Nordische Kombination - Als Team unschlagbar – erster Dreifachsieg bei Olympischen Spielen seit 42 Jahren

Drei „Dominierer“ im Glück

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Lars Becker
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Fahrt ins große Glück (v.r.): Fabian Rießle, Eric Frenzel und Johannes Rydzek. Dahinter der Österreicher Wilhelm Denifl. © dpa

Pyeongchang. Es war Eric Frenzel, der den magischen Olympia-Moment im Alpensia Stadion von Pyeongchang auf den Punkt brachte. „Wir waren als Team einfach unschlagbar“, sagte der deutsche Fahnenträger. Wenige Minuten zuvor war sich das Trio der deutschen „Dominierer“ nach einem innerdeutschen Sprint um die Verteilung der Podestplätze hinter der Ziellinie überglücklich in die Arme gefallen. Johannes Rydzek, Fabian Rießle und Eric Frenzel schrieben mit dem ersten Olympia-Dreifachsieg für die deutschen Nordischen Kombinierer seit 42 Jahren Geschichte.

Und heilte mit diesem Triumph gemeinsam die Wunden, die das Olympia-Drama von Sotschi vor vier Jahren gerissen hatte. Damals waren Rydzek und Rießle im Zielfinish zusammengerauscht und hatten sich um Gold gebracht, dieses Mal herrschte nach einer perfekten Teamleistung im gleichen Wettbewerb die pure Glückseligkeit bei den Goldgaranten.

Bundestrainer Hermann Weinbuch musste sogar ein paar Tränen verdrücken und ordnete den Erfolg in der Liste der zahllosen Erfolge in seiner Amtszeit ganz oben ein: „1, 2, 3 bei Olympia – das steht schon ganz oben. Ich habe den Jungs gesagt, dass sie Geschichte schreiben können, wenn sie zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen. Und der Plan ist aufgegangen.“

Beim bis dato einzigen deutschen Olympia-Dreifachsieg durch Ulrich Wehling (DDR), Urban Hettich (BRD) und Konrad Winkler (DDR)1976 in Innsbruck war Deutschland noch geteilt. In Pyeongchang war es die uneigennützige Zusammenarbeit von drei potenziellen Siegern in einem Team, die den Erfolg garantierte. „Ich musste im letzten Anstieg mal kurz an Sotschi denken. Damals hätten wir auch Platz eins bis drei haben können, diesmal haben wir es wirklich geschafft. Das ist etwas nicht Alltägliches, was uns da gelungen ist. Und es war am Ende egal, wer gewinnt“, sagte Rießle.

Sotschi-Enttäuschung abgehakt

Johannes Rydzek stand am Ende mit einem Vorsprung von 0,4 Sekunden auf Rießle ganz oben. Weitere 0,4 Sekunden dahinter landete Eric Frenzel auf Platz drei. Der konnte Bronze mit einem Lächeln verkraften, schließlich hatte er im Normalschanzenwettbewerb vor ein paar Tagen den zweiten Olympiasieg seiner Karriere gefeiert. „Es war ein unglaublicher Tag für unsere Sportart. Das macht uns so schnell keiner nach“, schwärmte Rydzek. Nach vier Weltmeister-Titeln im Vorjahr und der Wahl zu Deutschlands Sportler des Jahres erfüllte sich mit Olympiagold sein größter Traum. Vor allem aber konnte er endlich die Enttäuschung von Sotschi abhaken, als er nach der Kollision mit dem letztendlich drittplatzierten Teamkollegen Rießle im gleichen Rennen medaillenlos geblieben war.

In diesem Moment konnte es Johannes Rydzek sogar verkraften, dass seine Freundin den Goldlauf auf den Flughafen von Seoul miterlebte. Sie hatte wegen beruflicher Verpflichtungen in der Heimat vorzeitig abreisen müssen. „Das ist blöd gelaufen“, meinte der Oberstdorfer mit einem Grinsen.

An diesem Abend konnte ihn nichts ärgern, schließlich hätte er vor drei Wochen genau wie seine Teamkollegen nicht einmal von einem solchen Triumph zu träumen gewagt. Die sieggewohnten „Dominierer“ befanden sich im Weltcup kollektiv in einer Krise. Doch beim Trainingslager in Oberstdorf kurz vor Olympia glückte die Trendwende.

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Kombinierer Rydzek gewinnt Gold bei deutschem Dreifach-Sieg

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Freier Autor 25 Jahre weltweit für Nachrichtenagenturen und große Zeitungen unterwegs, 11 Olympische Spiele, zahlreiche Weltmeisterschaften in unterschiedlichen Sportarten und Formel-1-Rennen, Wirtschaftsexperte, Autor für Kinderzeitschriften und Wissenschafts-Seiten, Betreuung von Social-Media-Kanälen

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