Mannheim. Der 16. Januar 2025 war ein bemerkenswerter Tag. Es war der sportliche Tiefpunkt des EHC München in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in dieser Saison. Die Mannschaft von Cheftrainer Maximilian Kaltenhauser verlor bei den Schwenninger Wild Wings genauso historisch wie verdient mit 0:6. „Unseren Fans müssen wir eigentlich das Geld zurückzahlen, denn es ist ein Skandal, wie wir heute aufgetreten sind“, fand EHC-Stürmer Andreas Eder nach dem Spiel am Mikrofon von MagentaSport deutliche Worte.
Interessanter waren jedoch zwei weitere Aussagen, die der Nationalspieler nach der Klatsche äußerte. „Wir treten nicht als Mannschaft auf, dann gehst du hier auch so unter“, ließ Eder tief blicken und betonte bei seiner Erklärung für die Schlappe: „Ich glaube, die ist die gleiche wie die vergangenen eineinhalb Jahre. Wir rufen unsere Leistung nicht konstant über 60 Minuten ab.“
Ex-Bundestrainer Toni Söderholm früh entlassen. Besser wurde es aber nicht.
In der Tat: Der EHC München tritt in der Deutschen Eishockey Liga seit der Meisterschaft 2023 auf der Stelle. Ex-Bundestrainer Toni Söderholm, der nach dem letzten Titelgewinn auf Erfolgscoach Don Jackson folgte, konnte die hinterlassenen Fußabdrücke nie füllen. Zudem passte das defensiver ausgerichtete Grundsystem nie richtig zum Münchener Kader – auf den Söderholm wegen laufender Verträge aber auch nur bedingt Einfluss hatte.
Nach dem fünften Tabellenplatz und dem sang- und klanglosen Aus im Play-off-Halbfinale in der vergangenen Saison wurde Söderholm – trotz eines guten Rundenstarts mit vier Siegen aus den ersten vier Partien – bereits früh in der laufenden Spielzeit vor die Tür gesetzt. Das Problem: Unter seinem Nachfolger Kaltenhauser wurde es nicht wirklich besser. Die Münchener waren in ihren Leistungen – ähnlich wie die Adler Mannheim – konstant inkonstant.
Also kam es, wie es kommen musste: Zwei Spiele stand Kaltenhauser nach der 0:6-Schlappe in Schwenningen noch hinter der Bande, ehe er nach einem 5:4-Erfolg in Augsburg sowie einer 1:4-Niederlage zu Hause gegen die Düsseldorfer EG aus persönlichen Gründen zurücktrat. Sein Nachfolger: Don Jackson.
Jackson konnte die bestehenden Probleme bisher nur lindern
Unter dem US-Amerikaner fuhren die Münchener sieben Siege in Folge ein. „Unter Don ist wieder Ruhe eingekehrt. Alle schauen auf ihn und vertrauen ihm“, betonte EHC-Kenner Stefan Schneider vom Eishockey-Podcast „Bully“ gegenüber dieser Redaktion. Vor allem der Forecheck sei unter Jackson nun deutlich aggressiver. Auch werde laut Schneider beim EHC seit dem zweiten Trainerwechsel deutlich mehr Schlittschuh gelaufen und körperlicher gespielt.
Dadurch konnten die seit Monaten bestehenden Probleme aber nur vorübergehend gelindert werden. In den letzten sieben Spielen vor dem Hauptrunden-Ende gingen die Münchener fünfmal als Verlierer vom Eis. Vor allem das Powerplay hinterlässt große Fragezeichen. Seit Anfang Februar liegt die Erfolgsquote bei nicht einmal 14 Prozent. Zudem ist die offensive Abhängigkeit von Torjäger Chris DeSousa (27 Treffer/noch zwei Spiele gesperrt) und Reihenkollege Taro Hirose (zuletzt angeschlagen) groß. Zwei Gründe von vielen, warum das Heimrecht für das Play-off-Viertelfinale gegen Mannheim noch verspielt wurde.
Stärkstes Unterzahlspiel nach der Hauptrunde, aber Probleme im Defensivverbund
Das größte Problem sieht Schneider aber im Defensivverbund. „Da will es einfach noch nicht richtig klappen. Viele Spieler haben auch am Saisonende immer noch regelmäßig ihre Gegenspieler verloren“, sagte er. Auch deshalb holte Manager Christian Winkler zum Ende der Transferfrist in Will Riedell einen zusätzlichen Defensivspieler und nicht – wie von vielen erwartet – einen weiteren Stürmer. Immerhin: Das Unterzahlspiel des EHC war das stärkste der abgelaufenen Hauptrunde. Mit Spielern wie Konrad Abeltshauser, Maxi Daubner, Dominik Bittner, aber auch Maximilian Kastner, Patrick Hager, Tobias Rieder oder dem Ex-Mannheimer Nico Krämmer verfügen die Münchener über absolute Experten auf diesem Gebiet.
Bei allem Stillstand, der beim EHC derzeit vorherrscht, verfügt München über eine Mannschaft, die – gerade unter Cheftrainer Don Jackson – weiß, wie man Play-off-Serien bestreitet. Zur Erinnerung: In der vergangenen Saison schloss der einstige Serienmeister die Hauptrunde ebenfalls auf Rang fünf ab, nur um dann im Viertelfinale die Grizzlys Wolfsburg mit 4:0-Siegen in den Urlaub zu schicken.
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