Flensburg. Plötzlich schmerzte der Fuß von Patrick Groetzki. Schlagartig. Im doppelten Sinne. Ohne Einwirkung des Gegners. Und zwar genau an der gleichen Stelle wie Ende des vergangenen Jahres, als ihn eine Verletzung an der Plantarfaszie wochenlang außer Gefecht setzte. Groetzki machte am Samstagabend in Kiel im letzten Testspiel der deutschen Handball-Nationalmannschaft vor der Europameisterschaft gegen Portugal nur einen einzigen Schritt nach vorne, als plötzlich gar nichts mehr ging.
Der Routinier wusste sofort, dass etwas nicht stimmt, dass etwas Schlimmeres passiert sein muss. Mit schmerzverzerrtem Gesicht verließ der Rechtsaußen Sekunden später das Feld in der Ostsee-Halle. Er fluchte. Und schimpfte vor sich hin. Vor Wut. Vor Enttäuschung.
Testspiel-Erfolg wird für Groetzki zur Nebensache
Die EM-Generalprobe vor dem Auftaktspiel am Mittwoch (20.45 Uhr) gegen die Schweiz war für ihn in diesem Augenblick beendet. Und auch die Europameisterschaft ist für ihn vorbei. "Eine erste radiologische Untersuchung ergab, dass die alte Fußverletzung, die Groetzki bis Anfang Dezember außer Gefecht gesetzt hatte, wieder aufgetreten ist und daher zum EM-Aus für den Nationalspieler der Rhein-Neckar Löwen führt", teilte der Deutsche Handballbund (DHB) mit. Groetzki äußerte sich selbst am späten Samstagabend exklusiv gegenüber dieser Redaktion: „Das ist wirklich sehr bitter, Verletzungen gehören aber leider zum Sport. Und leider ist mir das jetzt zum schlechtesten Zeitpunkt überhaupt passiert.“
Zuvor hatte er frustriert auf der Bank gesessen und viele tröstende Worte von seinen Kollegen gehört. Schlussmann Andreas Wolff kam etwa extra aus seinem Tor gelaufen, um sich nach dem Befinden des Kollegen zu erkunden. Der 35:31-Erfolg geriet zur Nebensache. Zumindest für Groetzki. Erst kurz vor Weihnachten hatte der 34-Jährige sein Comeback in der Bundesliga für die Rhein-Neckar Löwen gefeiert. Mehrere Wochen hatte er zuvor ausgesetzt, vielleicht wäre eine längere Pause besser gewesen. „Wenn im Januar keine Europameisterschaft wäre, dann hätten wir vermutlich gesagt, dass wir gar kein Risiko eingehen und kurieren es komplett aus. Es ist jetzt eine veränderte Rolle mit dem Großturnier. Ich habe daher vermutlich noch mehr gearbeitet“, sagte Groetzki Mitte Dezember. Der Traum von der Heim-EM, er sollte einfach nicht platzen. Nachdem die Zeit gegen ihn gelaufen und die Zwangspause schon länger ausgefallen war, als er es zuvor vermutet, oder besser gesagt erhofft hatte.
Ausfall von Groetzki ist bitter für die deutsche Mannschaft
Klar ist: Groetzkis EM-Aus ist nicht nur für ihn extrem bitter. Sondern auch für die deutsche Mannschaft ein Rückschlag. Denn der 34-Jährige war der erfahrenste Profi im Kader von Bundestrainer Alfred Gislason und hat bislang 172 Länderspiele absolviert. Kein anderer im deutschen EM-Aufgebot kommt auf mehr Einsätze. Vor seiner Fußverletzung gehörte er außerdem zu den besten Rechtsaußen der Bundesliga. Seine Nominierung war entsprechend logisch.
Zumal er einen Wert für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) hat, der über seine sportlichen Qualitäten und seine Routine hinausgeht, wie Sportvorstand Axel Kromer verdeutlicht: „Ein Spieler wie Patrick ist ganz wichtig für jede Mannschaft. Er ist ein sozialer Mensch, intelligent, sehr reflektiert und kann herausragend kommunizieren. Seine Persönlichkeit beruht also nicht nur allein auf seiner Erfahrung und seinen sportlichen Qualitäten, sondern auf vielen anderen Dingen, die für eine Mannschaft von großer Bedeutung sind.“
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