Eishockey

Ex-Adler Kink vor seinem Abschiedsspiel: „Ich wollte der beste Kapitän sein“

Viele Jahre war Marcus Kink das Gesicht der Adler Mannheim. Beim Abschiedsspiel mit Christoph Ullmann kehrt er am 10. November in sein „Wohnzimmer“ SAP Arena zurück

Von 
Christian Rotter
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Der letzte große Coup: 2019 führte Marcus Kink die Adler Mannheim zum DEL-Titel. © Michael Ruffler/Pix

Marcus, was ist das Erste, das Ihnen einfällt, wenn Sie auf Ihre aktive Karriere zurückblicken?

Marcus Kink: Es ist alles wahnsinnig schnell über die Bühne gegangen. Wenn man jünger ist, kann nichts schnell genug gehen. Man ist sehr ungeduldig, will alles am liebsten jetzt und sofort. Mit den Jahren möchte man die Zeit lieber verlangsamen, mal anhalten. Rückblickend habe ich so unglaublich viele schöne Dinge in kurzer Zeit erleben dürfen. Manchmal frage ich mich, wie all das in diese paar Jahre gepasst hat. Der Weg in die SAP Arena, die ich ja immer noch häufiger besuche, ist noch etwas, was unglaublich vertraut wirkt. Ich bin mir sicher, dass ich die Strecke blind fahren könnte.

Und was war der schlimmste, was der traurigste Moment?

Kink: Niederlagen. Rückschläge zu akzeptieren und verarbeiten – das ist nicht einfach. Andererseits treibt dich das auch an. Ein verlorenes Finale gegen Berlin im Friedrichspark, das erste Arena-Jahr und das Finalspiel gegen Berlin 2012, das uns auch ein Jahr später noch zu schaffen gemacht hat.

Und der schönste oder wertvollste?

Kink: Selbstredend die Meisterschaften, die sich aber nicht miteinander vergleichen lassen. 2015 war ein Sahnejahr mit all der Euphorie, die wir in der Stadt ausgelöst haben. Aber auch die Erfolge mit der Nationalmannschaft wie der Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang kommen einem sofort in den Sinn.

Hätten Sie im Nachhinein gerne eine Sache anders gemacht?

Kink: Ich denke nicht. Vielleicht an der einen oder anderen Stelle etwas egoistischer sein. Wobei mir meine Art, mich immer in den Dienst der Mannschaft zu stellen, eben auch jene Stellung eingebracht hat, die letztendlich auch dazu geführt hat, dass ich am Ende 15 Jahre in Mannheim geblieben bin.

Wie lief der Tag Ihres ersten Profispiels ab? Wie war die Gefühlslage?

Kink: Das war ein Tag, der gefühlt nie endete. Im Junioreneishockey spielst du morgens oder vormittags. Als Profi erst am Abend aufs Eis zu gehen, war völlig unbekannt. Die Vorbereitung dauert länger, man muss ewig warten. Aber es war der Beginn einer langen und schönen Reise.

Marcus Kink

  • Geboren wurde Marcus Kink am 13. Januar 1985 in Düsseldorf. Seine Karriere begann der in Garmisch aufgewachsene langjährige Adler-Kapitän beim SC Riessersee.
  • 2004 wechselte Kink von Köln nach Mannheim. Mit den Adlern gewann er 2007 das Double aus Pokal und Meisterschaft sowie – als Kapitän – die DEL-Titel 2015 und 2019. Mit der Nationalmannschaft holte er 2018 Olympia-Silber.
  • Das Abschiedsspiel von Marcus Kink und Christoph Ullmann findet am 10. November in der SAP Arena statt.

Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Aufeinandertreffen mit Christoph Ullmann?

Kink: Wir haben im Rahmen der Schülermeisterschaft in Kaufbeuren gegeneinander gespielt. Ulle hat schon für Köln gespielt, ich für Riessersee.

Was verbindet euch?

Kink: Wir haben viele Jahre und viele tolle Erlebnisse zusammen erlebt. Wir kennen die Familien des jeweils anderen. Manchmal fühlt es sich immer noch so an, als wären wir die 17- und 19-Jährigen von damals, als hätten wir uns zum ersten Mal gesehen. Es ist eine wahnsinnig tolle Freundschaft. Ulle ist ein sehr lustiger Zeitgenosse. Wenn man ihn als Freund gewonnen hat, hat man einen richtigen Freund. Ulle ist zuverlässig und hilfsbereit, immer für dich da.

Können Sie sich noch an das erste Mal auf Schlittschuhen erinnern? Was war das für ein Gefühl?

