Fußball

SV Waldhof Mannheim: Dieser Österreicher ist der neue Trainer

Der SV Waldhof hat einen neuen Coach gefunden. Wie diese Redaktion bereits vorab berichtete, folgt ein junger Österreicher ohne Drittliga-Erfahrung auf Bernhard Trares.

Von 
Alexander Müller und Thorsten Hof
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Waldhofs neuer Coach Dominik Glawogger leitete am Donnerstagnachmittag gleich das erste Training bei seinem neuen Club. © PIX-Sportfotos

Er ist 35 Jahre alt und im deutschen Profifußball noch ein unbeschriebenes Blatt: Und dennoch soll Dominik Glawogger Fußball-Drittligist SV Waldhof als Trainer vor dem Abstieg retten. Der gebürtige Grazer trainierte zuletzt bis Ende Februar 2024 den Nord-Regionalligisten Teutonia Ottensen und wurde gerade am 1. April eigentlich schon als künftiger U-19-Trainer des Zweitliga-Schlusslichts SSV Jahn Regensburg vorgestellt. Doch als die neue Sportliche Leitung des SVW nun bei ihm anklopfte, ergriff der junge Coach die unerhoffte Chance. Als Co-Trainer ist Asif Saric vorgesehen, der schon zu Christian Neidharts Zeiten (2022/23) als Assistent in Mannheim arbeitete.

Nach dem diese Redaktion bereits vorab über diese mindestens mutige Personalentscheidung berichtet hatte, bestätigte der Mannheimer Drittligist am Donnerstag kurz nach 12 Uhr die Neubesetzung auf der Trainer-Position. „Es ist eine große Chance, einem Traditionsverein wie dem SV Waldhof im Abstiegskampf helfen zu können, die ich mit vollem Elan und maximaler Energie angehen werde“, ließ sich Glawogger in einer Clubmitteilung zitieren. „Wir haben es weiterhin selbst in der Hand und können das große Ziel, den Klassenerhalt, erreichen. Mir ist es wichtig, dass wir hier zusammen als Verein agieren – Spieler, Trainer, Staff und vor allem unsere Fans. Die Energie, die von den Zuschauerrängen auf die Spieler überschwappt, kann im Abstiegskampf der Schlüssel zum Erfolg sein. Deshalb freue ich mich auf die Unterstützung in den kommenden Heim- und Auswärtsspielen“, sagte Glawogger weiter.

Dass der neue Waldhof-Coach keine Drittliga-Erfahrung vorweisen kann und dort von Null auf Hundert den Existenzkampf meistern soll, war für die neuen Entscheidungsträger offenbar kein Argument gegen die Verpflichtung des 35-Jährigen. „Dominik ist trotz seines jungen Alters schon viele Jahre als Trainer tätig und hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. Er bringt seinen eigenen modernen Spielansatz mit, der unserer Mannschaft in den kommenden Wochen helfen soll, Lösungen auf dem Spielfeld zu finden“, begründete der neue Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber seine Wahl. „Ich habe Dominik als sehr akribischen Arbeiter kennengelernt, weshalb er umso mehr zu einem Arbeiterverein wie dem SV Waldhof Mannheim passt.“

Schalke-Connection als Bindeglied zum neuen Sportchef

Mit dieser Verpflichtung geht der abstiegsbedrohte SVW aber dennoch voll ins Risiko. „Vereine mit auf den ersten Blick unkonventionellen Lösungen wie etwa Ingolstadt spielen durchaus einen guten Ball, aber in der aktuellen Situation beim SV Waldhof benötigt man sicher auch ein gewisses Maß an Erfahrung“, sagt beispielsweise ein Trainer-Kollege Glawoggers, der namentlich aber nicht genannt werden will. Auch ein Verein aus der unmittelbaren Nachbarschaft hat bereits seine dahingehenden Erfahrungen gemacht: So versuchte es etwa der SV Sandhausen im Sommer 2023 mit Danny Galm, der als U-19-Trainer des FC Bayern an den Hardtwald kam, nach nur vier Monaten aber schon wieder gehen musste.

