Heidelberg. Dass der HBC Nantes mit dem Bus des kriselenden Fußball-Drittligisten SV Waldhof an den Heidelberger SNP Dome gebracht wurde, hätte vielleicht als gutes Omen für die Rhein-Neckar Löwen durchgehen können. Doch der Handball-Bundesligist konnte in seinem ersten Heimspiel in der European League vor allem auf seine eigenen Stärken vertrauen, setzte sich gegen die hoch gehandelten Franzosen am Dienstagabend vor 2403 Zuschauern verdient mit 36:32 (19:17) durch und holte damit den zweiten Sieg im zweiten Spiel in der stark besetzten Gruppe A.
„Das, was wir von der Energie her auf die Platte bringen wollten, haben wir geschafft. Über die gute Abwehrarbeit und das erste Kontertor hat sich dann auch die Handbremse in unserem Angriffsspiel gelöst“, blickte Löwen-Trainer Sebastian Hinze auf die stolzen 36 Tore seines Teams. „Defensiv haben wir es dann auch immer kompakter bekommen. Ich glaube, dass wir jetzt schonmal eine gute Ausgangsposition haben“, sprach Hinze das Tableau in Gruppe A an, das die Löwen nun anführen.
Die Mannheimer sorgten bereits vor dem Anpfiff für eine kleine Überraschung: Auf dem Parkett wärmte sich erstmals nach seinem erneuten Eingriff an der Wurfschulter Halil Jaganjac auf, während Philipp Ahouansou mit seiner Fußverletzung aus dem Gummersbach-Spiel passen musste. Bei ihm wurde sogar eine Verletzung des Syndesmosebands am rechten Fuß diagnostiziert. Der Rückraumspieler, der auf Krücken in die Halle kam, könnte damit bis zur Winterpause ausfallen, muss aber immerhin nicht operiert werden.
Acht Zeitstrafen bis zur Halbzeit
Rückraum-Hüne Jaganjac war zumindest wieder in der Abwehr eine Option, nachdem er bislang nur bei den ersten vier Pflichtspielen der Saison mitwirken konnte. Der Kroate konnte sich das Geschehen aber von der Bank aus ansehen, denn die Löwen übernahmen von Beginn an die Führung in dieser Partie.
Vor allem das Spiel über den Kreis konnten die Bretonen anfangs überhaupt nicht unterbinden. Juri Knorr fand immer wieder Jannik Kohlbacher und der Odenwälder hatte bis zum 9:7 (14.) bereits fünf Treffer erzielt. Der Wurf von Knorr ins leere HBC-Gehäuse sorgte dann für den ersten Drei-Tore-Vorsprung, den David Späth im Löwen-Tor mit einer sehenswerten Parade festhielt. Mit ihrem wendigen und technisch versierten Rückraumspiel hielten die Franzosen aber weiter Kontakt und ließen die Löwen nicht weiter davon. Über 15:12 und 18:15 (28.) ging es Richtung Halbzeit und auch Olle Forsell Schefverts Gegenstoß zum 19:16 sollte noch nicht der Schlusspunkt sein. Nantes’ spanischer Linksaußen-Routinier Valero Rivera verkürzte vom Siebenmeter-Punkt zum 19:17-Halbzeitstand.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die norwegischen Unparteiischen bereits paritätisch acht Strafzeiten in einem keineswegs überharten Spiel verteilt. Auch diese strenge Linie der Skandinavier war ein nicht unerheblicher Faktor in diesem Aufeinandertreffen, in dem auf Löwen-Seite Rückraumspieler Andreas Holst früh seine Chance bekam, nachdem Gustav Davidsson einen einmal mehr nervösen Start hingelegt hatte. Diese Maßnahme zeigte Wirkung, bis zur Halbzeit erlaubten sich die Löwen nur drei technische Fehler.
Rhein-Neckar Löwen – HBC Nantes 36:32 (19:17)
Rhein-Neckar Löwen: Späth, Appelgren (bei einem Siebenmeter und ab 31.) – Zacharias (2), Kohlbacher (6), Groetzki (5) – Davidsson, Knorr (8/2), Kirkeløkke (6) – Forsell Schefvert (1), Lindenchrone, Holst (6), Gislason (2), Móré, Plucnar (n.e.), Oskarsson (n.e.), Jaganjac (n.e.).
HBC Nantes: Hallgrimsson, Pesic (40. bis 54. Minute) – Rivera (5/4), Toto, Odriozola (4) – Ovnicek (1), Minne (7), Bos (3) – Cavalcanti (1), Monar (6), Damatrin (1), Avelange, de la Breteche (1), Höghielm (3), Nassequela (n.e.), Simonnet (n.e.).
Schiedsrichter: Lars Jorum/Havard Kleven (Norwegen).
Zuschauer: 2403.
Strafminuten: Kirkeløkke (2), Lindenchrone (2), Zacharias (2), Forsell Schefvert (2), Gislason (2) – Toto (2), Monar (2), Cavalcanti (2), Odriozola (2).
Beste Spieler: Knorr, Holst – Ovnicek, Minne.
Auch im zweiten Durchgang zeigte sich schnell, dass die Partie wohl durch Kleinigkeiten entschieden werden sollte. Nantes blieb dran, glich beim 22:22 erstmals aus, doch dann antworteten die Löwen durch einen Doppelschlag von Holst und einen Tempogegenstoß von Niclas Kirkeløkke zum 25:22 (39.). Vor allem Holst strotzte nun gerade so vor Selbstbewusstsein und zeigte zum ersten Mal nach seiner Nachverpflichtung für alle sichtbar, warum ihn die Löwen in die Kurpfalz geholt haben. Nach dem 28:25 (43.), traf nur noch der Däne bis zum 31:27 (47.).
Nun sah es so aus, als ob die Punkte in Heidelberg bleiben könnten. Zwar mussten die Löwen kurzzeitig nochmals zittern, als Nantes bis auf 31:30 herankam, doch eine Auszeit beruhigte die Situation. Mikael Appelgren steuerte zwei wichtige Paraden bei und eine Dreier-Serie stellte den alten Abstand beim 34:30 wieder her (54.). Holst erzielte in dieser Phase bereits seinen sechsten Treffer in Halbzeit zwei. Zwei Ballgewinne nahmen dann weiteren Druck aus der Partie und Kohlbacher erzielte mit dem 35:30 (56.) den vorentscheidenden Treffer in einem gutklassigen Spiel.
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