Tops und Flops der Spiele - Eric Frenzel, Aljona Savchenko und Bruno Massot begeistern – die Langläufer und Eisschnellläufer enttäuschen

Geschichte und Geschichtchen aus Südkorea

Von 
Lars Becker
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Pyeongchang. Die Olympischen Winterspiele in Südkorea sind Geschichte – wir greifen noch einmal die Hoch- und Tiefpunkte von Pyeongchang auf.

Papa der Spiele – Eric Frenzel: Erst trug er die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier, dann holte er zweimal Gold und einmal Bronze: Eric Frenzel hat nach eigener Aussage „gigantische Olympische Spiele“ erlebt. Als Chef machte der Mann mit dem Spitznamen „Effe“ die deutschen Kombinierer wieder einmal zu Dominierern. Mindestens genauso wichtig wie die Medaillen waren aber die drei Soohorang-Schneetiger, die Frenzel bei der Siegerehrung bekommen hat. Der dreifache Papa kann jetzt jedem seiner drei Kinder Philipp, Leopold und Emma ein Plüschtier schenken.

Anfängerin der Spiele – Elizabeth Swaney: Die US-Amerikanerin Elizabeth Swaney hat sich in Südkorea den großen Traum erfüllt, an Olympischen Spielen teilzunehmen. Und damit weltweit eine Mischung aus Empörung und Bewunderung ausgelöst. Die Freestyle-Skifahrerin nutzte geschickt die Lücken im Qualifikationssystem aus, reiste mit Hilfe eigenen Geldes und einer Crowdfunding-Kampagne zu Weltcups mit möglichst wenigen Teilnehmern, wurde meist Letzte und schaffte es trotzdem für Ungarn (das Land ihrer Großeltern) zu Olympia. Dort fuhr sie wie eine Anfängerin auf Ski durch die Halfpipe.

Bolt der Spiele – Johannes Kläbo:

Bei Sommerspielen war zuletzt immer Sprinter Usain Bolt der Star, bei den Winterspielen übernahm Norwegens Skilangläufer Johannes Kläbo diese Rolle. Der Jungspund gewann nicht nur dreimal Gold und wurde im zarten Alter von 21 Jahren und 114 Tagen zum jüngsten Skilanglauf-Olympiasieger aller Zeiten - er überzeugte auch in Sachen Eigenwerbung. So forderte er Bolt zu einem Sprint-Duell im New Yorker Central Park über 100 Meter heraus. Kläbo auf Ski, Bolt mit Laufschuhen. Man darf gespannt sein, ob der die Herausforderung annimmt.

Legende der Spiele – Ester Ledecka: Die deutsche Snowboard-Silbergewinnerin Selina Jörg hat es schön formuliert: „Das gab’s noch nie und das wird es auch nie wieder geben“. Die Tschechin Ester Ledecka (22) hat bei diesen Winterspielen mit Gold im Super-G der Alpinen und im Snowboard-Parallel-Riesenslalom olympische Geschichte geschrieben. Eine vergleichbare Leistung in zwei so unterschiedlichen Sportarten hat es noch nie gegeben.

Teams der Spiele – Deutschlands Eishockey-Helden und Savchenko/Massot: Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat bewiesen, dass Wunder im Sport möglich sind. Auf ganz anderem Weg erreichte das multinational-deutsche Eiskunstlauf-Paar Aljona Savchenko/Bruno Massot die Herzen. Ihre Kür für die Ewigkeit rührte zu Tränen.

Fangruppe der Spiele – Nordkoreas Armee der Schönheiten: 100 hübsche junge Frauen in exakt gleichen rot-weißen Kostümen schwenkten nordkoreanische Fähnchen im Takt. Die von Machthaber Kim Jong Un nach Südkorea entsandte „Armee der Schönheiten“ sorgte als Fan-gruppe der besonderen Art in olympischen Sportstätten für Aufsehen. So sieht olympischer Frieden aus.

Verlierer der Spiele – die deutschen Eisschnellläufer und Skilangläufer: 46 Jahre alt ist Claudia Pechstein und immer noch die beste deutsche Eisschnellläuferin. Ein Armutszeugnis für den Zustand der Sportart hierzulande. Bei Olympia hatte sie keine Chance auf die Medaillenplätze – genau wie ihre Teamkollegen. Hier muss es einen Neuanfang geben, genau wie bei den ebenso erfolglosen Skilangläufern. Ein Blick zu Gold-Sparten wie der Kombination mit Top-Trainern und einem Trainingsleitfaden vom Nachwuchs bis zur Spitze könnte helfen.

Stimmungskiller der Spiele – die europäischen TV-Sender: Die Olympia-Gastgeber wurden für die mangelnde Stimmung bei Schnee-Sportarten wie dem Skispringen oder der Nordischen Kombination verantwortlich gemacht. Schuld daran waren aber eigentlich die europäischen TV-Sender. Um Quote zu machen, hatten die großen Geldgeber von Olympia Startzeiten am späten Abend durchgesetzt. So wurde Andreas Wellinger bei Kälte und eisigem Wind erst um 0.19 Uhr Ortszeit Olympiasieger. Wer mag da vor Ort noch zuschauen?

Betrüger der Spiele – die russischen Doper: Sie durften bei diesen Winterspielen nicht als Russen antreten, sondern nur als „Olympische Athleten aus Russland“ unter der olympischen Flagge. Das war die Strafe für das aufgedeckte Staatsdoping bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi. In Pyeongchang starteten die Athleten unter Bewährung. Trotzdem wurden Curler Alexander Kruschelnizki und die Bobfahrerin Nadeschda Sergejewa des Dopings überführt.

Freier Autor 25 Jahre weltweit für Nachrichtenagenturen und große Zeitungen unterwegs, 11 Olympische Spiele, zahlreiche Weltmeisterschaften in unterschiedlichen Sportarten und Formel-1-Rennen, Wirtschaftsexperte, Autor für Kinderzeitschriften und Wissenschafts-Seiten, Betreuung von Social-Media-Kanälen

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