Geschichte wiederholt sich doch. Vor drei Wochen hatte Nigel Dawes die Adler Mannheim ganze 0,2 Sekunden vor Schluss zu einem 5:4-Erfolg gegen die Grizzlys Wolfsburg geschossen. Beim Wiedersehen am Sonntag sprach erneut vieles für eine Verlängerung. Dann passte Dawes zu Jordan Szwarz, der Stürmer bescherte der Mannschaft von Trainer Bill Stewart mit dem Tor zum 3:2 (0:0, 1:2, 2:0) den dritten Sieg in Serie in der Deutschen Eishockey Liga. 13,9 Sekunden standen da noch auf der Uhr.
„Heute ist es wirklich fast so gelaufen wie beim letzten Mal“, sagte Szwarz zu seinem Last-Minute-Treffer. Der Kanadier wusste aber, dass im Spiel des Tabellenzweiten nicht alles passte: „Im zweiten Drittel sind wir von unserer Linie abgekommen. Umso besser hat mir unsere Reaktion im Schlussabschnitt gefallen.“

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Die Anfangsphase gehörte Wolfsburg. Luis Schinko tauchte völlig frei vor Felix Brückmann auf, doch der Adler-Torhüter machte unten dicht (4.). „Wir sind schleppend in die Partie gekommen, nach fünf Minuten ist es besser geworden“, sagte Taro Jentzsch in der ersten Pause. Und in der Tat: Mannheim legte die Lethargie ab, Thomas Larkins abgefälschter Schuss war die erste gefährliche Offensivaktion (5.).
Spiel für Jentzsch früh beendet
Gegen das beste Powerplay der Liga ließen die Blau-Weiß-Roten nur die Chance von Trevor Mingoia (7.) zu, danach waren sie wieder am Drücker. Szwarz schoss drüber (13.), Larkin scheiterte an Dustin Strahlmeier (15.), die beste Gelegenheit zur Führung vergab Borna Rendulic. Von Markus Eisenschmid geschickt fuhr der Kroate allein auf Strahlmeier zu, der Puck landete im Fanghandschuh des Grizzly-Goalies (18.). Auch in Überzahl fand Matthias Plachta die Lücke nicht, sein Knaller landete an Strahlmeiers Maske (20.).
Für Jentzsch war die Partie kurz nach dem Pauseninterview beendet. Jordan Murray rammte den 22-Jährigen in die Bande, Jentzsch trug eine Schnittwunde unter dem Auge davon und wird in den nächsten Tagen genauer untersucht. Für volle fünf Minuten durften die Adler in Überzahl ran, 24 Sekunden davon mit zwei Mann mehr. Sie brachten aber wenig bis nichts zustande und mussten froh sein, nicht in Rückstand zu geraten. Fabio Pfohl durfte sich den Puck von der Bande holen, vor dem Tor zog Darren Archibald ab, Brückmann war dran (23.). Mit einem endlich einmal zielstrebig vorgetragenen Angriff griffen sich die Adler die Führung. Ryan MacInnis ließ die Scheibe in der neutralen Zone einfach nur abtropfen, Rendulic warf den Turbo an und verlud auch noch Strahlmeier mit einer sehenswerten Körpertäuschung - 0:1 (29.).
Die Führung gab den Mannheimern keine Sicherheit, im Gegenteil. Sie verloren den Faden und kassierten nur eine Minute später den Ausgleich. Die Adler brachten den Puck auch nach dem x-ten Versuch nicht aus der Gefahrenzone, Schinko ließ sich beim 1:1 nicht zweimal bitten (30). Das Gäste-Team schwamm in der Defensive, Archibald (33.) und Jean-Christophe Beaudin (34.) fanden im glänzend aufgelegten Brückmann ihren Meister. Offensiv fanden die Adler kaum noch statt, Eisenschmids Pfostenkracher (35.) war da die Ausnahme. Tyler Morley hätte Wolfsburg in Führung bringen können, Brückmann klärte spektakulär mit dem Schoner (36.). Da Nico Krämmer in Unterzahl keine Lücke fand, hieß es wenig später 1:2 aus Mannheimer Sicht. Thomas Reichel passte vors Tor, Spencer Machacek netzte ein (39.). Nicht zum ersten Mal fragten sich die Adler-Fans: Wo war da der Gegenspieler? Unterm Strich blieb die Erkenntnis: Als Spitzenteam präsentierten sich die Adler im zweiten Drittel nicht, sie ließen ganze 17 (!) Schüsse zu.
So schlecht diese Phase auch war, so stark meldeten sich die Mannheimer zurück. Nun nahmen sie wieder die Zweikämpfe an, bauten großen Druck auf, waren aggressiver. Stefan Loibl (48.), Mark Katic und Larkin (beide 50.) verpassten den Ausgleich, mit einem extrem starken Schlussspurt verdienten sich die Adler den Dreier aber doch noch. Nach starker Vorarbeit von MacInnis hob Eisenschmid den Puck zum 2:2 ins Netz (58.), 13,9 Sekunden vor dem Ende krallten sich die Adler sogar alle drei Punkte. Dawes passte scharf vor den Kasten, Szwarz drückte die Scheibe zum Sieg über die Linie - der Rest war Jubel.
Unterdessen tauchte beim strauchelnden Titelverteidiger aus Berlin in den vergangenen Tagen der Name von Pavel Gross auf. Der Berliner Boulevard brachte den ehemaligen Adler-Trainer als Nachfolger von Serge Aubin ins Spiel. Die Partie bei den Augsburger Panthern am späten Sonntagabend sei ein „Endspiel“ für den Berliner Meistercoach, der den DEL-Rekordmeister zuletzt zweimal in Folge zum Titel geführt hatte. Im März dieses Jahres war Gross bei den Adlern entlassen worden. Bis 2024 steht der 54-Jährige noch bei den Mannheimern auf der Gehaltsliste, mit denen er 2019 die Deutsche Meisterschaft feierte. Auf Nachfrage dieser Redaktion ist bei den Adlern bislang aber noch keine Anfrage aus Berlin auf dem Tisch gelandet.
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