasi alles selbst beigebracht. Seit diesem Jahr habe ich mir aber einen eigenen Trainer genommen, um mich weiter zu verbessern“, führt Oswald aus.

Er trainiert jeden Tag, oftmals sogar zweimal täglich, und ist froh, dass sich sein Trainer alle paar Wochen gnädig zeigt und ihm einen freien Tag zur Regeneration gönnt. Aktuell beträgt der wöchentliche Trainingsaufwand 13 bis 14 Stunden, der sich ab März/April, wenn es theoretisch in Richtung Wettkämpfe geht, durch längere Radfahreinheiten noch weiter erhöht. Neben Schwimm-, Rad- und Lauftraining steht zusätzlich noch Krafttraining auf dem Plan.

„Ich absolviere viele Einheiten direkt morgens vor der Arbeit und dem Frühstück, was gut für den Stoffwechsel ist, da dem Körper noch keine Kohlenhydrate zur Verfügung stehen und er dadurch gezwungen ist, auf Fette zurückzugreifen“, plaudert Oswald weiter aus dem Nähkästchen.

„Ich werde oft gefragt, warum ich mir das alles antue, da es mir auch finanziell nichts einbringt. Im Gegenteil: Die Startgelder müssen aus eigener Tasche aufgebracht werden. Das sind 600 Euro beim Ironman in Frankfurt und rund 1000 Euro bei einer Qualifikation für das Rennen auf Hawaii, um überhaupt starten zu dürfen“, lässt Oßwald weiter wissen und entgegnet diesen Leuten, dass es ihm wahnsinnig viel Spaß macht, die Grenzen seines Körpers auszuloten. Er ist überzeugt, dass nichts auf der Welt unmöglich ist und es keine Grenzen gibt, nur die im Kopf. Ein wichtiger Aspekt für ihn ist auch, dass alles – bis auf Schwimmen in den Wintermonaten – in freier Natur abläuft und er es liebt, viel Zeit im Freien zu verbringen.

„Der große Traum eines jeden Triathleten ist die Qualifikation für die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii. Allerdings erreichen die wenigsten dieses Ziel. Ich arbeite hart daran, diesen Traum irgendwann Wirklichkeit werden zu lassen“, stellt sich der 34-Jährige der großen Herausforderung. Er räumt aber auch ein, dass, wenn ihm die Qualifikation nicht gelingen sollte, für ihn die Welt auch nicht untergehen würde. „Dann schaue ich mir weiterhin wie jedes Jahr am zweiten Wochenende im Oktober bei einem Toast Hawaii auf dem Teller genüsslich vor dem Fernseher das Triathlon-Spektakel an und drücke dem deutschen Vorjahressieger Jan Frodeno die Daumen“, sagt Oßwald schmunzelnd.

Große Ziele

Als sportliches Highlight 2020 steht für den Marketingleiter derzeit noch Ende Juni der Ironman in Frankfurt auf der Agenda, der gleichzeitig als Europameisterschaft der Langdistanz gilt. Sofern die Veranstaltung nicht durch den Coronavirus abgesagt wird, was allerdings immer wahrscheinlicher wird.

Neben dem Triathlon reizt den Oftersheimer seit einiger Zeit auch das Klettern und Bergsteigen. In diese Richtung könnte es auch einmal für ihn gehen, wenn er den Triathlon nicht mehr ausüben würde. Doch in naher Zukunft verschwendet er daran keine Gedanken und strebt weitere persönliche Bestleistungen im Triathlonsport an.

Nach dem Ironman in Frankfurt ist momentan noch für Juli eine Reise nach Tansania geplant, um den Kilimanjaro zu besteigen. „Wenn dann noch Zeit bleibt, würde ich mich gerne meinem weiteren Hobby, dem Tauchen, widmen. Das kam in der letzten Zeit zu kurz.“

Zur Person: Dirk Oswald

Dirk Oswald wurde am 23.Dezember 1985 in Heidelberg geboren und von Beruf Marketingleiter.

Er ist 1,77 Meter groß und wiegt aktuell 72 Kilo. Seine Hobbys sind neben Triathlon, Reisen, Skifahren, Tauchen und Klettern.

Seine Bestzeit über zehn Kilometer liegt bei 36:24 Minuten. Über die Marathondistanz beträgt seine Bestmarke 3:13,51 Stunden, aufgestellt in Frankfurt.

Im Triathlon erreichte er bei der Langdistanz-Challenge in Roth mit 9:15,49 Stunden Platz 30 in seiner Altersklasse und Platz 100 unter 5000 Startern insgesamt. Über die olympische Distanz gelang ihm in Darmstadt Platz drei in seiner Altersklasse und der 19. Rang insgesamt in der Zeit von 2:26,35 Stunden. lof

Freier Autor Lothar Fischer ist ein Kenner in Sachen Fußball in der Region.

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