Kink: Das liegt schon sehr lange zurück. Da mein Papa, mein Onkel und mein Bruder Eishockey gespielt haben, ging es für mich früh auf Schlittschuhe. Ich glaube mit zwei Jahren. Die Schlittschuhe habe ich noch zuhause. Es hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Es gab zwar auch eine Phase im Kindesalter, in der ich mal nichts mehr von Eishockey wissen wollte, aber ich musste ja wegen meines Bruders trotzdem in die Eishalle. Da habe ich ein Jahr von der Tribüne zugeguckt. Da kam die Lust ganz schnell von ganz allein wieder. Dass ich aber Profi werden würde, habe ich nicht einmal mit 17 Jahren gewusst. Ich hatte für mich gehofft, es mal irgendwann in die erste Mannschaft von Riessersee zu schaffen.

Sie haben 2004 im Alter von 19 Jahren den Wechsel nach Mannheim gewagt. Weiß man in dem Alter überhaupt, was man tut?

Kink: Ich habe mit dem Gedanken in Mannheim unterschrieben, dass die Adler zu dieser Zeit immer mit die besten deutschen Spieler unter Vertrag hatten. Ich wollte es in die Nationalmannschaft schaffen. Daher war mir klar: Wenn ich es in Mannheim schaffe, steigen auch meine Chancen fürs Nationalteam. Dass ich am Ende eine so lange und tolle Zeit hier erleben durfte, hatte ich damals nicht zu träumen gewagt.

Sie haben zuvor noch für die Kölner Haie gespielt. Hätten Sie rückblickend gerne für mehr Clubs die Schlittschuhe geschnürt, vielleicht auch in einem anderen Land?

Kink: Mit Anfang 20 hatte ich dieses Ziel. Später, als ich meine Rolle bei den Adlern gefunden hatte, als ich Kapitän war, war ich so stolz, dass ich dieses Amt, diese Position zur Herzensangelegenheit gemacht habe. Ich wollte der beste Kapitän und Mitspieler sein. Dann hat sich für mich die Frage nach einem Wechsel nicht mehr gestellt.

Wie hat sich das Eishockey in Ihrer aktiven Zeit verändert?

Kink: Wie vorhin schon erwähnt, ist man als junger Spieler recht ungeduldig. Allerdings haben wir früher sehr schnell gelernt, geduldig zu sein. Unter den etablierten Spielern waren ein paar Haudegen, die unglaubliche Karrieren hatten. Hinter denen mussten wir uns anstellen. Die hätten auch nicht geduldet, dass du ihren Stellenwert nicht respektierst. Heute haben die jüngeren Spieler diesen Respekt nicht mehr. Einerseits zeugt das von einem starken Charakter, andererseits ist dadurch durchaus etwas Kabinenkultur verlorengegangen.

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Wie gestaltet sich Ihr Leben nach dem Eishockey? Was vermissen Sie – und was gar nicht?

Kink: Am Anfang war es gar nicht so einfach. Auf einen Schlag war die gesamte Struktur weg. Jahrelang hatte man einen genau vorgegebenen Wochen- und Monatsplan. Plötzlich hatte ich freie Wochenenden. Es hat etwas gedauert, bis ich gemerkt habe, dass ich die Zeit mit jeder Menge anderer toller Sachen füllen kann. Das genieße ich aktuell noch. Allerdings schaue ich jetzt auch mehr Eishockey im TV. Während meiner aktiven Zeit hatte ich nach Training und den eigenen Spielen die Schnauze voll von Eishockey. Das hat sich geändert. Ich beobachte noch gerne die Jungs, mit denen ich zusammengespielt habe. Und natürlich vermisst man die Kabine mit 25 Jungs, die alle in einem ähnlichen Alter sind und dieselben Interessen verfolgen.

Könnten Sie sich vorstellen, zum Eishockey zurückzukehren?

Kink: Am Anfang nicht. Aber Eishockey macht mir wieder Spaß. Ich bin eishockeybegeistert, verstehe das Spiel ganz gut. Daher könnte ich es mir inzwischen zumindest vorstellen.

Nun bestreiten Sie gemeinsam mit Christoph Ullmann ein Abschiedsspiel. Eine besondere Ehre?

Kink: Es ist eine absolute Ehre. Ich bin unglaublich stolz, bin aber auch ehrfürchtig. Es wird bestimmt emotional. Ich bin schon aufgeregt, was während meiner aktiven Zeit eigentlich so gut wie nie vorgekommen ist. Wahrscheinlich, weil ich noch nicht genau abschätzen kann, wie der Tag im Detail ablaufen wird. Dass Christoph und ich diesen Moment teilen können, macht es nochmals spezieller. Ich kann mich noch erinnern, dass wir während der Bauphase der Arena auf einen spontanen Abstecher nach dem Training im Friedrichspark vorbeigeschaut haben, uns ein Bauleiter blaue Helme aufgesetzt und uns im Rohbau gezeigt hat, wie mal alles werden wird. Dass hier nun unsere Trikots unters Hallendach kommen, lässt mich schmunzeln.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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