Der neue Waldhof-Trainer Dominik Glawogger (2.v.l.) mit Sportdirektor Mathias Schober (li.), Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber (re.) und Co-Trainer Asif Saric. © svw

Auch wie der Kontakt zwischen Glawogger zum SV Waldhof zustande kam, ist auf den ersten Blick mit Fragezeichen versehen. Neben der österreichischen Landsmannschaft verbindet den neuen Waldhof-Coach und Sportgeschäftsführer Zuber aber auch eine Schalke-Connection. So arbeitete Zuber bekanntermaßen von 2011 bis 2016 als Sportdirektor bei den „Knappen“ und hatte dort fünf Jahre auch mit dem damaligen S04-Medienchef Yilmaz Sanli zu tun, der heute Mitinhaber einer Spielerberater-Agentur ist. Diese vertritt neben Nationalspieler Deniz Undav auch Dominik Glawogger. So schließt sich ein Kreis.

Abenteuer bei Erstligist im afrikanischen Tansania

Glawogger startete nach seinem frühen Karriereende als Spieler im unterklassigen österreichischen Fußball mit 28 Jahren eine Laufbahn als Trainer, die ihn an ganz verschiedene Orte verschlug. Er arbeitete im Jugendbereich der Stuttgarter Kickers und von Jahn Regensburg, war Geschäftsführer Sport und Interimscoach beim österreichischen Zweitligisten Floridsdorfer AC und Trainer der U23 von Vitória Guimarães in Portugal. Außerdem ließ sich der neue Waldhof-Coach auf ein großes Abenteuer im afrikanischen Tansania ein, wo er den Erstligisten Toto African trainierte.

„Ich habe nach meinem Studium mit anderen Volunteers eine Sport-Charity in Mwanza in Tansania aufgebaut. Der eigentliche Gründer der Idee hatte damals sehr gute Kontakte zum Erstligisten in Mwanza, zu den Toto Africans. Als der Club im Winter 2015/16 einen Trainer gesucht hat, wurde ich gefragt. Für mich war klar, dass ich aufgrund meiner Lebenssituation keine großen Verpflichtungen bei uns zu Hause hatte. Es war also ein guter Zeitpunkt, um diesen Schritt nach Afrika zu machen“, berichtete Glawogger später in einem Interview mit „12termann.at“.

Zwischen 2018 und 2020 zog der Österreicher erstmals in den hohen Norden Deutschlands, wo er die U19 von Holstein Kiel betreute. Im Juli 2023 wechselte er in den Seniorenbereich zu Nord-Regionalligist Teutonia 05 Ottensen, wo er im Februar 2024 beurlaubt wurde. In 21 Spielen hatte Glawogger bis dahin zehn Siege und fünf Remis geholt, aber auch sechs Mal verloren. „Nach der sportlich durchwachsenen Hinrunde hatten wir große Hoffnungen, dass sich das Team in der Winterpause stabilisiert und wir den Anschluss an die Spitzengruppe verringern können. Nach den ersten enttäuschenden Spielen im neuen Jahr sehen wir uns dazu gezwungen, diese Veränderung auf der Trainerposition vorzunehmen, um die nötige Stabilität zurückzugewinnen. Wir danken Dominik für seine Arbeit und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute“, sagte damals Ottensens Sportliche Leiter Liborio Mazzagatti.

Ab sofort wartet nun aber die Aufgabe beim SV Waldhof im Südwesten der Republik auf den 35-Jährigen, der als Anhänger eines offensiven 4-3-3-Systems gilt. Glawogger absolviert aktuell in Österreich noch bis November den Lehrgang für die in der 3. Liga notwendige UEFA-Pro-Lizenz. Da Co-Trainer Saric Inhaber der Pro-Lizenz ist, kann Glawogger aber dennoch ab sofort mit auf die Bank und hielt am Donnerstagnachmittag gleich seine erste Trainingseinheit. Den nächsten Gegner 1860 München hat er bereits vor Ort gegen den SV Sandhausen beobachtet.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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