Fußball

Nach 1:0-Sieg in Dortmund: Fünf Gründe für den Aufschwung beim SV Waldhof Mannheim

Als Tabellenletzter hat Bernhard Trares den SV Waldhof Mitte September übernommen - seitdem geht es aufwärts. Was sind die Gründe für den Aufschwung beim SVW? Und auf welchem Platz stehen die Mannheimer in der "Trares-Tabelle"?

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Thorsten Hof
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Die Waldhof-Profis feierten mit ihren Fans den 1:0-Erfolg in Dortmund. Es war der erste Auswärtssieg der Saison. © Titgemeyer/Pix

Mannheim. Die Heimspielstätte von Borussia Dortmund II gehört wohl zu den ganzen besonderen in der Fußball-Republik Deutschland. Direkt im Schatten des riesigen Sport-Tempels Westfalenstadion, das mittlerweile schon lange unter dem für Nostalgiker etwas unschönen Namen Signal Iduna Park firmiert, ist die ehemalige „Kampfbahn Rote Erde“ nur durch Anfahrtstunnel für die Mannschaftsbusse vom Bundesliga-Stadion des BVB getrennt. Umziehen dürfen sich die Drittliga-Spieler zwar im Wohnzimmer der Borussen und der Nationalmannschaft, gekickt wird dann aber nebenan, wo alles nach echtem Ruhrpott-Fußball der ersten Stunde riecht, der Strom noch aus der Kabeltrommel kommt und überdachte Stehplätze etwas für Fan-Weicheier zu sein scheinen.

SV Waldhof hat mit einem Sieg gegen Wehen Wiesbaden die Chance auf die volle Punkteausbeute

Die Spieler der BVB-U-23 haben demnach ständig im Blick, wo es für sie in der Zukunft im Optimalfall hingehen könnte. Doch Drittliga-Fußball ist eher etwas für das Hier und Jetzt. Und deshalb feierte am Dienstagabend auch der SV Waldhof nach dem 1:0 (0:0)-Sieg beim BVB-Nachwuchs, weil die Mannheimer eben nicht eine Vision für die Zukunft, sondern vor allem so etwas wie die Mannschaft der Stunde in der 3. Liga ist. 13 Punkte aus den vergangenen sechs Spielen sind Werte, die sonst nur noch die Teams wie Tabellenführer Sandhausen, Überraschungsaufsteiger Energie Cottbus und der 1. FC Saarbrücken vorweisen können – in der Formtabelle, die nur der letzten sechs Spieltage seit der Amtsübernahme von Bernhard Trares berücksichtigt, steht der SVW hinter Cottbus auf dem zweiten Platz der 3. Liga.

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Erster Auswärtssieg für den SV Waldhof

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Dass die Mannheimer auf der Überholspur sind und mit einem Sieg am Sonntag (19.30 Uhr) gegen Wehen Wiesbaden die Englische Woche mit der Optimalausbeute beenden können, ist allerdings kein Fußball-Wunder, sondern hat durchaus seine Gründe.

Der Trainer: Bernhard Trares hat den SVW nach dem verkorksten Saisonstart unter Marco Antwerpen auf dem letzten Platz übernommen und inzwischen eine Serie gestartet, die ihresgleichen sucht. Nur bei Tabellenführer SV Sandhausen musste sich der Waldhof seitdem geschlagen geben, ansonsten fuhren der 59-Jährige und seine Elf vier Siege und ein Unentschieden ein. Trares gelang es, der tief verunsicherten Mannschaft wieder Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zurückzugeben. Auch das spielerische Element kehrt nach und nach zurück. „Im Training klappt es sogar noch besser“, sagt Trares. „Im Spiel kommt mehr Stress dazu, aber da werden wir weiter dran arbeiten“, sagte Trares nach dem Sieg beim BVB. „Dortmund hatte zu Beginn seine Vorteile in der Schnelligkeit, aber wir haben die Ruhe behalten und konnten das Spiel immer wieder verlagern. Und die Mannschaft glaubt an sich – da werden dann automatisch die Beine leichter.“

Die Abwehr: Abgesehen von der 1:2-Niederlage in Sandhausen legte der SV Waldhof in den vergangenen fünf Partien vier Zu-Null-Spiele hin. Unter Trares kassieren die Blau-Schwarzen bislang 0,6 Tore im Schnitt, unter Antwerpen klingelte es 1,4 Mal pro Spiel. Ohne Gegentreffer gingen die Mannheimer dabei nicht einmal vom Platz. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass sich nach den ständigen Wechseln zu Beginn nun mit Kapitän Marcel Seegert und Neuzugang Henning Matriciani in der Innenverteidigung ein Top-Duo gefunden hat. Vor allem Matriciani, der zu Beginn keinen guten Einstand hatte, wird immer mehr zur tragenden Säule. „Auch er wächst mit der Mannschaft und geht voran“, sagt Sportchef Anthony Loviso über die Schalker Leihgabe.

Die Kaderbreite: Zuletzt wurde es beispielsweise gegen Aue aufgrund von Sperren und Verletzungen vor allem im zentralen Mittelfeld eng, doch SVW-Coach Trares zauberte in diesem Fall etwa den bislang bei null Drittliga-Minuten stehenden Janne Sietan aus dem Hut und vertraute auch Liga-Neuling Seyhan Yigit von Beginn an. Vor allem Sietan überzeugte und machte auch in Dortmund wieder ein gutes Spiel. Zudem kamen von der Bank zuletzt mit Samuel Abifade oder wie gegen Aue und in Dortmund in Gestalt von Kelvin Arase immer wieder die nötigen Impulse. Trares wechselte gleich mehrfach den Sieg ein – und mit Felix Lohkemper (Innenbandverletzung am Knie) hat der SVW für die Rückrunde noch einen weiteren Offensiv-Trumpf in der Hinterhand.

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Die taktische Flexibilität: „Am Anfang war es extrem schwierig, Dortmund hat viel Druck gemacht. Darauf mussten wir und erst einstellen“, blickte beispielsweise Rechtsverteidiger Lukas Klünter auf den Start beim BVB II zurück. „Dann haben wir das aber gut adaptiert.“ Der entscheidende Kniff war die Hereinnahme von Julian Rieckmann für Yigit, wodurch der SVW mehr defensive Stabilität entwickelte. „So haben wir das Zentrum stärker gemacht und konnten außen etwas höher schieben. Dann hatten wir mehr Aktionen in die Offensive“, erklärte Siegtorschütze Sascha Voelcke (83.).

Die Stimmung in der Mannschaft: Siege machen gute Laune. Das klingt wie eine Binsenweisheit und ist sicher auch eine, doch wer das SVW-Team nach dem Fehlstart unter Marco Antwerpen miterlebt hat, sieht nun ein Team, das kaum wiederzuerkennen ist. „Wir werden jetzt auf jeden Fall eine schöne Heimfahrt haben“, kündigte Voelcke am Dienstagabend an. Auch sein Kollege von der rechten Seite, Lukas Klünter, hat Lust auf mehr: „Die Woche war bereits schon sehr erfolgreich. Vielleicht können wir mit drei Punkten mehr jetzt noch einen draufsetzen.“

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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