Mannheim. Uwe Gensheimer ist bereits seit einem Jahr Sportchef der Rhein-Neckar Löwen und Rekordspieler Patrick Groetzki wird seine Handballschuhe 2026 an den Nagel hängen. Dem Mannheimer Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen kommen nach und nach die Identifikationsfiguren abhanden. Und nun geht mit Torwart Mikael Appelgren eine weitere Kultfigur – obwohl der Keeper eigentlich noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2026 hat.
Appelgren zieht es nach Abgang von den Löwen wohl nach Ungarn
Doch der Lockruf vom Plattensee war letztlich wohl nicht zu ignorieren. Wie diese Redaktion bereits exklusiv berichtet hatte, lag dem 35-Jährigen ein Angebot des ungarischen Top-Clubs One Veszprem HC vor. Ein Angebot, das der Routinier nicht ablehnen konnte. Appelgren wechselt mit sofortiger Wirkung „zu einem internationalen Top-Klub mit Champions-League-Garantie“, wie es in einer Vereinsmitteilung der Löwen noch etwas verklausuliert heißt, da Veszprem erst am 17. Juli seinen Kader präsentieren wird. In einer Tauschaktion kommt dafür aus Veszprem Torhüter Mike Jensen (30) in die Kurpfalz und zurück in die Bundesliga.
„Apfel ist mit dem Wunsch, zu wechseln, an uns herangetreten. Wir kommen diesem Wunsch nach, vor allem auch aufgrund der Historie, die er bei uns hat, und auch aufgrund der Verteilung der Einsatzzeiten und der persönlichen Chance für ihn“, bestätigte Löwen-Sportchef Uwe Gensheimer den Transfer noch vor dem eigentlichen Trainingsauftakt der Löwen am nächsten Mittwoch.
„Gleichzeitig hoffe ich auf eine Verabschiedung bei uns, die zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden wird“, verspricht Gensheimer den Löwen-Fans eine entsprechende Würdigung des Kult-Keepers, der bis auf den EHF-Cup-Sieg 2013 sämtliche große Titel der Löwen-Geschichte mitgefeiert hat und an diesen maßgeblich beteiligt war.
Appelgren dürfte der Abschied von den Rhein-Neckar Löwen nicht leicht gefallen sein
Vor diesem Hintergrund dürfte Appelgren der Abschied auch nicht leicht gefallen sein, wie aus seinem Statement herauszulesen ist. „Nach zehn Jahren voller Leidenschaft, unvergesslicher Momente und tiefer Dankbarkeit ist für mich die Zeit gekommen, Lebewohl zu sagen“, schreibt der Schwede. „Ich verlasse die Rhein-Neckar Löwen nach einer Dekade, die mein Leben und meine Karriere geprägt hat wie keine andere. Ich durfte hier Titel feiern, mit fantastischen Menschen Seite an Seite auf der Platte stehen und unglaubliche Erinnerungen sammeln. Das hier war die beste Zeit meines Lebens. Jetzt, am Ende meiner aktiven Laufbahn, spüre ich den Wunsch, noch einmal etwas Neues zu wagen. Noch einmal in der Champions League stehen, noch einmal eine neue Herausforderung annehmen – an einem anderen Ort. Diese Entscheidung ist mir unendlich schwer gefallen. Denn die Löwen sind ein Teil von mir geworden. Es tut weh, euch zu verlassen. Aber ich gehe mit einem Herzen voller Dankbarkeit und dem festen Glauben daran, dass wir uns wiedersehen. Denn einmal Löwe, immer Löwe.“
Das hier war die beste Zeit meines Lebens.
Mit dem Torwart-Tausch zwischen den Löwen und Veszprem könnte der erste Dominostein in einem größeren Transfer-Geschäft zwischen beiden Clubs gefallen sein, denn dem Vernehmen nach haben die Ungarn auch großes Interesse an Löwen-Linkshänder Ivan Martinovic und wären bereit, dafür eine hohe sechsstellige Ablösesumme in die Hand zu nehmen, da auch der Weltklasse-Rückraumspieler bis 2026 an die Löwen gebunden ist. Am Freitagnachmittag verkündete Veszprem passenderweise nicht nur die Vertragsauflösung mit Mike Jensen, sondern auch das Aus für den schwedischen Rückraumspieler Lukas Sandell. Ein Platz für Martinovic im rechten Rückraum wäre also frei.
Verlässt jetzt auch Ivan Martinovic sofort die Rhein-Neckar Löwen?
„Es gibt eine Anfrage, wir können nichts ausschließen“, sagte Löwen-Geschäftsführer Holger Bachert zu der in Szene-Kreisen bekannten Konstellation auf Anfrage dieser Redaktion. Mit der Ablöse aus Veszprem müsste sich der Mannheimer Bundesligist dann schnell auf die Suche nach Ersatz für Martinovic machen. Als Kandidat gilt entweder der ablösefreie Lukas Sandell, womit sich der zweite Spieler-Tausch mit Veszprem vollziehen würde, oder Jacob Lassen vom HSV Hamburg. Den Linkshänder des HSV hatten die Löwen wohl schon für die Zeit nach Martinovic auf dem Zettel, nun könnte der Wechsel vorgezogen werden, weil die erneut finanziell klammen Nordlichter eine Ablösezahlung gut brauchen können.
Doch das ist noch etwas Zukunftsmusik, die am Freitag im Löwen-Lager die Wertschätzung für die Leistungen Appelgrens bei den Mannheimern nicht völlig übertönen sollte. „Ich kann gut nachvollziehen, dass ein gestandener Spieler wie Apfel sich nicht dauerhaft als Nummer zwei sieht und sich unter diesen sportlichen Voraussetzungen eine neue Herausforderung sucht“, sagte Löwen-Geschäftsführer Bachert. In seinen zehn Löwen-Jahren sammelte der 101-fache schwedische Nationalspieler allein in der Bundesliga 232 Einsätze und rutschte mit seiner Fangquote nie unter die neuralgische 30-Prozent-Marke. „Für seinen großartigen Einsatz auf und neben der Platte können wir uns nur bedanken.“
In Appelgrens Fußstapfen soll nun Mike Jensen treten, der 2023 noch mit dem SC Magdeburg die Champions League gewann und über Benfica Lissabon im Februar 2024 nach Veszprem kam. Dort konnte er die Erwartungen zuletzt aber nicht mehr erfüllen. „Mike hat allerdings richtig Lust, sich noch einmal zu beweisen. Das ist eine echte Kante“, sagt Bachert zu dem 2,07 Meter-Hünen. „Mike bringt alles mit, um uns auf Anhieb auf der so zentralen Torhüter-Position zu verstärken. Er kennt die Bundesliga und weiß, worauf es hier ankommt“, sagt Sportchef Uwe Gensheimer und auch der Däne freut sich auf seine Rückkehr: „Gerade jetzt, wo sich ein neues Team mit neuen Trainern formiert, wird es besonders spannend, diese Entwicklung mitzugestalten.“
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