Mannheim. Jedes Ende ist gleichbedeutend mit einem Anfang. Und Patrick Groetzki weiß sogar schon, wohin ihn sein künftiger Weg führt. Der Kapitän der Rhein-Neckar gibt nach Informationen dieser Redaktion am Freitag bekannt, dass er seine aktive Laufbahn beim Handball-Bundesligisten im Sommer 2026 beendet und anschließend ins Management des Clubs einsteigt. Ab 2027 ist dann der Aufstieg in die Geschäftsführung vorgesehen. Also genau 20 Jahre, nachdem er als 18-jähriges Talent zu den Löwen gekommen war. Was für eine Karriere!
Bestätigt wurde diese Personalie vom zweifachen Meister und Pokalsieger zwar noch nicht, doch für diesen Freitag hat der Club zu einer Pressekonferenz geladen. In der Einladung heißt es, es solle vor dem abschließenden Heimspiel am Sonntag (15 Uhr) in der ausverkauften SAP Arena gegen die Füchse Berlin eine Bilanz der aktuellen Saison gezogen und der Blick voraus gerichtet werden. Neben Sportchef Uwe Gensheimer und Geschäftsführer Holger Bachert sitzt auch Groetzki auf dem Podium.
Nächste Woche schon erste Dienstreise für Groetzki
Bereits seit Januar ist der Rechtsaußen einige Stunden pro Woche in die Arbeit in der Geschäftsstelle eingebunden. Er bearbeitet Teilprojekte, verschafft sich einen Überblick und lernt die Arbeit der verschiedenen Abteilungen kennen. Das bestätigte Bachert zuletzt auf Anfrage. Zum Treffen der europäischen Clubvereinigung „Forum Club Handball“ in der nächsten Woche reist der Geschäftsführer übrigens nicht allein, sondern mit Groetzki. Dieser Redaktion liegt die Teilnehmerliste vor.
Die Löwen verfolgen schon seit langer Zeit den Plan, Groetzki nach seiner aktiven Karriere an den Club zu binden. Ob es künftig vielleicht sogar zwei Geschäftsführer geben wird, ist noch nicht bekannt. Klar ist aber, dass der bisherige Boss Bachert seinen Vertrag unlängst bis 2027 verlängert hat.
Seit 2007 bei den Löwen
Rückblick: Als Groetzki im Sommer 2007 zu den Löwen wechselte, stand er beim Trainingsauftakt im Schatten der Stars. Christian Schwarzer, Oliver Roggisch und Henning Fritz verstärkten zu jener Zeit den Verein. Sie waren die WM-Helden, die wenige Monate zuvor Gold gewonnen hatten und fortan die Löwen nach oben führen sollten. Fast alles drehte sich um sie.
Groetzki kannte seine Mitspieler bis dahin nur aus dem Fernsehen. Plötzlich saß er mit ihnen in einer Kabine. Der Rechtsaußen hörte zu. Er lernte – und zwar ziemlich schnell.
Als Einziger an allen Titeln der Löwen beteiligt
Seitdem hat der gebürtige Pforzheimer den Verein nicht verlassen. Er ist der Rekordspieler der Löwen, hat bislang 546 Bundesligaspiele und mehr als 150 Europapokalpartien für die Badener bestritten. Mehr Identifikation geht einfach nicht. Oder anders ausgedrückt: Der Name Groetzki geht längst als Synonym für Treue und Loyalität durch.
Er ist wie Gensheimer eine Vereinslegende, eine absolute Ikone. Und vor allem: Er ist der einzige Spieler, der bislang an allen Titelgewinnen des Clubs beteiligt war. Alles begann 2013 mit dem EHF-Pokal. Es folgten zwei Meisterschaften (2016, 2017), zwei Pokalsiege (2018, 2023) und drei Supercup-Erfolge (2016, 2017, 2018).
Sein Papa Christoph war es, der vor vielen Jahren Groetzkis ersten Vertrag bei den Löwen unterschrieb. Der Junior war noch nicht volljährig. Vater und Sohn kamen damals gemeinsam in die Geschäftsstelle in Östringen, die es längst nicht mehr gibt.
Für Groetzki ging in diesem Augenblick zwar ein Traum in Erfüllung, gleichzeitig dachte er aber nicht zwingend an die große Profikarriere. Der talentierte Handballer wollte erst einmal nur sehen, ob seine Qualitäten wirklich ausreichen und wie weit es für ihn gehen kann. Dass es für ihn fast keine Grenze gibt, zeigte sich danach allerdings recht schnell.
Mit einem guten Gespür ausgestattet und ein echter Teamplayer
In diesem Sommer wird er nun in seine letzte Saison als Profi gehen. Vielleicht gewinnt der 35-Jährige auch noch einmal etwas mit den Mannheimern. Doch selbst wenn nicht. Das Wirken dieses Mannes geht weit über die reine Trophäensammlung hinaus. Weil er den Club als Persönlichkeit tagtäglich prägt und entwickelt.
Als Groetzki bei den Löwen im Sommer 2022 von den Mannschaftskollegen zum Kapitän gewählt wurde, erfüllte ihn das mit Stolz. Dem Amt an sich misst er allerdings keine allzu große Bedeutung bei, weil der Rechtsaußen seine Meinung auch zuvor immer geäußert hat. Er braucht dafür keinen Extra-Status, sondern spricht Dinge an. Und zwar ohne ein „Mega-Lautsprecher“ zu sein, wie er einmal betonte. Was einerseits stimmt und er andererseits auch nicht sein muss.
Ein Rekord, der Groetzkis Bescheidenheit zeigt
Denn ihm geht es nie darum, sich polternd Gehör zu verschaffen, sondern im richtigen Augenblick das Richtige zu sagen. Der 35-Jährige ist mit einem guten Gespür ausgestattet und gilt als eine Art Seismograf. Groetzki merkt schnell, wie es seinen Mitspielern geht, hat ein offenes Ohr, steht mit Rat und Tat zur Seite.
Das bewundern sie bei den Löwen – und im deutschen Nationalteam, für das er bislang wie auch Silvio Heinevetter an sieben Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Auch das ist ein Rekord. Allerdings einer, den er ebenfalls nicht überbewerten will. Was typisch für Groetzki ist. Der gebürtige Pforzheimer definiert sich seit jeher über die Mannschaft – und über den Verein, dem er erhalten bleibt. Jedes Ende ist eben ein Anfang.
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