Fußball

Alles anders bei Eintracht Frankfurt

Vor einem Jahr beklagten die Fans von Eintracht Frankfurt den Last-Minute-Abgang von Topstürmer und die folgende Saison verlief eher holprig. Nun stehen die Vorzeichen anders. Das zeigte das Heimspiel gegen Hoffenheim

Von 
Frank Hellmann
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Dino Toppmöller bewies an der Torwand des ZDF seine Treffsicherheit. © dpa

Frankfurt. Es ist keine steile These oder gar ein heftiger Disput, der vom ersten Auftritt von Dino Toppmöller im ZDF-Sportstudio in Erinnerung bleiben wird. Vielmehr beeindruckte der Trainer von Eintracht Frankfurt mit seinem praktischen Können beim traditionellen Torwandschießen. Ziemlich lässig verwandelte der drahtig gebliebene 43-Jährige in weißen Sneakern ohne Socken gleich viermal - zweimal unten, zweimal oben.

Hugo Ekitiké (links) und Omar Marmoush lassen die Eintracht-Fans auf eine erfolgreiche Saison hoffen. © Arne Dedert/dpa

Von seinen Spielern war der Fußballlehrer nach dem überzeugenden 3:1-Heimsieg gegen die TSG Hoffenheim mit der Forderung auf den Mainzer Lerchenberg geschickt worden, ebenfalls dreimal das Runde ins Runde zu bringen. Vorgabe mit vier Volltreffern übertroffen.

Chefkritiker Hellmann gratuliert Toppmüller zu mitreißendem Spiel

Was vortrefflich zu einem Wochenende passte, an dem die Welt der Adlerträger rosarot strahlte, nachdem in der Vorsaison einiges so grau geraten war, dass Toppmöllers Verbleib trotz Platz sechs in der Liga nicht gesichert schien.

„Wir sind selbst nicht mit den Leistungen zufrieden gewesen. Das bittere Pokal-Aus in Saarbrücken - das ist nicht unser Anspruch gewesen“, gab der Coach im ZDF zu. Erst eine gründliche Aufarbeitung - einschließlich des darauffolgenden Versprechens, das begeisterungsfähige Publikum mit einem aktiveren Spielstil besser anzusprechen - sicherte ihm den Job. Wie zur Bestätigung wartete sein Chefkritiker - Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann - nun im Presseraum, um Toppmöller zum schwungvollen Vortrag gegen Hoffenheim zu gratulieren.

Toppmöller will mehr Spektakel und liefert gleich im ersten Heimspiel

Dino Toppmöller orientiert sich bis heute an seinem Vater Klaus, der zwar vor mehr als 30 Jahren bei der Eintracht mal ein legendäres „Bye, bye Bayern“ ausrief, aber nach der Herbstmeisterschaft 1993/94 noch furchtbar einbrach. „Mein Vater hat mich sehr geprägt, wie er mit seinen Mannschaften Fußball gespielt hat“, verriet der Junior, der im Gegensatz zu seinem väterlichen Vorbild immerhin schon einmal eine ganze Saison bei der launischen Diva vom Main überstanden hat. Er hat begriffen, was von ihm erwartet wird: „Wir erhoffen uns noch mehr Spektakel. Wir wollen mit einer anderen Energie auftreten und das Stadion elektrisieren.“

Bis auf die Fans aus dem Kraichgau hatten die 57 100 Zuschauer lauthals gejubelt, als der Stadionsprecher „den amtlichen Endstand“ verkündete. „Eintracht drei, Hoffenheim null“ brüllte die Menge, die bei solchen Ritualen die Gegentore unterschlägt. Tatsächlich spielte es keine Rolle, dass Andrej Kramaric (54.) zwischenzeitlich traf, denn vorher hatten Hugo Ekitiké (24.) und Hugo Larsson (33.) brillante Umschaltaktionen gekrönt, ehe Omar Marmoush (57.) nach feiner Vorarbeit von Mario Götze die letzten Zweifel beseitigte.

Ekitiké und Marmoush wirbeln in der Offensive

Der dynamische 20-jährige Dampfmacher Larsson will ein „besseres Zusammengehörigkeitsgefühl“ im multikulturellen Kader ausgemacht haben. Vorne gefiel das kongeniale Zusammenspiel des wendigen Franzosen Ekitiké (22) und des trickreichen Ägypters Marmoush (25) die sich instinktiv suchten und fanden. Ein spielintelligentes Duo der Extraklasse, deren Tempo „schwer zu verteidigen ist“, wie Toppmöller anmerkte. Hinten beeindruckten der robuste Däne Rasmus Christensen (27) und der resolute Belgier Arthur Theate (24). Die Leihgaben von Leeds United und Stade Rennes erweckten den Eindruck, als gehörten sie bereits zum hessischen Inventar, wechselten zur Pause problemlos von Dreier- auf Viererkette. „Es sind Jungs dazugekommen, die uns einfach ein Stück besser machen“, sagte ihr Trainer.

Bloß wollte der frühere Assistent von Julian Nagelsmann keinen saisonübergreifenden Bogen über den qualitativen Zugewinn spannen. Er habe aus dem Trainerlehrgang noch diese Weisheit in Erinnerung: „Der Vergleich ist der Tod des Glücks. Daher lasse ich das sein.“ Gleichwohl sieht sein Abwehrchef und EM-Fahrer Robin Koch - von Nagelsmann erneut für die nächsten Länderspiele berufen - aktuell „genug Qualität auf jeder Position“. Auch um vielleicht mehr als nur einen Europa-League-Rang zu erreichen?

Fakt ist, dass die Grundstimmung in Frankfurt eine andere ist als vor einem Jahr. Damals war Toptorjäger Randal Kolo Muani so spät am Deadline Day nach Paris übergesiedelt, dass kein Ersatz zu besorgen war. Nun konnte am letzten Tag des Transferfensters erst der Verbleib von Marmoush und dann die Verpflichtung von Mahmoud Dahoud verkündet werden. Der bei Brighton & Hove Albion überzählige Ex-Nationalspieler soll in Ruhe aufgebaut werden, wenn der Europa-League-Sieger von 2022 in drei Wettbewerben gefordert wird.

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