München. Das haben sich alle Beteiligten ganz anders vorgestellt. Es war ein herausragendes Bild, das die Mannheimer Fans am Sonntagabend in der Münchener Arena abgaben. Die mehr als 1000 – überwiegend mit dem Sonderzug angereisten – Adler-Anhänger machten die Partie beim Tabellennachbarn EHC München zu einem gefühlten Heimspiel. „Als wir beim Aufwärmen herausgekommen sind und die ganzen Fans gesehen haben, war das schon eine richtig geile Stimmung, ein richtig geiles Gefühl“, sagte Mannheims Flügelstürmer Tom Kühnhackl.
Das Problem: Das Spiel endete für die Blau-Weiß-Roten mit einer äußerst bitteren 0:2 (0:1, 0:1, 0:0)-Niederlage. Damit verlor die Mannschaft von Cheftrainer Dallas Eakins nicht nur das dritte Spiel in Folge, sondern auch den vierten Tabellenplatz – und damit den Heimvorteil in den anstehenden Play-offs – an die Münchener. Die Adler leisten sich im Hauptrunden-Endspurt der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ein Formtief zur Unzeit. „Dass wir nichts Zählbares mitnehmen konnten, ist unglaublich ärgerlich. Gerade bei dem Aufwand, den unsere Fans hier betreiben“, sagte der ein wenig ratlos wirkende Kühnhackl.
Adler stehen sich zum wiederholten Male selbst im Weg
Denn der deutsche Nationalstürmer konnte es sich auch nicht wirklich erklären, warum sich die Mannheimer in den vergangenen Spielen so schwertun – auch und vor allem mit dem Toreschießen. „Wenn ich das wüsste, würden wir es direkt ändern“, sagte Kühnhackl. Doch Fakt ist: Die Adler standen sich auch in München zum wiederholten Male in dieser Saison zum größten Teil selbst im Weg. „München hat in Unterzahl gut verteidigt und die eigenen Chancen eiskalt genutzt“, fasste Kühnhackl den überschaubaren Aufwand, den die Gastgeber für den dreifachen Punktgewinn aufbringen mussten, vollumfänglich zusammen.
Bei den Mannheimern stand dagegen Aufwand und Ertrag in keinem gesunden Verhältnis – indes ebenfalls ein sich wiederholendes Mannheimer Element in dieser Saison. Nach dem 1:0-Führungstreffer durch Adam Brooks (13.), der wiedergenesende Spielmacher bezwang Mannheims Torwart Arno Tiefensee durch die Schoner im kurzen Eck, durften die Adler in der Folge für insgesamt 13 Minuten in Überzahl ran. Vor allem auch, da Münchens Torschütze zum 2:0 (28.), Chris DeSousa, nach einem Check gegen den Kopf von Adler-Stürmer Luke Esposito von den Unparteiischen frühzeitig zum Duschen geschickt wurde (33.).
München – Adler 2:0
- Drittelergebnisse: 1:0, 1:0, 0:0.
- Die Adler: Tiefensee – Gawanke, Cicek; Gilmour, Jokipakka; Fohrler, Leslie; Pilu – Fischbuch, Michaelis, Plachta; Ortega, Esposito, Bennett; Kühnhackl, Reichel, Hännikäinen; Proske, Loibl, Heim.
- Tore: 1:0 Brooks (12:55), 2:0 DeSousa (27:27).
- Schiedsrichter: Kilian Hinterdobler und Bastian Steingross.
- Zuschauer: 10.796.
- Strafminuten: München 13 + Spieldauerdisziplinarstrafe DeSousa – Mannheim 2.
- Nächstes Spiel: Adler – Löwen Frankfurt (Dienstag, 19.30 Uhr).
Doch weder in der fünfminütigen Überzahl noch in den anderen Powerplay-Situationen brachten die Mannheimer den Puck über die Torlinie. „Wenn man so viele Powerplay-Situationen hat, dann sollte man auch das Momentum mitnehmen und natürlich auch treffen“, betonte Kühnhackl. Interessant: Die Adler holten in dieser Saison nach einem 0:2-Rückstand nur zweimal etwas Zählbares.
Kühnhackl: „Müssen als Mannschaft weiter zusammenhalten“
Doch zurück zum Spiel: Münchens Schlussmann Evan Fitzpatrick reagierte in den Unterzahlsituationen zwar oft glänzend – der Kanadier wäre lediglich beim Lattenschuss von Mannheims Leon Gawanke machtlos gewesen – hatte aber auch häufig freie Sicht auf die Schützen. „Wenn der Torwart die Scheibe sieht, dann hält er sie auch meistens, von daher müssen wir schauen, dass wir mehr vor dem gegnerischen Tor stehen und uns dort auch öfter durchsetzen“, sagte Kühnhackl.
Der 33-Jährige wollte die Auswärtsniederlage aber nicht nur an den ungenutzten Überzahlsituationen festmachen. „Es lag nicht nur am Powerplay. Wir hatten auch so genug Chancen, die aber letztlich wieder nicht reingegangen sind“, sagte Kühnhackl und hob hervor: „Wir müssen jetzt als Mannschaft weiter zusammenhalten.“
Adler haben das Erreichen des vierten Tabellenplatzes nicht mehr in der eigenen Hand
Die Adler haben als Tabellenfünfter das Erreichen des vierten Ranges nicht mehr in der eigenen Hand. Ein erneutes Duell im Play-off-Viertelfinale gegen München scheint wahrscheinlich. Rein rechnerisch wäre zwar sogar noch Platz drei möglich, doch die drittplatzierten Pinguins aus Bremerhaven haben zwei Spieltage vor dem Hauptrunden-Ende vier Punkte Vorsprung sowie das deutlich bessere Torverhältnis. Der EHC München steht lediglich einen Punkt vor den Mannheimern.
So oder so müssen die Blau-Weiß-Roten auf Ausrutscher der Konkurrenz hoffen und gleichzeitig ihre Hausaufgaben erledigen. Mit den Löwen Frankfurt (Dienstag, 19.30 Uhr) sowie Titelverteidiger Eisbären Berlin (Freitag, 19.30 Uhr) gastieren aber ausgerechnet zwei Mannschaften in der Mannheimer SAP Arena, die in der bisherigen Saison alle drei Begegnungen gegen die Adler für sich entscheiden konnten. „Wir wollen unseren Fans gegen Frankfurt etwas Zählbares liefern, gerade nachdem die ersten drei Spiele gegen die Löwen nicht so ausgefallen sind, wie wir uns das alles vorgestellt haben“, sagte Kühnhackl. Teamkollege Stefan Loibl, der in München wie Gawanke an der Latte scheiterte, gab die Richtung vor: „Wir brauchen unser bestes Spiel, müssen einfach, schnell und hart spielen.“
Worte, die die Mannheimer Fans schon so ähnlich vor den anderen Derbys gehört haben. Nun müssen die Adler liefern, damit die Unterstützung ihres Anhangs und das Endergebnis endlich ein harmonisches Bild ergeben.
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