Bundesligaserie, Teil 15

Borussia Dortmund: Volles Vertrauen in Kovac

Nach dem Happy End in der vergangenen Saison schaut der BVB nach vorne. Die Hoffnungen ruhen auf dem Coach und auf dem Bruder eines früheren Dortmunder Stars.

Von 
André Fischer
Lesedauer: 
Niko Kovac gelang nach seiner Amtsübernahme im Februar noch die Kehrtwende mit Borussia Dortmund. Das hat ihm Kredit bei den Clubbossen eingebracht. © Bernd Thissen/dpa

Dortmund. Wochen, gar Monate drohte der Super-GAU. Europa war für den BVB gefühlt so weit entfernt wie der Dortmunder Florianturm vom Mond. Am Ende ging dann aber doch noch alles gut. Mit einem beeindruckenden finalen Sprint schaffte Borussia Dortmund auf den letzten Metern den Sprung in die Königsklasse – das Minimalziel. Und nun? Viel mehr, so ehrlich muss man sein, scheint auch in der neuen Saison nicht drin zu sein für den BVB.

Die (leidige) Club-WM – eine Erfolgsgeschichte für Schwarz-Gelb?

Finanziell durchaus ein Glücksfall. Der achtmalige Deutsche Meister kassiert in den USA gut 50 Millionen US-Dollar – umgerechnet also knapp 44 Millionen Euro. Dafür lohnt es sich durchaus, in der Sommerpause durchzukicken. Ordentlich lief es dabei auch auf dem Grün. „Wir haben den BVB, die Stadt Dortmund und die Bundesliga würdig vertreten, sind unter den besten acht Teams der Welt“, bilanzierte BVB-Sportchef Lars Ricken. Und ganz nebenbei stürmte die Marke „Borussia Dortmund“ weiter nach vorne. „Jenseits der klaren Fokussierung auf den Sport haben wir diese Bühne genutzt, um uns als Verein bestmöglich außerhalb des Spielfelds zu präsentieren. Das ist uns von Fort Lauderdale über New York und die Vereinten Nationen bis nach Cincinnati ganz gut gelungen“, freut sich Geschäftsführer Carsten Cramer.

Erst umstritten, dann gefeiert – wann verlängert der BVB mit seinem Trainer?

Gut Ding will Weile haben. Ricken lässt sich mit einer Vertragsverlängerung von Niko Kovac noch Zeit. Die Rückendeckung für den Coach ist im Verein und im Umfeld aber massiv. Wenn man beim Dortmunder Sportboss zwischen den Zeilen liest, scheint es nur eine Frage der Zeit, wann der auslaufende Kontrakt verlängert wird. „Er ist ehrlich, geradeaus, lässt sich nicht verbiegen. Mir war während unseres Kennenlernens deshalb auch schnell klar, dass er nicht nur ein Feuerwehrmann ist, sondern jemand, dem man die Möglichkeit geben muss, eine Mannschaft zu entwickeln.“ Kovac selbst lächelt solche Aussagen freundlich weg, fokussiert sich auf seine Arbeit. Der Kroate ist so was von entspannt.

Wieder ein Bellingham im Signal-Iduna-Park. Nach Jude möchte nun auch Jobe Bellingham zum Unterschiedsspieler des BVB werden. © Bernd Thissen/dpa

Jobe Bellingham – das neue Wunderkind an der Strobelallee?

Der Engländer tritt in Dortmund in die Fußstapfen seines älteren Bruders Jude Bellingham, der im Revier eine unglaubliche Entwicklung nahm und inzwischen bei Real Madrid in Lohn und Brot steht. Schlägt Jobe Bellingham nur annähernd so ein, werden die Dortmunder Fans, die ansonsten sehnlichst auf weitere Transfers warten, viel Freude an dem Dribbelkünstler haben. Und die Chefetage erst. Für mehr als 100 Millionen Euro wechselte Jude 2023 in die spanische Hauptstadt – zum Weltstar gereift. Für Ricken ist der Jüngere schon jetzt ein „außergewöhnlich talentierter Spieler, der trotz seines Alters bereits über eine bemerkenswerte Reife und Spielintelligenz verfügt“. Ob ihm die hohen Erwartungen Flügel verleihen? Ob er will oder nicht: Jobe wird sich an Jude messen lassen müssen.

Schon wieder – was läuft da mit Jadon Sancho?

Der Engländer hat bei Manchester United keine Zukunft mehr. Sein Wechsel zu Juventus Turin galt als sicher, jetzt stockt der Transfer aber. Und nun? Soll angeblich die Borussia wieder mitmischen. Kommt es zur neuerlichen Liaison? Wirklich teuer wäre der 25-Jährige nicht. Angeblich hat United die Ablöseforderungen auf unter 20 Millionen Euro gesenkt. Ein Schnapper.

Sancho soll sogar bereit sein, bei einer Rückkehr in den Pott auf einen Großteil seines fürstlichen Salärs verzichten zu wollen. Der Mann will einfach nur spielen. Nach dem Verkauf von Jamie Gittens zum FC Chelsea und dem verletzungsbedingten Ausfall von Julien Duranville hätte der BVB auf den Flügeln sogar dringend Bedarf.

Emre Can – die Konstante?

Trotz seiner Anfälligkeit für Verletzungen ist Emre Can eine wichtige Stütze dieser Mannschaft, eine Führungspersönlichkeit. Er kann außen wie innen verteidigen, solo oder im Doppel die Sechs besetzen oder sich auf der Acht austoben. Nach der Verletzung von Niklas Süle ist der 31-Jährige gefragter denn je.

Fußballerisch steht er indes nicht gerade für die feinste Klinge, was durchaus ankommt in einer Malocherstadt wie Dortmund. Unbestritten: Sein Wort hat Gewicht. Kovac schenkt ihm darum uneingeschränkt als Kapitän das Vertrauen. „Es gibt keine Gründe, etwas zu verändern.“ Kontinuität ist doch was Feines.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen