Wie würde es wohl sein, wenn er das erste Tor für seinen Heimatverein schießt? Wie würde er das abfeiern? Diese Gedanken spukten zuletzt immer wieder in Fabrizio Pilus Kopf herum. Denn er spürte, dass es bald so weit sein musste, da sich die Chancen häuften. Bill Stewart, Trainer der Adler Mannheim in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), setzte den 20-Jährigen zuletzt sogar im Powerplay ein, weil er Vertrauen in Pilus Fähigkeiten hatte.
Am Dienstag hatte das Warten ein Ende. Beim 4:2-Sieg gegen die Grizzlys Wolfsburg hatte das Eigengewächs mit seinem Treffer zum 2:2-Ausgleich großen Anteil daran, dass sein Team nach einem verschlafenen ersten Drittel und zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand den Weg zurückfand und nach 60 Minuten noch mit 4:2 die Oberhand behielt.
Damit festigten die Adler ihren zweiten Tabellenplatz und setzten Spitzenreiter EHC München zumindest etwas unter Druck. Nach dem überraschenden 2:4 der Münchener gegen die Nürnberg Ice Tigers beträgt der Mannheimer Rückstand auf Rang eins noch elf Punkte.
„Einfachheit funktioniert“
„Ich finde, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagte Pilu und hatte dabei die jüngste Erfolgsbilanz von drei Erfolgen in Serie im Blick. Schon am Donnerstag (19.30 Uhr) soll im baden-württembergischen Landesduell mit den Schwenninger Wild Wings der nächste Sieg folgen. „Wir müssen jetzt einfach so weitermachen. Mancher mag uns zwar vorwerfen, dass wir sehr einfach spielen, aber diese Einfachheit funktioniert momentan“, betonte Pilu.
Im Alter von sechs Jahren begann der gebürtige Mannheimer mit dem Eishockeyspielen. Er blickte zu seinen Adler-Idolen auf, war Einlaufkind und investierte viel in seinen Sport, um einmal selbst aus der Nordwestkurve angefeuert zu werden. „Es ist schön, dass sich all das, was ich in meine Eishockeykarriere stecken musste, langsam auszahlt. In meiner Jugend gab es fast nur Eishockey. Entsprechend wenig Zeit hatte ich für andere Dinge“, erinnerte sich Pilu im Gespräch mit dieser Redaktion an seine Anfänge.
Über die Jungadler fand er den Weg zu den Profis - allerdings erst einmal nicht in Mannheim, sondern bei den Nürnberg Ice Tigers, bei denen er in der vergangenen Saison die Eiszeit erhielt, um sein Spiel weiter zu verbessern. In 40 DEL-Partien für die Franken erzielte er ein Tor und gab sechs Vorlagen. In dieser Spielzeit ist der Verteidiger mit einem Treffer und vier Assists drauf und dran, diese Marke zu steigern.
Pilus Entwicklung nötigt auch Stewart Respekt ab. Auf die Frage, welchen Eindruck er hatte, als er dem jungen Abwehrspieler im August 2022 zum ersten Mal begegnet war, antworte er lachend: „Er sah aus wie eine nasse Nudel.“ Was Stewart damit meinte? Pilu kann es sich gut denken, indem er bestätigte, dass bei seinem Muskelaufbau noch etwas Luft nach oben ist.
Kompromissloser Abschluss
Man muss jedoch nicht unbedingt einen Körper haben wie Abräumer Denis Reul, um der Mannschaft zu helfen. Es kommt auf eine gesunde Mischung an. Pilu, der mit Arkadiusz Dziambor und Taro Jentzsch die drei U-23-Lizenzen bei den Adlern belegt, kann das Spiel lesen und versteht es trotz seiner jungen Jahre bereits, die Offensive mit einem guten Aufbaupass anzukurbeln.
Wir hatten im ersten Drittel doch arge Probleme in der neutralen Zone. Das wurde in der Kabine klar angesprochen, und dass wir danach den dritten Stürmer weiter oben gelassen haben, hat sich ausgezahlt.
Und er hat den Instinkt, richtig zu stehen - wie beim 2:2 am Dienstag: Borna Rendulic luchste dem überrumpelten Dustin Strahlmeier die Scheibe ab, Ryan MacInnis scheiterte zwar noch am Grizzlys-Torhüter, doch Pilu jagte den Puck ins leere Tor. „Es war ganz gut, dass ich nicht so viel Zeit hatte zum Überlegen, sonst hätte ich noch vorbeigeschossen“, meinte der 20-Jährige.
Basis des Erfolgs gegen Wolfsburg sei aber nicht sein Treffer gewesen. Stattdessen lobte Pilu die Anpassungen des Trainerteams, die es in der ersten Pause veranlasste: „Wir hatten im ersten Drittel doch arge Probleme in der neutralen Zone. Das wurde in der Kabine klar angesprochen, und dass wir danach den dritten Stürmer weiter oben gelassen haben, hat sich ausgezahlt.“
Im Heimspiel gegen Schwenningen, das sich am Dienstag mit einem 5:2-Erfolg gegen Bietigheim auf den elften Platz schob, wird erneut Geduld gefragt sein. Besonders bei eigener Führung spielen die Wild Wings ein unbequemes Defensivsystem.

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