Handball - Löwen gewinnen in Ludwigshafen dank Uwe Gensheimer und Romain Lagarde mit 26:23 / Andy Schmid fehlt erstmals seit 2010

Mit Hängen und Würgen

Von 
Marc Stevermüer
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In seinem ersten Bundesliga-Spiel für die Löwen gleich einer der besten Akteure auf dem Feld: Romain Lagarde. © binder

Ludwigshafen. Erschöpft und abgekämpft schritt Romain Lagarde vom Feld in der Eberthalle. Aber er ging auch mit einem guten Gefühl in die Kabine. „Wir haben die zwei Punkte, das ist das Wichtigste“, sagte der französische Neuzugang der Rhein-Neckar Löwen auf Deutsch. Die ersten Standard-Antworten hat der 22-Jährige also schon drauf, weit mehr als Standard war indessen das, was der Rückraumspieler da auf der Platte zeigte. Denn den 26:23 (11:11)-Erfolg bei den Eulen Ludwigshafen hatten die Badener vor allem dem Rechtshänder zu verdanken, der sofort einmal zeigte, was er ist: ein Unterschiedsspieler. „Ich ziehe meinen Hut vor ihm“, sagte Schlussmann Andreas Palicka mit Blick auf den Franzosen, der all seine fünf Würfe im Tor unterbrachte und vor allem dann traf, als es darauf ankam.

Partie dauert 110 Minuten

Zum 15:15 (41.), 17:16 (45) und 20:17 (49.) traf der Mann aus Lorient, auf den es umso mehr ankam, weil eine Konstante fehlte. Erstmals seit seinem Wechsel zu den Löwen im Jahr 2010 stand Superhirn Andy Schmid nicht im Bundesliga-Kader des zweifachen deutschen Meisters, noch immer plagen ihn muskuläre Probleme. Am Dienstag soll der Schweizer ins Training einsteigen. „Es hätte keinen Sinn gemacht, ihn einzusetzen. Wir hoffen, dass wir ihn für das Spiel bei der SG Flensburg-Handewitt am Donnerstag fitbekommen“, schaute der Sportliche Leiter Oliver Roggisch schon auf den ersten Saison-Höhepunkt.

In Ludwigshafen übernahm Mads Mensah Larsen den Posten auf der Mitte, eine klare Spielsteuerung gelang ihm allerdings nicht. Der Däne leistete sich viele Ballverluste, gegen die gute und sehr aggressive 5:1-Deckung der Eulen tat gerade er sich schwer. „Mit Andy wäre es gegen diese Abwehr wahrscheinlich etwas einfacher geworden“, mutmaßte der neue Trainer Kristján Andrésson: „Wir hatten überhaupt keine Leichtigkeit im Angriff.“

Das lag einerseits an seiner Mannschaft, aber eben auch am Gegner, der einen großen Kampf lieferte. Immer wieder stoppten die Eulen die Offensivaktionen des Pokalsiegers von 2018, regelmäßig lag ein Löwe auf dem Boden und entsprechend mussten die Kinder mit den Wischern ständig für ein trockenes Spielfeld sorgen. Die Folge der Unterbrechungen: Erst nach 110 Minuten (!) erfolgte der Abpfiff, nachdem die Badener ein hartes Stück Arbeit hinter sich gebracht hatten und vom Außenseiter mächtig geärgert worden waren – was natürlich Benjamin Matschke freute. „Ich bin eigentlich nur unzufrieden mit der Phase zwischen der 45. und 48. Minute“, sagte der Eulen-Coach und meinte damit genau jene 180 Sekunden, in denen der Titelanwärter aus einem 16:16 ein 19:16 machte.

Zu diesem Zeitpunkt leisteten sich die Pfälzer einige Ballverluste, der Kräfteverschleiß war zuvor enorm gewesen – zumal die stets an der Grenze agierenden Eulen neun Zeitstrafen kassierten und häufig in Unterzahl spielten. „Das ist eine Hypothek“, sagte Matschke, der die Richtigkeit der Hinausstellungen allerdings nicht infrage stellte. Seine Mannschaft hatte eben alles reingeworfen, was für die Löwen in der ersten Halbzeit nur bedingt galt.

„Wir waren weit weg von unserem Leistungsmaximum, wir können viel besser spielen und mit dieser Gesamtleistung nicht zufrieden sein“, sagte Uwe Gensheimer, der mit sieben Treffern bei acht Versuchen bester Torschütze der Badener war und sogleich die Defizite klar ansprach: „Für die Deckung, die wir gestellt haben, sind wir zu selten in den Gegenstoß gekommen.“

Die Eulen setzten im Angriff auf die Variante Sicherheit und zeigten lange Angriffe, agierten oft an der Grenze zum Zeitspiel und nutzten dann ihre Chancen konsequent. Beim 11:8 (28.) zogen sie sogar auf drei Treffer weg, doch die Löwen blieben dran und glichen mit dem Halbzeitpfiff durch Torwart Palicka aus. Mal wieder in Unterzahl agierend, hatten die Eulen ihren Keeper zuvor aus dem Spiel genommen, das wurde bestraft.

Nach dem Seitenwechsel blieb es aus badischer Sicht lange zäh, ehe sich Lagarde zum Anführer aufschwang. „Er ist ein Powerspieler“, meinte Palicka und zollte auch dem Gegner Respekt: „Die Eulen haben mit Herz gespielt. Wir mussten viel von unserem Repertoire abrufen.“

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Rhein-Neckar Löwen gegen Eulen Ludwigshafen

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  • Eulen: Tomovski (ab 31. Minute), Hanemann – Stüber (2), Dietrich (1), Scholz (3), Haider (2), Remmlinger, Falk (3), Hofmann, Durak (1), Bührer (1), Mappes (3), Müller (5), Neuhaus, Dippe (2), Klein.
  • Löwen: Palicka (1 Tor), Appelgren (ab 52. Minute) – Gensheimer (7/2), Kohlbacher (2), Groetzki (5) – Lagarde (5), Mensah Larsen, Petersson (5) – Abutovic, Guardiola (n.e.), Nielsen (1), Kirkeløkke, Fäth, Tollbring (n.e.), Ganz (n.e.), Ahaoansou (n.e.).
  • Schiedsrichter: Immel/Klein.
  • Zuschauer: 2350 (ausverkauft).
  • Strafminuten: Stüber (2), Dietrich (2), Scholz (2), Haider (4), Mappes (2), Dippe (6) – Lagarde (2), Abutovic (2).
  • Disqualifikation: Dippe (34./dritte Zeitstrafe).
  • Beste Spieler: Müller – Gensheimer, Lagarde.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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