Kaiserslautern. Das vierte Spiel, das vierte Unentschieden – der SV Waldhof Mannheim entwickelt sich langsam aber sicher zum Remis-Spezialisten der 3. Liga. Mit dem 1:1 (1:0) beim Erzrivalen 1. FC Kaiserslautern bleiben die Mannheimer zwar weiter ungeschlagen, treten mit vier von zwölf möglichen Zählern allerdings auch etwas auf der Stelle, was die Ausbeute betrifft. Die 6000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion sahen dabei zwei grundverschiedene Halbzeiten. Im ersten Durchgang hätte der haushoch überlegene SVW gegen die fahrigen und fast etwas passiven Gastgeber höher führen müssen, nach dem Wechsel dominierten dann die Pfälzer die Partie und kamen noch zum verdienten Ausgleich. Der SVW hatte am Ende sogar Glück, mit einem Punkt die Heimreise antreten zu können.
"Wir sind hervorragend in die Partie gekommen und hätten in der ersten Halbzeit das zweite und dritte Tor nachlegen müssen", ärgerte sich SVW-Trainer Patrick Glöckner einmal mehr über die Chancenverwertung seiner Mannschaft. "Danach war unser Anlaufen nicht mehr aggressiv genug und der Gegner hatte mehr Raum. Am Ende geht das Ergebnis deshalb in Ordnung", meinte der Waldhof-Coach. Sein Gegenüber Jeff Saibene zeigte sich mit Blick auf den ersten Durchgang seiner Mannschaft "fassungslos", akzeptierte das ungeliebte Unentschieden aber ebenfalls. "Aufgrund der ersten Halbzeit geht das sicher in Ordnung, auch wenn wir das Spiel noch hätten drehen können. Insgesamt sind zwei Punkte aus vier Spielen für uns aber zu wenig."
Der SVW musste beim 23. Aufeinandertreffen beider Clubs auf den erkälteten Arianit Ferati verzichten, der die Reise nach Kaiserslautern erst gar nicht antrat. Für ihn rückte Joseph Boyamba in die Startelf, der zuletzt beim 4:4 gegen Türkgücü München als Doppel-Torschütze geglänzt hatte. Zugleich stellte Coach Glöckner auf ein 4:4:2-System um. Und Boyamba machte gleich da weiter, wo er gegen München aufgehört hatte – mit einem Tor. Über links brachte der SVW Rafael Garcia ins Spiel, der leitete auf den mitgelaufenen Außenverteidiger Anton Donkor weiter und dessen Ablage verwerte Boyamba eiskalt zur Waldhof-Führung (7.). Und der frühe Vorsprung war alles andere als ein Zufallsprodukt, wie mit dem weiteren Verlauf der Partie deutlich wurde. Die Mannheimer kombinierten besser, waren ballsicherer und gewannen mehr Zweikämpfe, die sie schnell in Angriffsaktionen ummünzten. Vom verunsicherten und fahrigen FCK war dagegen kaum etwas zu sehen. Deshalb wäre bis zur Halbzeit eine höhere Führung keinesfalls unverdient gewesen, aber die Pfälzer hatten mit Torwart Avdo Spahic immerhin einen Akteur in Top-Form. Der FCK-Keeper rettete dabei gleich zwei Mal gegen Dominik Martinovic. Zunächst nach Saghiris Klasse-Pass in die Spitze (22.), beim zweiten Mal als er erst den abgefälschten Schuss von Garcia parierte und dann bei Martinovics Nachschuss zur Stelle war (35.).
Kaiserslauterns Coach Jeff Saibene reagierte nach diesem nächsten Warnschuss umgehend und nahm Stürmer Elias Huth vom Platz, Hikmet Ciftci sollte für mehr Bindung im bis dahin nicht vorhandenen Spielaufbau der „Roten Teufel“ sorgen. Viel besser wurde es für die Pfälzer zwar nicht, aber bis zum Halbzeitpfiff war dann immerhin eine Chance für Kaiserslautern zu notieren. Nach Adam Hlouseks Flanke köpfte Janik Bachmann an den linken Pfosten (41.). Als Schiedsrichter Florian Badstübner in die Kabine bat, war klar, wer die bessere Mannschaft war. Aber der SVW musste sich einmal mehr den Vorwurf machen lassen, nicht mehr aus seiner Überlegenheit gemacht zu haben.
