Belek. Beziehungen zu Profi-Fußballern sind entgegen dem Klischee nicht immer nur Glitzer und Glamour, sondern meistens eben ziemlich normal und manchmal auch mit ein paar von außen einschwebenden Wolken versehen – vor allem bei jungen Spielern, für die der Weg nach oben ab und an noch etwas steinig ist.
Janne Sietan vom SV Waldhof bestätigt das gerne. „Ich glaube, ich habe mit meiner Freundin noch nie so viel über Fußball geredet wie im vergangenen Herbst – und sie war es dann auch irgendwann ein bisschen leid“, kann Sietan heute mit einem Schmunzeln sagen und schickt gleich noch eine Ladung Dankbarkeit hinterher. „Sie stand ja auch immer an meiner Seite, wenn ich mal wieder nicht ganz so fröhlich nach Hause kam.“
Janne Sietan - unter Marco Antwerpen keine Chance
Diese Zeiten sind für den 22-Jährigen, der im Sommer aus der Regionalliga Nordost als Stammspieler vom SV Babelsberg 03 nach Mannheim kam, noch gar nicht so lange her. Mit der Erwartung, auch in der 3. Liga gleich eine feste Größe zu sein, kam Sietan zwar nicht („das wäre ja vermessen gewesen“), doch ein bisschen mehr hatte sich der gelernte Innenverteidiger schon erhofft.
Die ersten neun Spiele gingen dann aber ohne den gebürtigen Cottbuser über die Bühne, zeitweise lag sein Einsatzgebiet sogar bei der zweiten Mannschaft der Blau-Schwarzen in der Verbandsliga. Unter Trainer Marco Antwerpen schien der Youngster offenbar keine Chance mehr zu haben.
Mit dem Wechsel zu Bernhard Trares wurden die Karten dann aber neu gemischt und mit seinen temporeichen Stärken im Spiel mit und gegen den Ball empfahl sich Sietan als Option – wenn auch auf der für ihn damals ungewohnten Position im defensiven Mittelfeld. Erstmals probierte Trares diese Variante im Testspiel bei der SV Elversberg aus, gegen Erzgebirge Aue gab Sietan dann Mitte Oktober von Null auf Hundert nicht nur sein Startelf-Debüt, sondern absolvierte zugleich seine Drittliga-Premiere.
Sietan überzeugt beim SV Waldhof Mannheim mit Konstanz und Vielseitigkeit
„Wenn man dieses Vertrauen bekommt, ist das ein absolutes Glücksgefühl“, erinnert sich Sietan und machte sich auch wegen der Position keinen Kopf. „Ich hatte das schon mal in der Jugend gespielt - und im ersten Spiel war’s mir dann auch egal“, lacht der 22-Jährige, der beim 3:0 gegen die Sachsen absolut überzeugte und bis auf die Partie bei der SpVgg Unterhaching seitdem in jeder Begegnung zur Startelf zählte.
„Bis jetzt war es wohl ganz solide und in Ordnung“, sagt Sietan mit einem etwas verschmitzten Lächeln, denn „solide“ und „in Ordnung“ ist durchaus etwas untertrieben. Mit seinem Auftritt gegen Aue rückte Sietan schließlich gleich in die „Elf des Spieltags“ beim „Kicker“ und das Fußball-Fachmagazin führt den Waldhof-Neuzugang in seiner aktuellen Drittliga-„Rangliste des deutschen Fußballs“ bei den Mittelfeldspielern in der Kategorie „Auffällig“. Damit dürfte Sietan endgültig auf dem Radar sein – und da der Lausitzer wohl nur einen Vertrag bis Saisonende hat, hat der SV Waldhof hier eine äußerst sensible Baustelle – wenn Sietan seine Form in der Rückrunde bestätigen kann.
Im Trainingslager von Belek sieht es jedenfalls ganz klar so aus, dass der gelernte Abwehrspieler weiter gesetzt ist. Im Test gegen Hannover stand Sietan wie gewohnt von Beginn an auf dem Platz. Und auch wenn die Leibchen verteilt werden, die für den Rückrundenauftakt am 19. Januar gegen Ingolstadt stark nach Startelf riechen, ist der Aufsteiger der Hinrunde immer dabei. Mal im Zentrum, mal auf der rechten Seite der Mittelfeldraute.
Trainingslager in Belek bietet viele Möglichkeiten zur Detailarbeit
Die Tage von Belek, die für den Ex-Babelsberger übrigens das erste Winter-Trainingslager im Erwachsenenbereich darstellen, haben für Sietan dabei einen hohen Stellenwert. „Man hat einfach mal die Zeit, ganz in Ruhe darüber zu reden, was erwartet wird und kann in Details arbeiten“, beschreibt Janne Sietan einen der Vorzüge der Türkei-Reise, die im Idealfall dazu beitragen soll, dass sich der SV Waldhof in Zukunft etwas weiter von den Abstiegsplätzen fernhalten kann, als das im Moment der Fall ist. Und was diese Zielsetzung betrifft, ist der 22-Jährige ziemlich zuversichtlich.
„Wir sind uns unserer Situation bewusst – aber auch unseren Stärken. Wenn wir an solche Spiele wie die vergangenen drei anknüpfen, bin ich mir sehr sicher, dass wir damit nichts zu tun haben werden“, blickt Sietan der Rückrunde entgegen, die sich im Optimalfall seiner persönlichen Formkurve anpasst. Und dann muss seine Freundin sicher auch nicht mehr so oft mit ihm über Fußball reden wie noch im vergangenen Herbst.
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