Mannheim. Die dunkelblonden Haare schauen unter der lässig nach hinten gedrehten Baseballkappe hervor, über der rechten Augenbraue ist eine Narbe zu erkennen. Jyrki Jokipakka machte auf dem Golfplatz in St. Leon Rot durch und durch einen entspannten Eindruck. Der finnische Zugang der Adler Mannheim golfte am letzten Juli-Wochenende mit seinen neuen Mannschaftskameraden - wie es in der Kurpfalz schon seit langer Zeit Tradition ist - beim sogenannten Eagles Cup für den guten Zweck.
Und der 1,91 Meter große und 94 Kilogramm schwere Verteidiger macht dabei keine schlechte Figur. „Ich golfe ab und an im Sommer, wenn ich die Zeit dazu habe“, erläutert Jokipakka mit unerwartet leiser Stimme.
Der einstige NHL-Siebtrunden-Draftpick der Dallas Stars ist laut eigener Aussage kein Lautsprecher, sondern jemand, der auf dem Eis gewissenhaft seinem Job nachgeht und für die Mannschaft arbeitet. Dass es dabei auch mal durchaus physisch zur Sache gehen kann, verneint Jokipakka nicht. „Ich scheue auf jeden Fall keinen Konflikt“, sagt er und lacht.
Als typischer Stay-at-home-Verteidiger sieht sich der Finne aber nicht. „Ich bin eher variabel, denke zuerst an die Defensive, kann aber auch den Angriff mit aufbauen und mich in die Offensive einschalten. Zudem kann ich sowohl Unter- wie auch Überzahl spielen“, betont er.
Variabilität und Mobilität
Das wies das bereits in der Vorbereitung eindrucksvoll nach. Keine Frage: Mit der Art und Weise, wie der Finne spielt, gehört er zu der Marke Abwehrchef. Mit viel Ruhe und Übersicht ausgestattet, verteilt Jokipakka im Powerplay an der blauen Linie die Pucks. Durch seine entsprechende Reichweite und Cleverness im Zweikampf, ist er zudem in der defensiven Zone eine Bank. Kein Wunder, dass Cheftrainer Johan Lundskog ihn unter den Verteidigern oftmals mit der meisten Eiszeit belohnt.
„Meine Leistungen bisher waren okay, aber ich kann mich auf jeden Fall noch verbessern. Wir spielen defensiv ein anspruchsvolles System, da lerne ich jeden Tag noch dazu“, ordnet der Spieler mit der Rückennummer 23 sein eigenes Spiel ein. „Wenn Jyrki läuferisch noch besser wäre, würde er sicherlich noch in der NHL spielen“, ist sich Adler-Sportmanager Jan-Axel Alavaara sicher. Jokipakka absolvierte in der besten Liga der Welt 150 Spiele für Dallas, die Calgary Flames sowie die Ottawa Senators.
Doch zurück aufs Eis: Die Variabilität und Mobilität, die der 31-Jährige verkörpert, soll in der kommenden Saison zum Standard in der Mannheimer Defensive werden. Für Jokipakka, der im Sommer unter anderem in einer Trainingsgruppe mit Ex-Adler-Spieler Joonas Lehtivuori war, einer von vielen Gründen, warum er sich für einen Wechsel nach Mannheim entschieden hat. „Ich habe, natürlich auch von Joonas viele gute Sachen über die Organisation gehört. Außerdem mag ich es, andere Länder und deren Kulturen kennenzulernen“, sagt er, der neben seiner Zeit in Nordamerika und in der finnischen Heimat auch fünf Jahre lang in der russisch geprägten Kontinental Hockey League (KHL) für HK Sochi und Sibir Novosibirsk auflief. „Ob ich allerdings auch Deutsch lernen werde, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Die Sprache erscheint mir doch recht schwer“, ergänzt Jokipakka und grinst.
Viel Zeit hat der ehemalige finnische Nationalspieler neben dem Eishockeyspielen ohnehin nicht. „Ich habe zwei vier Jahre alte Jungs, Zwillinge, die stehen bei mir an erster Stelle und nehmen natürlich viel Zeit in Anspruch“, betont der Familienvater.
Die Meisterschaft als Ziel
Unabhängig von der herausfordernden Sprache ist es laut dem Verteidiger aber auch im Eishockey nicht leicht, gegen Deutschland zu bestehen. Zwar hat er selbst nie gegen die DEB-Auswahl gespielt, aber vor allem bei der vergangenen WM, die in seiner Geburtsstadt Tampere stattfand, ganz genau hingeguckt: „Das deutsche Eishockey wird immer besser, das hat nicht zuletzt die Silbermedaille gezeigt. Ich denke, dass die Lücke zu den großen Nationen immer kleiner wird.“
Ob das auch im Ligenvergleich der Fall ist, davon will sich Jokipakka selbst ein Bild machen - und viel erreichen. „Ich möchte die Meisterschaft gewinnen, dafür bin ich hier.“
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