FCK kommt mit anderem Gesicht aus der Kabine
In der Halbzeit reagierte der FCK ein zweites Mal personell: Mit Lucas Röser ging der zweite Angreifer aus der Startelf vom Feld und wurde vom am Montag verpflichteten Daniel Hanslik ersetzt. Und der FCK kam nicht nur mit neuem Personal aus der Kabine, sondern nun auch mit einer ganz anderen Mentalität. Der Waldhof konnte sich kaum noch aus der eigenen Hälfte befreien. Erst blockte Jan-Hendrik Marx den Versuch von Kevin Kraus im letzten Moment (51.), dann war es Jan Just, der gerade noch den Fuß in einen Schuss von Hlousek brachte (52.). Jetzt waren auch die 6000 FCK-Fans nicht mehr zu überhören, die lange Zeit mehr als unzufrieden waren. Doch der Waldhof überstand diese erste Drangphase Phase halbwegs unbeschadet, Trainer Glöckner brachte mit Onur Ünlücifci und Mohamed Gouaida zudem frische Kräfte (58.). Das Spiel machte danach aber weiter Kaiserslautern, und nach einer Freistoßflanke war es erneut Bachmann, der mit dem Kopf zur Stelle war. Dieses Mal stand ihm allerdings Waldhof-Torwart Jan-Christoph Bartels mit einer tollen Reaktion im Weg (64.).
Die Partie verlief danach kurzeitig wieder etwas ausgeglichener, mit Gouaidas Schuss, der Spahic allerdings kaum Mühe machte, meldete sich der SVW sogar wieder vor dem Pfälzer Tor an. Einem Erfolgserlebnis näher war allerdings weiter Kaiserslautern, weil beim Waldhof kein Spieler mehr in der Lage war, das Spiel an sich zu reißen. Erst musste Marx für den geschlagenen Bartels gegen Anil Gözütok (73.) auf der Linie retten, vier Minuten später war es dann aber so weit: Marlon Ritter war nach einer Hlousek-Flanke zur Stelle und traf durch die Beine von Bartels zum mehr als verdienten 1:1 (77.). Für den SVW konnte es jetzt nur noch darum gehen, den Punkt zu retten, was wohl auch Trainer Glöckner so sah. Er brachte mit Gerrit Gohlke für den müden Boyamba einen weiteren Defensivspezialisten, der vor der Vierer-Kette agierte (84.). In dieser Formation brachten die Mannheimer immerhin den nächsten Punkt ins Ziel.
Boyamba: "Der Stachel sitzt tief"
Torschütze Boyamba war das nicht genug: "Wir hätten gerne die drei Punkte aus dem Derby mit nach Hause genommen. Das ist am Ende des Tages ein bisschen ärgerlich. Der Gegentreffer kam zu einem späten Zeitpunkt, da sitzt der Stachel tief", sagte der Neuzugang nach dem Spiel, und war ob der bisherigen Ausbeute von vier Punkten hin- und hergerissen. Eigentlich sei es ein "super Auftakt" in die Saison gewesen. Auch wenn vielleicht zu wenig dabei heraussprang, könne er dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen, da der SVW gegen starke Gegner gespielt habe.
So richtete der Stürmer den Blick nach vorne auf die nächste Partie, die am kommenden Samstag ansteht. Dann geht es im Auswärtspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden (Anstoß 14 Uhr). "Wir sollten die Köpfe nicht in den Sand stecken. Die 3. Liga ist bis zum letzten Spieltag eng und die Saison noch lang", weiß Boyamba und hat schon einen Plan, wie es in Zukunft mit dem ersten Sieg der Saison klappen könnte: "Wir sind bis jetzt ungeschlagen. Jetzt geht es darum, sich in der Defensive besser einzustellen. Wir sollten probieren, entweder keinen mehr zu kassieren oder die klaren Chancen vorne besser zu verwerten."
FCK - SVW 1:1 (0:1)
FCK: Spahic – Schad, Kraus, Sickinger, Hlousek – Skarlatidis (57. Gözütok), Rieder, Bachmann, Ritter – Röser (46. Hanslik), Huth (36. Ciftci).
SVW: Bartels – Marx, Just, Hofrath, Donkor – Costly, Saghiri (57. Ünlücifci), Christiansen, Garcia – Boyamba (84. Gohlke), Martinovic (59. Gouaida).
Tore: 0:1 Boyamba (7.), 1:1 Ritter (77.).
Karten: Rieder, Ciftci, Hanslik – / .
Beste Spieler: Spahic – Saghiri.
Schiedsrichter: Florian Badstübner (Windsbach).
Zuschauer: 6000.
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