Fußball

Würzburger Kickers: Welches Versprechen Vincent Friedsam den Fans gibt

Von 
Steffen Krapf
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Er hat gut lachen: Vincent Friedsam ist die unumstrittene Nummer eins im Tor der Würzburger Kickers. © Steffen Krapf

Die Sturm- und Drangphase der Würzburger Kickers aus der Vorsaison ist Geschichte. In der laufenden Saison ist die Defensive das Prunkstück in der Regionalliga Bayern immer noch ungeschlagenen „Rothosen“. Kein Team der Liga kassierte bislang weniger Gegentreffer. Das ist auch ein Verdienst des Mannes zwischen den Pfosten beim FWK: Vincent Friedsam.

Zum Interview in der Finca Sa Tanca, wo die Würzburger Kickers ihr Quartier für das Trainingslager im mallorcinischen Ferienort Cala d’Or aufgeschlagen haben, erscheint Vincent Friedsam lässig in kurzen Shorts, Kickers-Sweatshirt und Badelatschen. Die Frotzeleien der Teamkollegen, die versammelt am Pool sitzen, lacht der 21-Jährige auf dem Weg zum Pressetermin unbeeindruckt weg. Aus der Ruhe bringt den jungen Torhüter, der seit Sommer 2022 bei den Kickers unter Vertrag steht, ohnehin offenbar nie irgendetwas.

„Ich mag Druck“, erklärt er. Das erste Mal konnte er seine Coolheit wenige Wochen nach seiner Verpflichtung, auch wenn er zu dem Zeitpunkt noch die Nummer zwei hinter Marc Richter war, unter Beweis stellen, als er in gleich zwei Pokal-Runden im Elfmeterschießen zum Schrecken der gegnerischen Schützen wurde. Damit hinterließ er auch bei den Kickers seine erste Duftmarke. Trotzdem war damals noch Geduld gefragt.

Der Weg war frei, aber. . .

Im Winter, als Konkurrent Richter an einer langwierigen Schulterverletzung laborierte, war der Weg zur Nummer eins dann eigentlich frei für Friedsam, bis er sich in einem Test kurz vor dem Ende der Winterpause die Hand verletzte und wochenlang ausfiel. Die Kickers standen plötzlich ohne Torwart da, mussten mit Eric Verstappen quasi einen Altgedienten reaktivieren. Der Niederländer überzeugte nicht wirklich, Friedsam durfte daher bereits die letzten Spiele der Saison 2022/23 noch zwischen den Pfosten stehen. Im Sommer wurde er dann endgültig zur neuen Kickers Nummer eins.

Für Friedsam ist das etwas Besonderes – seine erste Saison im Herrenbereich als erster Torhüter. Bei seinen zwei Spielzeiten beim 1. FC Köln II war er nur zweiter oder dritter Keeper. „Da habe ich gar keine Rolle gespielt“, erklärt er. Dabei war er ein echtes Eigengewächs der „Geißböcke“. Ab der U8 spielte er für den FC ohne Unterbrechung bis zu seinem Wechsel nach Unterfranken. In der B-Jugend wurde er an der Seite des heutigen Nationalspielers Florian Wirtz Deutscher Meister.

Die „Traumfabrik Bundesliga“ endete für ihn dann recht trostlos. Bei der U23 des Bundesligisten sah er so gut wie keine Einsatzzeiten. „Man gab mir dort leere Versprechung, sie sagten, was ich hören wollte und letztlich bekam ich gar nichts“, sagt er ganz offen. Der Anruf aus Würzburg veränderte alles. Wirkliche Interessenten gab es für ihn im Sommer 2022 eigentlich nicht. Als Torhüter ohne Einsatzzeiten hatte er keinen Markt – das dürfte mittlerweile komplett anders sein. „Der Wechsel nach Würzburg war der beste Schritt, den ich bisher machen können. Das war superentscheidend für mich.“

Die Karriere stand auf der Kippe. Ein Jahr später war er der neue Stammtorhüter Würzburgs. „Das ist ein geiles Gefühl, Nummer eins zu sein“, sagt er und grinst. „Und das gibt dir noch einmal ein ganz anderes Selbstvertrauen.“ Trotz seiner für einen Tormann eher geringen Körpergröße von 1,84 Meter überzeugt Friedsam mit einem fast kompletten Torhüterspiel und einer ruhigen Ausstrahlung. Bei Yann Sommer, auch ein verhältnismäßig Kleiner seiner Zunft, schaute er sich über Videostudien viel ab.

Da kommt keiner vorbei

In Friedsams bisherigen 20 Saisoneinsätzen, in denen er nur 14 Treffer kassierte, und dabei neun Mal zu Null spielte, leistete er sich quasi keine Patzer. Sein Konkurrent der Hinrunde, Norman Quindt, ein erfahrenerer Spieler, der bereits eine Drittligasaison mit dem TSV Havelse auf dem Buckel hat, schmiss im Winter entnervt das Handtuch und ließ seinen Vertrag auflösen. An Friedsam ist derzeit einfach kein Vorbeikommen. Weder für die gegnerischen Stürmer noch für die Torhüterkonkurrenz im eigenen Stall.

Nächster Halt: „Hoffentlich Profifußball, sagt Friedsam. „Wir wollen alle aufsteigen, jeder Einzelne von uns will in die 3. Liga. Wir wissen alle, um was es für den Verein geht.“ Ob er sich die 3. Liga dann zutraut? „Wir haben alle das Potenzial und die Fähigkeiten, 3. Liga zu spielen“, ist er von sich und seinen Kollegen überzeugt. „Alle wollen hoch“, betont er noch einmal. „Wir machen das.“

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