Frankfurt. Das Objekt der Begierde stand vor dem Anpfiff ein wenig verlassen auf einem Podest am Mittelkreis der Frankfurter Arena. Wer holt in dieser Saison der Fußball-Bundesliga die Schale? Die sicherste Wette ist nach denkwürdigen 45 Minuten im Eröffnungsspiel am Freitagabend wieder Abo-Meister FC Bayern, der zuletzt zehn Mal in Folge ganz oben stand: Beim hoch gehandelten Europapokalsieger Eintracht Frankfurt untermauerten die Münchner mit einer furiosen ersten Halbzeit und einem 6:1 (5:0)-Sieg ihre Ambitionen auf den elften Titel in Folge. Tore von Joshua Kimmich (5.), Benjamin Pavard (11.), Sadio Mané (29.), Jamal Musiala (35., 83.), Serge Gnabry (43.) demontierten fast bemitleidenswerte Hessen, für die Randal Kolo Muani (64.) traf.
Der Tag begann in Frankfurt wieder einmal mit Wechselgerüchten um Filip Kostic. Ein spanisches Medium berichtete, beim Wechsel des serbischen Flügelstürmers zu Juventus Turin fehlten nur noch die Unterschriften und der Medizincheck, am Abend stand Kostic aber in der Startelf. Alles weitere dürften die kommenden Tage zeigen. Bei der Eintracht begann im Vergleich zum 4:0 im Pokal in Magdeburg Sebastian Rode für Daichi Kamada. Die Bayern starteten ihr erstes Bundesliga-Spiel nach Robert Lewandowski mit einer Doppelspitze um Star-Neuzugang Mané und Gnabry.
Trapp steht beim 0:1 im Nebel
Während der Eröffnungszeremonie der DFL pfiffen etliche Eintracht-Fans, auch als die deutsche Nationalhymne gesungen wurde. Die Bundesliga-Saison startete also mit ein paar Misstönen. Als der Ball dann rollte, zündeten die Frankfurter Ultras Rauchtöpfe – zum Schaden ihrer eigenen Mannschaft. Denn Joshua Kimmich überraschte bei einem Freistoß aus knapp 30 Metern den immer noch im dichten Nebel stehenden Eintracht-Schlussmann Kevin Trapp mit einem Versuch aufs kurze Eck statt einer Flanke, vom Innenpfosten prallte der Ball zur frühen Führung ins Tor (5.).
Die Hessen verloren in einer furiosen Münchner Anfangsoffensive völlig die Orientierung. Elf Minuten waren gespielt, als Benjamin Pavard nach einem schlecht verteidigten Eckball mit einem entschlossenen Schuss ins lange Eck das 2:0 besorgte. Auch wenn Tuta kurz danach einen Kopfball an die Latte setzte (12.): Die Bayern hatten den Europa-League-Sieger im Schnelldurchgang auf den Boden der Tatsachen befördert.
Es war ein rasantes, spektakuläres erstes Saisonspiel, das einen einseitigen Verlauf nahm. Gnabry und Thomas Müller befanden sich allein vor Trapp auf dem vermeintlich sicheren Weg zum 3:0, doch Müller traf slapstickartig nur den Pfosten (23.). Auf der anderen Seite ließ Jesper Lindström nach einem starken Solo den Anschlusstreffer liegen (27.), in der gleichen Minute lenkte Trapp Jamal Musialas 18-Meter-Schlenzer gerade so an die Latte. Das sich abzeichnende dritte Bayern-Tor des Abends fiel kurz danach, als Gnabry auf den Kopf von Mané flankte (29.). Ach ja, in der 34. Minute traf Mané außerdem aus spitzem Winkel nur die Latte. Die heillos überforderte Eintracht schlitterte in ein Debakel. Müller bediente Musiala, der problemlos zum 4:0 einschoss (35.). Noch vor der Pause schraubte Gnabry das Ergebnis auf 5:0 (43.) – die Frankfurter waren komplett in ihre Einzelteile zerlegt worden.
Für das fürchterlich gerupfte Team von Oliver Glasner konnte es im zweiten Abschnitt nur noch darum gehen, den Schaden halbwegs in Grenzen zu halten. Nach einem Dreifachwechsel wirkte die Eintracht zumindest ein wenig stabiler – sicher lag es aber auch daran, dass die Bayern ihr atemberaubendes Tempo aus der ersten Halbzeit erheblich gedrosselt hatten.
In Folge eines schweren Patzers von Nationaltorhüter Manuel Neuer gestaltete der eingewechselte Randal Kolo Muani (64.) das Ergebnis aus Frankfurter Sicht ein kleines bisschen erträglicher. Musialas 6:1 stellte den alten Abstand wieder her (83.). Nach seiner Auswechslung drehte Kostic noch eine kleine Ehrenrunde durchs Stadion, die sehr nach nahendem Abschied aussah.
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