Fußball

Die Waldhof-Retter brauchen Geduld: Seegert und Boyd spielen aktuell nur Nebenrollen

Der SV Waldhof Mannheim steckt genau wie in der Vorsaison tief im Abstiegskampf. Kapitän Marcel Seegert und Torjäger Terrence Boyd sind aber diesmal außen vor. Aus unterschiedlichen Gründen

Von 
Alexander Müller
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Führungskräfte außer Dienst: Die Waldhöfer Marcel Seegert (l.) und Terrence Boyd. © IMAGO/osnapix

Mannheim. Am absoluten Tiefpunkt gab der Kapitän eine emotionale „Regierungserklärung“ ab. Es war ein kalter Abend im Februar 2024, der SV Waldhof hatte gerade unglücklich mit 0:1 beim SC Freiburg II verloren, das Horrorszenario Abstieg wurde immer realistischer. „Ich denke, wir haben heute die absolute Brutalität des Profisports zu spüren bekommen“, sagte Marcel Seegert damals. Die Mannschaft bekomme gerade „die ganze Scheiße auf den Deckel“. Dann aber fand die Mannheimer Identifikationsfigur ihren Optimismus wieder und sprach den Satz aus, der sich als ein wenig prophetisch herausstellen sollte. „Mit der Art und Weise soll uns mal keiner abschreiben“, sagte Seegert. Und so sollte es auch kommen: In einem wahren Kraftakt rettete sich der SV Waldhof mit Trainer Marco Antwerpen im weiteren Saisonverlauf noch vor dem Abstieg.

Seegert hielt in der Vorsaison die Mannschaft zusammen

Zwei entscheidende Faktoren bei der erfolgreichen Mission „Üwwerm Strich“ 2023/2024: Seegert, der als emotionaler Anführer und Führungsspieler verhinderte, dass die Mannschaft trotz der Turbulenzen dieser Chaossaison auseinanderbrach. Und der als einziger unumstrittener Herzens-Waldhöfer im Kader auch in der Lage war, den gewaltigen Frust der SVW-Fans ein wenig abzufedern.

Neben Seegert (und Trainer Antwerpen) gab es aber noch eine weitere Figur, ohne die der SV Waldhof jetzt wahrscheinlich in der Regionalliga spielen würde: Terrence Boyd steuerte im Angriff bei der nötigen Aufholjagd nach dem Niederschlag in Freiburg viele wichtige Tore und Vorlagen bei. „Die Waldhof-Fans lieben einen ehemaligen Lauterer. Mehr muss man nicht wissen, um abzuschätzen, welchen Fußabdruck der US-Amerikaner nach nur einem halben Jahr in Mannheim bereits hinterlassen hat“, hieß es in den „Zeugnissen“ dieser Redaktion über den wuchtigen Mittelstürmer mit viel Erfahrung.

Ein Jahr später befindet sich der SV Waldhof in einer ähnlichen prekären Situation wie damals nach dem Freiburg-Spiel - aber beim Kampf gegen den Abstieg müssen andere in die Bresche springen. Antwerpen ist seit September beurlaubt und trainiert mittlerweile Konkurrent Osnabrück, Seegert ist keine Stammkraft mehr - und Boyd fehlt seit Dezember mit einem Mittelfußbruch. Die beiden sind Führungskräfte a. D., außer Dienst.

Beim SV Waldhof sind Marcel Seegert (l.) und Terrence Boyd Kumpel geworden. © PIX-Sportfotos

Die Hoffnungen auf ein zeitnahes Comeback des Torjägers Boyd haben jüngst wieder einen Dämpfer bekommen. „Bei Terrence hat es einen kleinen Rückschlag gegeben. Er hat sich schon weiter gesehen, als er ist. Die Untersuchungen haben etwas anderes ergeben. Er braucht noch Geduld. Da muss man abwarten“, sagte SVW-Trainer Bernhard Trares auf der Pressekonferenz vor dem Abstiegsduell gegen Alemannia Aachen (Sonntag, 13.30 Uhr). Ein Mittelfußbruch sei „eine ganz schwierige Verletzung“, vor allem bei einem Spieler, der qua Statur „ein bisschen Gewicht mit sich trägt“. Trares plädiert für Geduld - damit Boyd vielleicht in den letzten Spielen der Saison noch einmal wichtig werden kann. „Wir wollen nicht, dass er eine Woche einsteigt und dann die ganze Saison ausfällt. Für uns ist wichtig, dass er, wenn er kommt, die nötige Fitness hat und die Verletzung hält, damit er uns dann in den letzten Spielen auch noch helfen kann“, sagte der 59-Jährige.

Unglücklicher Auftritt bei Startelf-Comeback in Saarbrücken

Anders gelagert ist der Fall bei Seegert: Der Kapitän meldete sich vor Aachen zwar wieder fit, ist bei Trares momentan aber höchstens zweite Wahl. In der Innenverteidigung haben sich Lukas Klünter und Tim Sechelmann festgespielt. „Bei Marcel ist es, dass er ein paar kleine Verletzungen hatte. Das muss er aufarbeiten, um auf einen Top-Fitnessstand zu kommen“, erklärte der SVW-Coach. Schon in der Wintervorbereitung fiel der 30-Jährige immer wieder aus, zuletzt zwickten wahlweise der Rücken, die Wade oder die Adduktoren.

Und als Seegert in Saarbrücken am 8. Februar zum bisher einzigen Mal in diesem Kalenderjahr von Beginn an spielen durfte, hatte er bei der 1:2-Niederlage ordentliche Aktien am 0:1-Rückstand in der ersten Minute. „Da muss man schon Marcel ansprechen, dass er viel zu weit weg ist vom Gegner. Das war nicht gut“, tadelte Trares damals. Im Ludwigsparkstadion wurde der Kapitän ausgewechselt und hat seitdem keine Minute mehr auf dem Platz gestanden.

Seegert nimmt die ungewohnte Rolle klaglos an, füllt weiter seine Funktion als Kommunikator in der Kabine aus. Aber glücklich ist der Publikumsliebling natürlich nicht damit, im Abstiegskampf „seines“ Vereins nur ein Nebendarsteller zu sein. Vorerst muss sich „Cello“ jedoch in Geduld üben. „Wir haben in dieser Woche ein zusätzliches Training gehabt für die Spieler, die ein bisschen hintendran sind“, sagte Trares am Freitag. „Bei Marcel geht es darum, dass er in dern Fitnessstand kommt, dass er uns dann helfen kann, wenn es nötig ist.“ Am Sonntag gegen Aachen scheint die Hilfe Seegerts demnach noch nicht zwingend gebraucht zu werden.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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