Motorsport - Gary Paffett reicht der dritte Platz im DTM-Finale für den Meistertitel / Perfekter Abschluss zum Abschied von Mercedes

„Bester Tag meines Lebens“

Von 
Jan Kotulla
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Gary Paffett (vorne) genießt die Sektdusche von René Rast. Der Audi-Pilot hatte den Kampf um die DTM-Krone mit zwei Laufsiegen Schluss spannend gemacht. © dpa

Hockenheim. Die Luftfeuchtigkeit in der Nähe von Gary Paffett erreichte fast 100 Prozent. Der Gesamtsieger des Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) hatte die Sektduschen nach dem Finalrennen auf dem Hockenheimring sichtlich genossen, war keiner Fontäne von Laufsieger René Rast (Audi) und dem Zweitplatzierten Marco Wittmann im BMW aus dem Weg gegangen. „Das ist der beste Tag meines Lebens. Wir sind durch schwere Zeiten gegangen und haben uns das wirklich verdient“, hatte der Mercedes-Pilot noch aus dem Cockpit gefunkt und sich dabei ein paar Tränen aus den Augen gewischt.

Doch nur wenig später setzte der Brite ein Dauergrinsen auf, dass dem 37-Jährigen nicht mehr aus dem Gesicht wich. Zu emotional aus mehreren Gründen war dieser Saisonabschluss. Mit dem Dreifach-Triumph aus Fahrertitel, Team- und Herstellersieg verabschiedete sich Mercedes nach 30 Jahren aus der DTM.

„Won more time“ – noch ein Mal gewonnen – stand auf dem blauen T-Shirt, dass der Meister von 2005 sich kurz nach der Siegerehrung übergezogen hatte. „Es war unglaublich, gegen René zu kämpfen. Sechs Siege in Folge hat es noch nie gegeben“, zollte Paffett seinem härtesten Verfolger im Kampf um die Meisterschaft Respekt. Der Titelverteidiger hatte bereits das Rennen am Samstag gewonnen, der Abstand war geschmolzen und Paul di Resta hatte das Nachsehen. Dabei war der Schotte als Gesamtführender nach Hockenheim gekommen, wurde aber nur Gesamtdritter. „Paul hat Mercedes geholfen, den Herstellertitel zu holen. er kann stolz auf seine Leistung sein“, gab es Trost von Paffett.

Zufrieden durfte aber auch der Champion sein, der dem Druck standhielt und schlussendlich mit vier Punkten Vorsprung vor Rast jubeln durfte. „Ich habe ja im Auto gesagt, dass das der beste Tag meines Lebens ist – natürlich außer meiner Hochzeit“, korrigierte der dreifache Familienvater wohlweislich seinen ersten emotionalen Ausbruch und zog eine persönliche DTM-Bilanz. „Der Titel 2005 kam sehr schnell in meiner Karriere. Vielleicht konnte ich ihn da noch gar nicht so richtig würdigen, denn es hat 13 Jahre gedauert, bis es wieder so weit war“, erklärte Paffett. „Diese Meisterschaft ist die Belohnung für 15 Jahre dauernde Zusammenarbeit mit Mercedes.“ Obwohl die Stuttgarter aus der DTM aussteigen, wird der Brite weiterhin in einem Silberpfeil sitzen, dann in der Formel E.

Glock rätselt über Aufs und Abs

Dass die Tür für Mercedes nicht zugeschlagen ist, machte unter anderem BMW-Motorsportchef Jens Marquardt deutlich. „Ich hoffe, wir haben genügend Zeichen gegeben, damit die Herren in Stuttgart es sich überlegen, der DTM nicht all zu lange fernzubleiben. Und wenn sie zurückkommen, haben wir die Serie noch weiterentwickelt.“ So bald werden die Verantwortlichen bei Mercedes aber nicht umschwenken. „Es ist zwar toll, dass wir Zuspruch erfahren und unser Entschluss bedauert wird, aber die Entscheidung ist gefallen“, erklärte Teamchef Ulrich Fritz, der aber lieber über den Dreifach-Triumph sprechen wollte. „Wir sind super in die Saison gestartet und sind dann doch noch einmal unter Druck geraten. Immerhin haben die Fans einen super-spannenden Tag erlebt“, sprach er den Finalkampf an.

Rast hatte am Start nicht lange gefackelt, sondern flog an Pole-Setter Marco Wittmann vorbei, der Probleme mit der Kupplung hatte. Paffett war auf Rang drei. Er wusste, wenn es so bliebe, würde es reichen. „Marco und René hatten die schnelleren Autos. Für mich ging es darum, meinen Platz zu verteidigen und keinen Fehler zu machen“, erklärte der strahlende Gesamtsieger.

Fragezeichen in den Augen hatte hingegen Timo Glock. Am Samstag war der Mann aus Wersau im Odenwald noch Dritter geworden, am Sonntag reichte lediglich zu Platz zehn. „Wir haben das Auto danach nur sauber gemacht, aber heute war ich der langsamste BMW“, stand der 36-Jährige vor einem Rätsel. Der frühere Formel-1-Pilot ist aber Profi genug, den Siegern zu gratulieren: „Vor René kann man angesichts seiner Serie nur den Hut ziehen und Gary hat einfach den besten Job gemacht.“

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Hockenheim: Das Finale der DTM

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  • Rennen am Sonntag (36 Runden à 4,574 km/164,664 km): 1. René Rast (Minden) - Audi RS 5 DTM 58:03,981 Min.; 2. Marco Wittmann (Fürth) - BMW M4 DTM +3,786 Sek.; 3. Gary Paffett (Großbritannien) - Mercedes-AMG C63 DTM +15,838; 4. Nico Müller (Schweiz) - Audi +17,241; 5. Robin Frijns (Niederlande) - Audi +18,942; 6. Bruno Spengler (Kanada) - BMW +21,004; 7. Augusto Farfus (Brasilien) - BMW +21,460; 8. Philipp Eng (Österreich) - BMW +24,458; 9. Joel Eriksson (Schweden) - BMW +28,683; 10. Timo Glock (Wersau) - BMW +30,003; 11. Mike Rockenfeller (Landschlacht/Schweiz) - Audi +33,406; 12. Loic Duval (Frankreich) - Audi +33,587... 18. Pascal Wehrlein (Worndorf) - Mercedes +44,638.
  • Fahrerwertung (Endstand nach 20 Rennen): 1. Gary Paffett (Großbritannien) - Mercedes-Benz 255 Pkt.; 2. René Rast (Minden) - Audi 251; 3. Paul Di Resta (Großbritannien) - Mercedes 233; 4. Marco Wittmann (Fürth) - BMW 164; 5. Timo Glock (Wersau) - BMW 144; 6. Edoardo Mortara (Italien) - Mercedes-Benz 140; 7. Lucas Auer (Österreich) - Mercedes-Benz 121; 8. Pascal Wehrlein (Worndorf) - Mercedes-Benz 108; 9. Philipp Eng (Österreich) - BMW 102; 10. Nico Müller (Schweiz) - Audi 96; 11. Mike Rockenfeller (Landschlacht/Schweiz) - Audi 87.

Redaktion Sportredakteur

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