Sinsheim. Einen Topspieler zeichnet es aus, genau dann zur Stelle zu sein, wenn ihn seine Mannschaft unbedingt braucht. Als Impulsgeber oder Knotenlöser. Und Andrej Kramaric hat diese Fähigkeit beim ersten Hoffenheimer Bundesliga-Heimsieg dieser Saison einmal mehr unter Beweis gestellt. Mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 (45.+2) gab der kroatische Nationalstürmer der TSG im Duell mit dem VfL Wolfsburg zum richtigen Zeitpunkt den Glauben an die Siegchance zurück. Am Ende bejubelten die Kraichgauer nach zuvor vier sieglosen Partien einen wichtigen 3:1-Coup.
„Ich bin total glücklich, dass wir gewonnen haben und ich ein Tor erzielen konnte. Wir haben den Gegner in der Halbzeit gut analysiert und haben dann die Räume perfekt ausgenutzt“, erklärte Kramaric, der seine persönliche Torflaute nach 497 Minuten beendete, und ergänzte: „Der Zeitpunkt meines Treffers war natürlich wichtig. Dadurch hatten wir viel mehr Energie in der zweiten Hälfte.“
Klare Worte von Baumgartner
Der 30-Jährige – der vor der Begegnung „lediglich“ vier Vorlagen in seiner Statistik stehen hatte – ging dabei nach Startschwierigkeiten voran. Vor seiner Großtat per Kopfball schüttelte der Angreifer nach unglücklichen Szenen mehrmals unzufrieden den Kopf. Doch dann platzte erst sein persönlicher Knoten, ehe seine Teamkollegen nachzogen. Christoph Baumgartner (73.) und Pavel Kaderabek (81.) bestraften den Verwaltungsfußball der Wölfe mit weiteren TSG-Streichen – und drehten die Begegnung in der Sinsheimer Arena nach der Wolfsburger Führung durch Ridel Baku (25.) endgültig. „Wir wussten, dass wir uns in einer schwierigen Phase befinden, in der nur Kampf hilft. Der Erfolg war extrem wichtig. Anfangs war das von uns schon ein bisschen Angsthasenfußball“, sagte Baumgartner – er war neben Kramaric ein weiterer Knotenlöser im Hoffenheimer Trikot.
Trainer Sebastian Hoeneß, der lange Zeit nervös durch seine Coachingzone getigert war, erklärte: „Natürlich war das ein Brustlöser, ein Knotenlöser. Den nehmen wir mit, der tut uns gut.“ Der Dreier tat vor allem mit Blick auf das am nächsten Wochenende anstehende Baden-Württemberg-Duell beim VfB Stuttgart gut. Der Coach weiß allerdings genau, dass sein Team noch lange nicht am Limit agiert.
Als Mentalitätsvorbild neben Kramaric diente diesmal Kaderabek, der bei Bakus Treffer schlecht aussah, später aber plötzlich den Schalter umlegte und furios durchstartete. Zunächst glänzte der Tscheche als Vorlagengeber, dann selbst als Vollstrecker. Dazu passt das Fazit von Hoeneß. „Wir wussten, dass wir ein bisschen Leidensweg brauchen würden“, analysierte der TSG-Coach. „Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass wir es heute wollen, dass wir uns es erkämpfen.“
Abseits des Rasens plagen den Verein indes weiter Probleme. Die Hoffenheimer müssen in der Corona-Pandemie noch mehr als andere Fußball-Bundesligisten um die Rückkehr ihrer Fans kämpfen und stehen in der Zuschauer-Tabelle der Liga auf dem letzten Platz. Gegen Union Berlin kamen 8014 Fans, gegen den FSV Mainz 05 waren es 8427 – und am Samstagnachmittag im Duell mit Wolfsburg, das 100 Anhänger mitgebracht hatte, 8523. Zugelassen sind aktuell 15 075 Zuschauer.
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